Auch in Corona-Zeiten soll der Unterricht klar definiert sein. Foto: dpa/Ina Fassbender

Der Unterricht in Corona-Zeiten stellt Lehrer, Schüler und Eltern vor große Herausforderungen. Die Grünen richten nun Forderungen an Kultusministerin Susanne Eisenmann vom schwarzen Koalitionspartner.

Stuttgart - Grünen-Landtagsfraktionschef Andreas Schwarz fordert klare Regeln für das Lernen zu Hause in Corona-Zeiten und setzt damit Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) unter Druck. „Wenn das Klassenzimmer ins Netz verlegt wird, müssen dieselben Regeln gelten wie in der Schule“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „Der Unterricht muss klar definiert werden, das heißt beispielsweise, interaktiven Unterricht, eine Anwesenheitspflicht von Lehrern und Schülern und eine Benotung nach einheitlichen Standards einzuführen.“ Bislang gibt es für die seit Wochen anhaltenden Heimlernphasen der Schüler keine Noten.

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Eisenmann hatte angekündigt, dass alle Jahrgangsstufen nach den Pfingstferien, also ab Mitte Juni, im wöchentlichen Wechsel Fernunterricht erhalten und in den Schulen unterrichtet werden sollen. Die Grundschulen sollen bis Ende Juni vollständig öffnen - ohne Abstandsgebote. Mit den Pfingstferien gebe es eine Vorlaufzeit. „Die muss genutzt werden, um Maßnahmen vorzubereiten“, mahnte Schwarz. „Ich erwarte außerdem, dass die Schulen rechtzeitig vorab informiert werden, was nach den Ferien auf sie zukommt.“

Schwarz bezog sich auf die Forderungen von Eltern, Schülern und Lehrer, die sagten, sie bräuchten klare und verbindliche Regeln. Das könne er nachvollziehen. Er erinnerte daran, dass es im Südwesten zwei neue Bildungsinstitute gibt, das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) und das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW). „Das Kultusministerium muss die beiden neu gegründeten Qualitätsinstitute beauftragen, die Schulen praxisnah zu unterstützen und für die Herausforderungen fit zu machen.“

Kein Schüler darf abgehängt werden

Zudem müsse die Versorgung der Schüler mit digitalen Endgeräten sichergestellt werden, damit niemand abgehängt werde. „Vielleicht müssen die Ferien auch verstärkt für Weiterbildungsangebote für Lehrer genutzt werden.“ Schwarz regte auch an, für Präsenzunterricht an den Schulen in größere Räume zu gehen, um größeren Abstand halten zu können. „Ich schlage vor, kommunale Einrichtungen - von Gemeindehallen, Gemeindehäusern bis zu Stadthallen - dafür zu nutzen.“ Die Hausaufgaben im Kultusministerium seien groß.

Kultusministerin Eisenmann ist auch Spitzenkandidatin der CDU zur Landtagswahl 2021 und damit Herausforderin von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Ihr war jüngst vorgeworfen worden, die Öffnung der Kitas überhastet angekündigt und schlecht vorbereitet zu haben. Eisenmann hatte entgegnet, dass die Kitas - im Gegensatz zu den Schulen - nicht Sache des Landes, sondern die der Kommunen sind.

„Kein Anschluss unter dieser Nummer“

Schwarz meinte dazu: „Ich kann den Wunsch verstehen, dass die Kita-Leitungen und die Erzieher einen klaren Rahmen zur Kinderbetreuung haben wollen. Es ist die Aufgabe der Kommunen und des Landes, die Kitas entsprechend zu unterstützen.“ Bei der Kommunikation des Kultusministeriums mit den Schulen, Kitas und Bürgermeistern sei teilweise der Eindruck entstanden: „kein Anschluss unter dieser Nummer.“ Es habe zu allen Seiten zu wenig Kommunikation gegeben, kritisierte Schwarz das vom Koalitionspartner geführte Ministerium. „Und es gab zu wenig Einfühlungsvermögen für die schwierige Situation, in der die Betroffenen stecken.“