Eigentlich zu wertvoll für die Tonne: Immer wieder landen Lebensmittel im Müll. Es gibt Leute, die wollen das nicht mehr hinnehmen. Foto: dpa/Patrick Pleul

Seit gut einem Jahr tauschen Filderbewohner über eine Facebook-Gruppe Lebensmittel. Nun gibt es die Idee, einen Fairteiler aufzumachen. Dort könnte man sich an gespendeten Waren bedienen. Doch so einfach ist es nicht.

Filderstadt - Aller Anfang ist schwer. Noch fehlt es an Manpower, an Kontakten, es fehlt an einem geeigneten Grundstück, und es fehlt an finanzieller Unterstützung – aber der Wille ist da. Freiwillige sind fest entschlossen, in Filderstadt eine eigene Foodsharing-Gruppe samt Fairteiler aufzubauen.

Das Prinzip ist einfach: Privatleute organisieren sich und holen von kooperierenden Supermärkten oder Erzeugern Lebensmittel ab, die noch genießbar, aber nicht mehr verkäuflich sind. Das können Radieschen mit schrumpeligen Blättern sein, Dosen mit Beulen oder Schoko-Weihnachtsmänner, die im Januar keiner mehr essen will. Normalerweise landen solche Esswaren im Müll, gibt es aber einen sogenannten Fairteiler, ein öffentlich zugängliches Häuschen oder einen Schrank, können die Ehrenamtlichen die Waren dort ablegen, damit andere Leute sich kostenfrei daran bedienen.

Ausgangspunkt ist eine Facebook-Gruppe

Geboren ist der Gedanke, Gutes vor der Mülltonne zu bewahren, in einer Facebook-Gruppe, in der die mittlerweile mehr als 600 Mitglieder aus Filderstadt und den umliegenden Städten und Gemeinden seit Juli 2018 Lebensmittel auf privater Basis weitergeben. Übrig gebliebener Kuchen wechselt hier ebenso den Besitzer wie Tütensuppe, die nicht schmeckt. „Die Sachen sind immer sofort weg“, erklärt Josefine Lacko-Hoffmann aus Bernhausen.

Also Anlass genug, das Ganze jetzt auf eine stabile Grundlage zu stellen. In die Hand genommen haben dies Ines Schmidt und Bettina Kupferschmidt aus Bonlanden. Zur professionellen Organisation Foodsharing haben sie bereits Kontakt aufgenommen. „Die Läden geben nur an Foodsharing ab“, weiß Bettina Kupferschmidt, „ich finde, es ist ein gutes Konzept“.

Zentraler Gedanke für alle, die interessiert sind: die Verschwendung stoppen. „Ich komme aus der Gastronomie und weiß, wie viel in der Tonne landet. Das tut mir in der Seele weh“, sagt Ines Schmidt. Auch Sabine Koch aus Plattenhardt treibt das um. „Oft ist nur eine Macke dran, und es wird weggeworfen“, moniert sie.

15 bis 20 Menschen werden gebraucht, die mitmachen

In Filderstadt soll ein Umdenken stattfinden, aber dazu sind noch einige Schritte nötig. Zunächst will die bisher kleine Gruppe Mitstreiter finden, die bereit sind, sich bei Foodsharing offiziell zu registrieren, und sich verpflichten, regelmäßig Lebensmittel abzuholen und einen potenziellen Fairteiler zu pflegen. Hierzu sollen Flyer erstellt und verteilt werden. „Wir müssen 15 bis 20 Leute sein, die sagen: Wir sind verantwortlich“, betont Bettina Kupferschmidt. Wenn diese Leute beisammen seien, könne dann gemeinsam mit der Organisation Foodsharing ein Abhol-Konzept erstellt werden, und dann erst lohne sich die Suche nach einem Standort für einen Fairteiler.

Ideen, wo dieser stehen könnte, sagt Kupferschmidt, gebe es viele. Auf jeden Fall müsse er gut erreichbar sein und einen Stromanschluss haben. Auch der Zugang zu Wasser sei wichtig. „Bernhausen hockt in der Mitte“, gibt Michaela Braun zu denken. Auf der Suche nach einem Platz wollen die Freiwilligen auf die Kirchengemeinden, auf Kitas und Schulen und vor allem auf die Verwaltung zugehen. „Es gibt viele Grundstücke, die noch nicht bebaut sind“, sagt Ines Schmidt. Für sie und die anderen hat die Arbeit gerade erst begonnen. Bettina Kupferschmidt fügt hinzu: „Wir suchen Sponsoren.“

Mitmachen

Wer beim Fairteiler mitmachen will, kann sich bei Ines Schmidt melden, sie hat die Telefonnummer 0175/360 89 13.