Max Verstappen (li.) ist auf der Rennstrecke derzeit der härteste Rivale von Weltmeister Lewis Hamilton. Foto: Getty Images

Die Formel 1 verabschiedet sich nach spektakulären Rennen in die Sommerpause – und hinterlässt wichtige Erkenntnisse für das Titelrennen. Welche? Wir haben die drei wichtigsten zusammengetragen.

Budapest - Sommerpause, endlich. Eine Woche dürfen die Rennfabriken der Formel 1 noch offen bleiben, dann ist Schicht. Erst am letzten August-Wochenende geht die Königsklasse in Spa-Francorchamps in die entscheidende Phase.

Sommerpause, schade eigentlich. Der Große Preis von Ungarn hat mitsamt den vorangegangenen Rennen Lust auf noch mehr beste Motorsport-Unterhaltung gemacht. Und gezeigt, dass es nach vier Dramen in Folge nur noch spannender werden kann. Diese drei Faktoren können diese Saison entscheiden:

Das Generationen-Duell

Lewis Hamilton hat seine Sommergrippe drei Tage lang ausgeschlafen, war in Ungarn auf den Punkt topfit für das Duell mit Max Verstappen. Musste er auch sein. 20 Sekunden in den letzten 20 Runden aufholen, das ist auch für einen Champion kein leichter Job. Und dann auch noch einen überholen, der in der Form seines Lebens ist. Hamilton hat es geschafft, sogar früher als prognostiziert. Hinterher alberte er über sein hohes Alter (34) und seinen ewigen Kritiker Nico Rosberg. Dem empfiehlt er, einfach auf die Ergebnisse zu gucken: „Es gibt ja einige Fahrer, die nicht solche Resultate erzielt haben . . .“ Aber die Konzentration gilt eigentlich ja der Auseinandersetzung mit dem 21 Jahre alten Gegenspieler Max Verstappen: „Viele haben uns beide ja immer nur verglichen. Deshalb bin ich froh, dass wir mal miteinander kämpfen konnten. Ich hoffe, es gibt noch viele solche Duelle.“

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Der Brite und auch der Niederländer definieren sich über solche Zweikämpfe: „Ehrlich gesagt gibt es als Rennfahrer kein besseres Gefühl, wenn du ein Rennen gegen einen starken Fahrer in Bestform fährst.“ Fernando Alonso twitterte aus der Ferne ein „Dankeschön für die gute Show über 70 Runden“ an beide. Max Verstappen, der nun bis Ende 2020 bei Red Bull Racing bleibt, ist nach der ersten Pole-Position seiner Karriere zusätzlich beseelt. Er fährt am Limit, aber er macht es umsichtig. Ein rasender Reifeprozess, den er in der ersten Saisonhälfte absolviert hat, und mit dem er jetzt trotz 69 Punkten Rückstand auf Hamilton durchstarten kann. Die Auseinandersetzung mit Hamilton nutzt er als Sparring. Sein erster Titel ist nur eine Frage der Zeit.

Die taktische Finesse

Sieben Runden lang haben sie bei Mercedes diskutiert, am Kommandostand, in der Box, in der Datenzentrale in England, ob man Hamilton noch einmal reinholen und auf einen Schlussspurt mit frischen Reifen setzen soll. Vormittags hatte man die Variante schon einmal diskutiert, aber in der Hitze des Rennens ist alles anders. James Vowles, der Chefstratege, ging volles Risiko. Da war noch der Bammel von Hockenheim, wo die Strategie ziemlich in die Hosen ging. Der Brite blieb hart, der Sieger entschuldigte sich später umgehend für seine Zweifel am Harakiri-Auftrag. Als Hamilton aber vier Umläufe lang nicht die geforderte Sekunde pro Runde auf den Red Bull aufholte, gebrauchte die Box eine Notlüge, dass alles nach Plan laufe. Teamchef Wolff: „Lewis muss man nur einen Köder hinwerfen, dann kannst du sicher sein, dass er darauf anspringt.“

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Gut möglich, dass diese Finte über den WM-Titel entschieden hat. Red Bull Racing ist auf vielen Strecken jetzt ebenbürtig mit Mercedes, und im Herbst kommt noch ein Motorenupgrade. Da entscheiden Nuancen, aber auch die Routine und das Teamplay. Die Taktik von Mercedes drückte Verstappens Strategen an die Wand. Vowles, der auf dem Podium den Mannschaftspokal abholen durfte, verzieht sich jetzt erst mal mit seinem Motorrad in die Alpen, ohne Rundenvorgabe.

Das Ferrari-Tief

Zweiter in der Konstrukteurs-Wertung, aber zum wiederholten Male nur dritte Kraft auf der Rennstrecke. Es ist eine Flucht in die Sommerpause, aber eigentlich müssten sie in Maranello durcharbeiten. Mit den Hochgeschwindigkeitspisten Spa und Monza kommen zwei Strecken, bei denen das Blass-Rot der bisherigen Saison wenigstens aufpoliert werden könnte. Zu retten ist das Jahr kaum noch. Das Mantra des Sebastian Vettel klingt so: „Es ist klar, dass wir nicht da sind, wo wir sein wollen.“ Konkreter: „Wir haben eins auf die Mütze bekommen, das schmerzt.“ Er ist Dritter geworden mit einem ordentlichen Comeback im Rennen gegen den Teamkollegen Charles Leclerc, weil er nicht aufgegeben hat. Aber dafür fährt er schließlich nicht Formel 1.

Um halbwegs zufrieden zu sein, war der Rückstand von Ferrari auf Mercedes und Red Bull einfach zu riesig. In der WM sind es schon 94 Zähler auf Hamilton. An Vettels Motivation und Fahrkünsten, das haben die beiden letzten Rennen gezeigt, kann es nicht liegen. Es ist das Auto, klar. Aber das offen zu kritisieren gilt in Maranello als Blasphemie. Vettel sagt daher: „Das gibt uns zu denken. Wir haben noch viel, viel Arbeit vor uns. Die Lücke nach vorn ist viel zu groß. Keiner von uns wird in der Sommerpause abschalten können.“ Denn: Nur auf den Geraden schnell zu sein, bringt keinen Titel.