Bundesweit einzigartig: im Lorettobad sind Frauen unter sich und können oben ohne schwimmen. Die männerfreie Zone schätzen auch muslimische Besucherinnen. Foto: dpa

Oberbürgermeister Dieter Salomon hat wenig Verständnis für Musliminnen, die sich im Freiburger Damenbad nicht zu benehmen wissen. Im einzigen Frauenfreibad Deutschlands wird wegen der aggressiven Stimmung männliches Personal eingesetzt.

Freiburg - Die Ruhe ist dahin im Freiburger Lorettobad. Seit streitlustige Musliminnen Deutschlands einziges Frauenfreibad in Beschlag genommen haben, ist nichts mehr wie früher. Mit einer neuen Badeordnung, die vorsieht, dass auch männliches Personal regelmäßig eingesetzt wird, sollte die Lage entschärft werden. Doch nicht alle finden es gut, dass künftig verstärkt Männer am Rande des Beckens auf barbusige Frauen oder Musliminnen ohne Schleier schauen können. Eine Online-Petition fordert die Abschaffung der männlichen Bademeister auf dem Terrain der Frauen, bisher wurden 800 Unterschriften gesammelt.

Die Aufregung um die geänderten Regeln kann Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon nicht nachvollziehen. „Wenn ich nach Saudi-Arabien fahre, muss ich mich auch anpassen, ich kann doch nicht mit Schuhen in eine Moschee hinein“, sagt der grüne Rathauschef und lobt die präzisierte Badeordnung. Es sei deutlich gemacht worden, dass Frauen weder in Straßenkleidung ins Wasser dürfen noch Grillgelage auf der Liegewiese erlaubt seien. Der Einsatz von männlichem Personal komme bei den Stammbesucherinnen bestens an, versichert Salomon und weist die Vorwürfe, die Wünsche der Musliminnen zu ignorieren, weit von sich. „Die Baderegeln gelten für alle Frauen, auch die Musliminnen müssen sich daran halten“, sagt Dieter Salomon. Das habe mit Diskriminierung gar nichts zu tun. „Entweder sie akzeptieren die Regeln oder sie gehen woanders hin.“

Ärger mit den strenggläubigen Musliminnen aus dem Elsass

Weil es in der vergangenen Saison immer wieder zu Konflikten und schließlich zu Handgreiflichkeiten unter den Besucherinnen gekommen war, musste sogar die Polizei anrücken. Etliche strenggläubige Musliminnen aus dem Elsass legten sich mit den Musliminnen an, die seit vielen Jahren aus dem Freiburger Raum in das kleine Bad kommen. Der Ärger mit den Neuen, die in großen Gruppen anreisten und sich nicht zu benehmen wussten, eskalierte. Es wurde ein Sicherheitsdienst eingesetzt und Oberbürgermeister Dieter Salomon schaute mit etlichen Begleitern im September selbst nach dem Rechten. Ausnahmsweise durfte eine größere Männerdelegation in das Oben-Ohne-Paradies. „Das ist ein Kleinod, das Bad ist längst Kult geworden“, schwärmt Salomon über die historische Anlage mit ihren Holzkabinen und dem alles überragenden Walnussbaum. Erbaut wurde das Bad vor 175 Jahren und war anfangs ein Erholungsort nur für Männer. Der Damentrakt kam erst gut vier Jahrzehnte später dazu.

Bemüht, die Konflikte zu lösen und den Medienrummel zu beenden, ist der Freiburger Bäderchef Oliver Heintz. „Wir wollen niemanden ausschließen“, sagt er diplomatisch und hat Verständnis für die Nöte der muslimischen Stammgäste, die den männerfreien Raum aus religiösen Gründen geschätzt haben. Sie sind jetzt sauer, weil die Folgen des Fehlverhaltens der anderen auch sie treffen. „Es wird nach Kräften weibliches Personal eingesetzt“, versichert der Bäderchef, allerdings seien jede Woche auch mehrere Dienste mit Männern besetzt. Wer Bademeister vermeiden wolle, könne täglich an der Kasse den Schichtplan telefonisch abfragen und sich erkundigen, ob männliches oder weibliches Personal im Einsatz ist.

Kindergewirbel passe nicht in den Damentrakt

Ebenfalls neu sind Einschränkungen beim Alter der kleinen Besucher. Durften bisher Kinder bis sechs Jahre in das Bad hinein, so sind jetzt nur noch Kinder bis drei Jahre erlaubt. Zu viel wurde getobt und geschrien, dabei soll das Lollo, wie das Bad von den Stammbesucherinnen genannt wird, ein Ort der Entspannung und Erholung sein. Kindergewirbel passe nicht in den Damentrakt, sagt Oliver Heintz, die quirligen Kinder seien oft nur schwer zu bändigen. Im angrenzenden Familienbad gebe es einen schönen Kinderbereich, der jederzeit genutzt werden könne, schlägt der Geschäftsführer vor. Durch eine Tür geht es vom intimeren Areal für die Frauen zur weitläufigen Anlage für alle.

Von Schlägereien und Streits blieb das Lollo in dieser Saison bisher verschont. „Es läuft gut“, sagt Oliver Heintz, ab Anfang August werde weiteres weibliches Personal zur Verstärkung eingestellt. Außerdem gebe es noch jeden Samstagvormittag Frauenschwimmzeiten in einem Freiburger Hallenbad. Auch dort würden Musliminnen mitschwimmen, auch dort seien immer mal wieder Männer als Bademeister im Einsatz. Religiös-kulturelle Probleme habe es keine gegeben – nur einmal die Anfrage, ob die große Glasscheibe zwischen dem Foyer und der Schwimmhalle nicht abgehängt werden könne, um die Frauen vor Männerblicken zu schützen. Die Scheibe blieb da, wo sie war.