Günther Helmke führt seinen Rettungshubschrauber vor. Foto: Gottfried Stoppel

Ein „schwanzloser Jet“, der es auf 300 Stundenkilometer bringt, ein Helikopter, der dem Original in nichts nachsteht – bei der Flugschau der Modellbauer in Aspach sind einige Schmuckstücke in die Luft gegangen.

Aspach - Normalerweise geht die Bell 429 in der Schweiz in die Lüfte, um Verletzte zu transportieren. Am Wochenende hat Günther Helmke den Helikopter am Schaftrieb bei Aspach starten lassen. „Natürlich ist mein Modell etwas kleiner, aber sonst ist fast alles wie im Original“, sagt der 64-Jährige. „Die Rotorblätter etwa sind aus Carbon gefertigt, eines davon kostet allein 250 Euro.“

Gut ein Jahr lang hat Helmke benötigt, bis aus einem Rumpfbausatz ein voll flugfähiger Helikopter entstanden ist. Unendlich viel Feinarbeit müsse investiert werden, bis so ein Bausatz per Fernbedienung in die Luft befördert und gesteuert werden könne. Auch per Computer müsse zuvor alles aufeinander abgestimmt werden. Am Wochenende hat Helmke, der im Berufsleben bis zu seiner Pensionierung Maschinenbauer war, sein Schmuckstück bei der Flugschau der Aspacher Modellfliegergemeinschaft (MFG) präsentiert. Hunderte von Zuschauern haben sich das Ereignis nicht entgehen lassen.

Flugobjekte, die man bei keinem Händler kaufen kann

Auch Jörg Rehm aus Lichtenstein bei Reutlingen hat oberhalb des Aspacher Ortsteils Fürstenhof einen Gastauftritt gehabt. Der 50-Jährige ist seit der siebten Klasse vom Modellflugzeug-Virus infiziert. Ein Sport- und Werkstattlehrer am Pfullinger Gymnasium habe ihn und einige Mitstreiter damals an das anspruchsvolle Hobby herangeführt. Rehm hat nach der Schule in einer Gießerei eine Modellbauerlehre absolviert und sich später in dem Bereich selbstständig gemacht. Zwar fertigt seine Firma vornehmlich Kunststoffverkleidungen für Mähdrescher, doch ermögliche ihm sein geschäftlicher Maschinenpark für sein Hobby Modelle zu konstruieren, „die man bei keinem Händler kaufen kann“.

Rehms „schwanzloser Sportjet“ wird durch einen Impeller – „das ist ein Propeller, der von einer Röhre umschlossen ist“ – angetrieben. Ein zehn Kilowatt starker Elektromotor beschleunigt den 13 Kilogramm schweren Nurflügler, der auf ein gesondertes Höhen- und Seitenleitwerk verzichtet, auf bis zu 300 Stundenkilometer.

Nicht nur solche extremen Modelle seien in der Infrastruktur einer Fliegergemeinschaft wie jener der MFG Aspach gut aufgehoben, sagt Harald Haltmeier. Er ist seit 1987 Mitglied im Verein und seit 22 Jahren dessen Vorsitzender. Schon ab einem Gewicht von fünf Kilogramm an dürften Flugobjekte nur auf einem zugelassenen Modellbauflugplatz gestartet werden. Darüber hinaus biete ein Verein Gemeinschaft und Erfahrungsaustausch Gleichgesinnter. Fast jedes Wochenende treffe man sich auf dem Flugplatz, darüber hinaus gebe es gemeinsame Bastelabende, insbesondere in der Wintersaison und für die Jugendabteilung.

Seilwinde zum Segelflieger-Schleppen

Haltmeier ist an diesem Wochenende mit seinem Bellanca Super Decathlon auf dem Flugplatz. Das Propellerflugzeug hat eine Spannweite von dreieinhalb Metern und wird von einem 150-Kubikzentimeter-Boxermotor angetrieben. Innerhalb von drei Monaten hat Haltmeier, ein gelernter Elektroinstallateur, der seit vielen Jahren im Sondermaschinenbau tätig ist, das gekaufte Holzgerippe zum maßstabsgetreuen Flieger ausgebaut. Jetzt verfügt es sogar über eine funktionsfähige Seilwinde, mit der man – wie das Original – Segelflugzeuge in die Luft ziehen kann.

Das und mehr ist am Wochenende bei der Flugschau am Schaftrieb zu sehen gewesen, die dort bereits im 27. Jahr ausgetragen wurde. Das soll übrigens auch in Zukunft auf lange Sicht der Fall sein. Am Dienstag kommender Woche hat Harald Haltmeier einen Termin mit der Gemeinde beim Notar. Dann soll besiegelt werden, dass dem Verein das Gelände für 99 Jahre in Erbpacht überlassen wird.