Frank Stäbler sagt, er rechne keine Minute mit einer erneuten Absage. Foto: Jacqueline Fritsch

Frank Stäbler, der Weltklasse-Ringer aus Musberg, hat Weihnachten viel und gut gegessen, obwohl er weiß, dass für Olympia bald wieder acht Kilo runter müssen. Wie schafft er das?

Musberg - Für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr muss Frank Stäbler acht Kilo abnehmen – schon wieder. Den „Weg durch die Hölle“, wie er es nennt, hat er für die Olympia-Qualifikation schon vergangenes Jahr gemacht. Trotzdem gab es bei dem Ringer-Star aus Musberg in der Vorweihnachtszeit jeden Nachmittag ein paar Lebkuchen. „Ich trainiere so viel, ich verbrenne ungefähr 6000 Kalorien pro Tag“, erklärt er.

Mit 67,0 Kilogramm will Frank Stäbler am 4. August 2021 auf der Waage stehen. „Ich sage immer: kein Gramm dem Gegner“, erklärt Stäbler. Denn jedes Gramm weniger würde ihm wertvolle Kraft rauben. Die brauche er, um seine Karriere mit Olympischem Gold zu beenden. Bei dem Wettkampf im kommenden Sommer gelten andere Gewichtsklassen für das Ringen als etwa bei Welt- und Europameisterschaften. Deshalb muss er wieder von seinen 75 Kilogramm auf 67 runter.

„Aber ich lebe lieber jetzt und leide dann drei Monate“

Wie geht er vor? „Es gibt zwei Herangehensweisen beim Abnehmen“, sagt Stäbler, „man kann dauerhaft ein bisschen leiden, damit das Grundgewicht runtergeht. Aber ich lebe lieber jetzt und leide dann drei Monate so richtig“. Und Leben heiße für ihn auch, alle Vorzüge der Adventszeit zu genießen. Seine Frau, seine Mutter und seine Oma haben fleißig Plätzchen gebacken. „Und Lebkuchen, die liebe ich“, sagt er. An Weihnachten gab es traditionell Fondue – mit selbst gemachten Soßen der Großmutter. „Die sind sehr ungesund, aber sehr lecker.“

Weil Frank Stäbler weiß, wie es ist, wenn er in der Abnehmphase wieder kein Gramm Zucker essen darf und sich an strenge Regeln halten muss, schmeckt ihm jetzt jede Mahlzeit doppelt so gut. „Ich freue mich unglaublich auf gutes Essen und darauf, nicht auf die Waage achten zu müssen“, sagt er. Er räumt aber ein, dass seine Familie kaum auf ein festliches Essen verzichtet hätte, hätte die strenge Abnehmphase bereits begonnen. „Sie sagen immer: Da musst du stark genug sein“, sagt er, „aber das bin ich auch, weil man ja für einen viel größeren Traum leidet: Um nachher als Champion zu leben“.

Kein Zucker mehr, keine Kohlenhydrate am Abend

Frank Stäblers nächstes Etappenziel ist die Europameisterschaft im Februar. Zurzeit arbeitet er noch daran, die Nachwirkungen seiner Corona-Erkrankung in den Griff zu bekommen. Etwa von Mitte April an wird es dann ernst mit dem Abnehmen für Olympia: kein Zucker mehr, keine Kohlenhydrate am Abend, nur noch Wasser mit Zitrone oder Ingwer trinken und viel, viel trainieren. „Letztes Jahr haben Experten gesagt, dass es nicht gut geht, wenn ich so viel abnehme“, sagt Stäbler, „mit den letzten zwei Kilo bin ich unter vier Prozent Körperfett gesunken, das ist nicht normal“. Aber es ist gut gegangen. Er hatte auch mit acht Kilogramm weniger die Kraft, sich für Olympia zu qualifizieren. „Und es wird auch noch mal reichen“, sagt er zuversichtlich.

„Oder ich muss am Ende noch mit Maske ringen“

Jeden Tag bereite er sich auf seinen „letzten Tanz“ vor. Zweifel, dass die Olympischen Spiele wegen der Corona-Krise im kommenden Jahr erneut nicht stattfinden könnten, hat der Ringer nicht. „Vielleicht wird es ohne Zuschauer sein, oder ich muss am Ende noch mit Maske ringen, aber am 4. August wird meine Karriere enden, egal was passiert“, sagt er. Während andere Sportler laut Stäbler befürchten, sie könnten sich völlig umsonst auf den großen Wettkampf vorbereiten, lässt der Musberger diesen Gedanken nicht zu. „Wenn ich auch nur ein Prozent Zweifel habe, habe ich nicht die Kraft, das zu schaffen“, sagt er. In dieser Mentalität sieht er einen Vorteil für sich im entscheidenden Kampf: „Wenn der Tag kommt, werde ich bereit sein.“