Blick in den Innenhof des Landesmuseums, das noch bis Juni 2020 auch ein Ort für Theater, Performances und Kunstinstallationen ist. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Im Rahmen des innovativen Museumsprojekts „Hier geht was!“, das noch bis Juni 2020 läuft, hat die Initiative Freie Tanz- und Theaterszene drei Monate lang das Württembergische Landesmuseum bespielt. Die Bilanz ist gemischt – und die Szene wartet auf die für 2025 geplante feste Spielstätte.

Stuttgart - Mehr als 6o Veranstaltungen sind seit Mitte September über die neue Bühne der freien Tanz- und Theaterszene (FTTS) im Alten Schloss gegangen, von Januar an wird mit dem Festival Imaginale der nächste Kooperationspartner des Landesmuseums in den Ring steigen und das obere Stockwerk bespielen. Die freien Tanz- und Theatermacher sind dann wieder so, wie sie es in Stuttgart gewohnt sind: Aufführungsnomaden. Denn die feste Spielstätte, die als Erweiterungsbau neben dem Theaterhaus entstehen und eine Bühne sowie Probenräume für die freie Szene beherbergen soll, ist in weiter Ferne. „Im Januar soll die finale Präsentation der Entwürfe stattfinden, welche die Architekturbüros für den Wettbewerb eingereicht haben“, sagt FTTS-Geschäftsführerin Laura Oppenhäuser.

Bis das Haus dann steht und bespielbar sein wird, wird es wohl noch gut fünf Jahre dauern. Eine Zeit, in der dank der Mittel der Bundesinitiative Tanzpakt und des Beitrags der Stadt verstärkt temporäre Spielorte geschaffen und der Dialog mit dem Publikum intensiviert werden soll. Die erste FTTS-Offensive im Alten Schloss kam mit der Fülle an Angeboten allerdings doch etwas überraschend. „Es hat Zeit gebraucht, bis es sich herumgesprochen hat und man nun mit dem Landesmuseum einen Ort für die darstellende Kunst verbindet“, sagt Laura Oppenhäuser. „Die Auslastung lag bei rund 40 Prozent, womit wir für den Moment erst einmal nicht unzufrieden sind“, so die Bilanz der FTTS-Geschäftsführerin. Viele Vorstellungen seien gut bis sehr gut besucht gewesen. „Die Zuschauerzahlen sind im Laufe der Zeit tendenziell angestiegen.“

Eine Kooperation mit dem Theaterhaus ist denkbar

Geballt konnte man auf der Bühne im Landesmuseum in den vergangenen Monaten Ensembles aus Stuttgart und der Region sowie sehr unterschiedliche Inszenierungen entdecken; allein im Dezember standen Improvisationsabende, Kinderstücke, Musikproduktionen und Figurenspiel auf dem Programm; die Latte für den nächsten Spielort liegt also hoch. „Dass wir auftauchen und wieder verschwinden, ist für das Publikum nicht leicht. Die Frage ist, wie wir an unterschiedlichen Orten dieses Format verstetigen können. So eine Art des Zu-Gast-Seins wie im Alten Schloss ist natürlich viel wünschenswerter“, sagt Oppenhäuser zu den wechselnden Spielorten.

Ob bereits jetzt eine Präsenz der freien Szene in der unmittelbaren Nähe zum zukünftigen Spielort am Pragsattel sinnvoll wäre, darüber wird unter den betroffenen Künstlern sicherlich diskutiert werden. Thema wird dann auch die Frage sein, inwiefern eine Kooperation beispielsweise mit dem Theaterhaus denkbar sein könnte und sich vielleicht auch mit Hilfe der Tanzpakt-Mittel finanzieren ließe. Sicher ist, dass ihr mehr Konstanz in der Geschäftsführung guttun würde. Nach Anika Bendel hat auch Nora Auth, die sich die Stelle der Geschäftsführung mit Laura Oppenhäuser teilte, nach der Probezeit die freie Szene wieder verlassen.

Derzeit läuft die Suche nach einer Nachfolgerin. „Auf dieser Stelle kann man viel gestalten, sie bringt aber auch viel Arbeit mit sich und erfordert viel Engagement“, sagt Laura Oppenhäuser, die sich über erste Erfolge freut: Die freie Szene trete durch die neue Organisationsform und finanzielle Unterstützung geschlossener und mit einem neuen Gefühl der Stärke auf; auch die Arbeitsbedingungen seien für alle fairer geworden.