Stuttgarts Vorzüge kommen in der überregionalen Außenwirkung derzeit zu kurz – die Meinungen, wie man darauf reagieren muss, gehen auseinander. Foto: 7aktuell.de/Max Kurrer

Viele machen sich große Sorgen um die Außendarstellung der Landeshauptstadt. Angesichts der Diskussionen um Staus, Feinstaub, Fahrverbote oder Baustellen fordern sie eine Imagekampagne. Der Chef-Werber hält das für „rausgeschmissenes Geld“.

Stuttgart - Die kleine Geschichte wird von Gastronomen und Händlern der Stuttgarter Innenstadt immer wieder gerne erzählt. Die von den Schweizer Gästen, die eigentlich zum Einkaufen nach Stuttgart wollen, aber bereits vor Erreichen der Landeshauptstadt auf Schilder treffen, die den Feinstaubalarm verkünden. Und dann, ortsunkundig und verunsichert ob des Begriffs, lieber das autobahnnahe Breuningerland ansteuern. Und künftig die Region komplett meiden.

Dass es wirklich so viele Gäste sind, die Stuttgart verloren gehen, ist nicht belegt. Tatsächlich steigen die Übernachtungszahlen weiter. Doch deutlich wird auch, dass sich immer mehr Menschen Sorgen um den guten Ruf der Stadt machen. Seit einiger Zeit wird Stuttgart überregional vor allem in Verbindung mit der Bahnhofsbaustelle, Feinstaub, Staus und Fahrverboten genannt. Das verursacht Schaden, glauben viele.

Das ist in dieser Woche auch bei der Podiumsdiskussion Mittendrin unserer Zeitung zum Thema Zukunft des Handels deutlich geworden. Die meisten Besucher und Experten waren sich da einig, dass Stuttgart dringend etwas für seinen Ruf tun muss und darüber hinaus eine Art Masterplan braucht, wie die Zukunft aussehen soll. „Wir brauchen dringend eine Imagekampagne, wenn die Leute weiterhin hierher kommen sollen“, fordert etwa Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbandes Baden-Württemberg.

Dellnitz erwartet klare Ziele

„Ich kann solche Hilferufe gut verstehen“, sagt Touristikdirektor Armin Dellnitz. Er bestätigt, dass das Image der Stadt derzeit „angekratzt und verbesserungswürdig“ sei. Positive Aspekte wie etwa die hochklassige Kulturlandschaft würden durch negative Themen überschattet. „Die Bausteine, die wir zuletzt häufig in den Medien gesehen haben, waren vor allem Lärm, Verkehr, Feinstaub, Stuttgart 21 oder Fahrverbote“, so der Chefwerber der Stadt. Dagegen anzukämpfen, ist gar nicht so einfach.

Doch eine Imagekampagne hält er für falsch. „Das wäre rausgeschmissenes Geld“, sagt Dellnitz. Der Ruf einer Stadt bilde sich über Jahre hinweg – und genauso benötige man Jahre, um ein negatives Image wieder zu korrigieren. „Leider ist das nicht so einfach, dass man das schnell mal mit einer Kampagne erledigt. Das hat keine nachhaltige Wirkung“, sagt er. Vielmehr sieht er in den derzeitigen Problemen eine große Chance – nämlich dann, wenn es gelingt, sie zukunftsweisend zu lösen. „Das könnte man mit authentischen Maßnahmen begleiten und so nicht mehr als Beispiel für Stau und Verkehr stehen, sondern für Lösungen.“

Viele Mitspieler, aber kein roter Faden

Dafür allerdings bräuchte es einen klaren Plan, wie die Stadt in einigen Jahren aussehen soll. „Es gibt derzeit so viele Gruppierungen wie noch nie, die sich mit dieser Frage befassen“, freut sich Dellnitz. Aber: „Es kommt mir noch vor wie eine vorbereitende Phase. Es gibt noch keinen roten Faden.“ Das mache auch die Kommunikation nach außen schwierig. Die Ausgangslage sei gut, aber es müsse eine Art Steuerungsgruppe her, die das große Ziel formuliert, allen Akteuren klare Aufgaben zuteilt und die Umsetzung regelmäßig kontrolliert. Oder, wie es ein Teilnehmer der Diskussionsrunde formuliert hat: „Mit einem Expressbus kommt man nicht weit. Wir brauchen weitergreifende Ideen.“

Dellnitz sieht große Chancen für die Zukunft, wenn die Stadt diesen Schritt schafft. „Dann wäre Stuttgart ein Ort, an den man kommt, um zu sehen, wie intelligente Mobilität funktioniert. Wie die Vernetzung mit einem attraktiven Einzelhandel, hoher Aufenthaltsqualität und einer starken Wirtschaft klappt.“ Doch derzeit, da sind sich viele Beobachter einig, ist die Stadt davon noch viel zu weit entfernt.