David Bowie hat in seinen Songs mehr als einmal den Mond und das Weltall besungen. Foto: dpa

Wer eine Pop-Playlist zum 50. Jahrestag der Apollo-11-Pioniertat basteln will, findet eine ganze Menge Lieder über Weltall, Mond und Sterne. Das beschwingteste ist von Sinatra, einige der besten hat Bowie gesungen. Und auch Raumfahrt-Kritik sollte rein.

Berlin - Er hat den „Starman“, eine „Space Oddity“ und den „Moonage Daydream“ besungen, nach „Life On Mars“ gefragt, sich als Alien-Rocker Ziggy Stardust inszeniert - und sein letztes Album in düsterer Stimmung „Blackstar“ benannt. Es ist wohl keine Übertreibung, dass die Pop-Ikone David Bowie (1947-2016) von Weltall und Mond, Sternen und Planeten besessen war.

Nur logisch also, dass diese Lieder in einem Soundtrack zum 50. Jahrestag der Mondlandung nicht fehlen dürfen. Daneben passen in eine solche Jubiläums-Playlist Stücke von Van Morrison („Moondance“/1970), Elton John („Rocket Man“/1972), Pink Floyd („The Dark Side Of The Moon“/1973), The Police („Walking On The Moon“/1979), Brian Eno („Apollo: Atmospheres & Soundtracks“/1983) oder R.E.M. („Man On The Moon“/1992). Und man kann sich ein die irdische Schwerkraft verspottendes „Moonwalk“-Video von Michael Jackson anschauen.

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Bowie landet mit „Space Oddity“ 1969 einen Hit

Besonders schön ist aber halt doch die Analogie von Bowies erstem großen Hit zum welthistorischen Ereignis Apollo 11: Am 11. Juli 1969 brachte der bis dahin erfolglose britische Sänger passgenau die Single „Space Oddity“ heraus - wenige Tage danach, am 20. Juli (dem 21. Juli nach mitteleuropäischer Zeit), betrat der US-Amerikaner Neil Armstrong als erster Mensch den Erdtrabanten.

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Bowies Lied vom Raumfahrer, der am Ende hoffnungslos durchs All treibt, berührt bis heute: „Ground Control to Major Tom/Your circuit’s dead, there’s something wrong/Can you hear me, Major Tom?“. Das war zwar kein bewusster Vorgriff auf den historischen Moment wenige Tage nach Veröffentlichung der Single, sondern eher von Stanley Kubricks Filmepos „2001 - A Space Odyssey“ (1968) inspiriert. Aber Bowie erinnerte in seinem traurigen Text daran, dass ein riskantes Unternehmen wie die Mondlandung auch furchtbar schiefgehen kann - immerhin waren bei einer Vorgänger-Mission am 27. Januar 1967 drei Astronauten elend gestorben.

Edle Vinylsingle-Box zum Jubiläum

„Das Lied wurde dann, vielleicht auch eher zufällig, von der BBC als Hintergrundmusik verwendet zur Übertragung der Bilder von der Landung auf dem Mond“, sagte der Pophistoriker Bodo Mrozek („Jugend - Pop - Kultur“, „Popgeschichte“) kürzlich im Deutschlandfunk. Der britische Sender verzichtete freilich darauf, den pessimistischen Song zu spielen, bevor die Raumkapsel wieder sicher auf der Erde gelandet war. Bowie habe letztlich vertont, „dass wir ganz allein sind im Universum mit unserer kleinen Kugel Erde“, schlussfolgerte Mrozek. So sei aus Popkultur Gegenwartskunst geworden.

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Bowies Nachlassverwalter haben die Gelegenheit, das Lied mit dem Raumfahrtjubiläum zu verknüpfen, nicht verstreichen lassen. Das Label Parlophone brachte soeben eine edle Vinylsingle-Box heraus, die auch einen neuen Song-Remix des langjährigen Bowie-Weggefährten Tony Visconti enthält. Zudem wurde die Website „Space Oddity x Unlock The Moon Experience“ online gestellt. Und am 20. Juli soll ein „Space Oddity“-Video im Rahmen der Show „Apollo 11: A 50th Anniversary Celebration“ Premiere feiern.

Zur Playlist gehört auch Kritik an der Mondlandung

Mag Bowies „Weltall-Merkwürdigkeit“ (eine wörtliche Übersetzung des Songtitels) heutzutage mit der ersten Mondlandung am engsten verbunden sein - näher dran an den damaligen Raumfahrern war wohl ein populärer Sänger aus den heimischen USA mit dem beschwingt-naiven „Fly Me To The Moon“.

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So sollen die Astronauten der Apollo 10 im Mai 1969 die Studioaufnahme von FRANK SINATRA während ihres Fluges in die Mondumlaufbahn gehört haben. „Und auch der Apollo-11-Besatzung dürfte das Stück ein Leben lang in Erinnerung geblieben sein: Es wurde von der Bodenstation per Funk an Bord übermittelt und war so während der weltweiten Fernsehübertragung der Mondlandung zu hören“, schrieb ein Musikexperte in der Zeitung „Die Welt“.

Ein kritisches Lied gehört übrigens auch auf die Playlist zum 50. Jahrestag der Pionierleistung von Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins. Mit „Whitey On The Moon“ thematisierte der afroamerikanische Song-Poet Gil Scott-Heron 1970 das aufwendige Streben der weißen US-Mehrheitsgesellschaft nach Weltraumbeherrschung und die gleichzeitige bittere Armut vieler Schwarzer. Der wütende Song tauchte erst kürzlich im Raumfahrtfilm „Aufbruch zum Mond“ (2018) mit Ryan Gosling in der Armstrong-Rolle auf.