Immer mehr Pflegekräfte kehren ihrem Beruf den Rücken. Foto: stock.adobe.com

Die Personalräte von 21 Krankenhäusern und Klinikträgern im Großraum Stuttgart fordern eine bessere Bezahlung von Pflegekräften. In einem offenen Brief an mehrere Oberbürgermeister und Landräte rufen sie die kommunalen Klinikträger auf, sich für baldige Tarifverhandlungen einzusetzen.

Stuttgart - Die Betriebsräte von 21 Krankenhäusern und Klinikträgern in Nordwürttemberg und Nordbaden fordern in einem offenen Brief die Verbesserung der Bezahlung und der Arbeitsbedingungen von Pflegekräften. Gerichtet ist der Appell an die Oberbürgermeister von Stuttgart, Sindelfingen, Esslingen und Heilbronn sowie an neun Landräte im Großraum Stuttgart und Karlsruhe. Die Autoren fordern die Adressaten in ihrer Funktion als kommunale Krankenhausträger auf, sich für die tarifliche Besserstellung von Pflegekräften einzusetzen.

„Die enorme Arbeitsbelastung der Pflegekräfte in der stationären Krankenpflege ist unbestritten“, betonen die Autoren. Aus vielen Überlastungs- und Gefährdungsanzeigen in der Pflege gehe hervor, dass „eine sichere Patientenversorgung häufig nicht mehr gewährleistet ist“. Derzeit seien die Arbeitsbedingungen in der Pflege von Überstunden, längerem Arbeiten nach Schicht-ende, häufigem Einspringen und zusätzlichen Schichtdiensten geprägt. Die Folgen seien Überarbeitung, Übermüdung und Erschöpfung des Personals. Bereits Hunderttausende Pflegekräfte hätten den Beruf verlassen. Für eine gute Patientenversorgung werde dringend mehr Personal benötigt. Zu den gegebenen Bedingungen, so die Schlussfolgerung, „finden sich nicht mehr ausreichend Menschen, die bereit sind, im Krankenhaus als Pflegekraft zu arbeiten oder eine Pflegeausbildung zu beginnen“.

München zahlt Ballungsraumzulage

Wer wolle, dass mehr junge Menschen eine Pflegeausbildung beginnen, dass Pflegekräfte wieder in ihren Beruf zurückkehren oder Teilzeitbeschäftigte ihren Beschäftigungsumfang erhöhen, „der muss die Arbeit der Pflegekräfte deutlich besser bezahlen“. Dazu machen die Autoren einen konkreten Vorschlag: „Wir halten eine Erhöhung der Grundgehälter aller Krankenpflegekräfte um 500 Euro für notwendig.“ Und die Betriebsräte fordern überdies eine „tarifliche Ballungsraumzulage nach dem Vorbild der Stadt München“, um die „überdurchschnittlich hohen Lebenshaltungskosten in Ballungsgebieten“ auszugleichen.

Die Betriebsräte, unter denen sich die Personalvertretungen der kommunalen wie der privaten Klinikträger in Stuttgart und in der Region befinden, greifen auch das seit geraumer Zeit umstrittene Thema der freiwilligen Zulagen für Pflegekräfte auf. Diese werden unter anderem vom Klinikum der Stadt Stuttgart für Kräfte im OP, auf der Intensivstation und für Hebammen bezahlt (wir haben berichtet). „Außertarifliche Zulagen für einzelne Bereiche sind keine Lösung“, heißt es in dem Schreiben. Diese dienten nur dazu, dass sich die Krankenhäuser das Personal gegenseitig abwerben, wobei finanzkräftigere Krankenhausarbeitgeber Vorteile hätten. Diesen „Konkurrenzkampf“ könne man nur durch Tarifverträge eingrenzen.

Städte und Kreise sollen sich einsetzen

Mit dem Pflegestärkungsgesetz habe der Bund nun die Möglichkeit geschaffen, die Stellenbesetzung in Kliniken zu verbessern. Diese Möglichkeit bleibe aber „wirkungslos, wenn sie nicht von den Tarifparteien genutzt werden“. Die Autoren schließen ihr Schreiben an die Oberbürgermeister und Landräte mit der Bitte, „sich in diesem Sinne für eine deutlich bessere tarifliche Bezahlung von Krankenpflegekräften einzusetzen und darauf hinzuwirken, dass Tarifverhandlungen zügig aufgenommen werden“.