Die Flugbewegungen im vergangenen Jahr haben abgenommen, die Beschwerden sind hingegen gestiegen. Foto:  

Der Fluglärmbeauftragte Peter Siefer hat bei einer gemeinsamen Sitzung der Filder-Bezirksbeiräte den aktuellen Jahresbericht vorgestellt. Es ist mittlerweile der sechste.

Filder - Beschwerden über Fluglärm gibt es so lange, wie es Fluglärm gibt. Im vergangenen Jahr haben die Beschwerden wieder einmal zugenommen – obwohl die Zahl der Flugbewegungen um 3,5 Prozent von 139 650 Flügen auf 134 711 Flüge zurückgegangen ist. In einer gemeinsamen Sitzung der Plieninger, Birkacher, Degerlocher, Sillenbucher, Möhringer und Vaihinger Bezirksbeiräte in Plieningen hat der Fluglärmbeauftragte für den Stuttgarter Flughafen, Klaus Peter Siefer, über seine Arbeit und den Jahresbericht 2012 gesprochen. Darüber hinaus hat er Fragen der Lokalpolitiker beantwortet.

Im aktuellen Bericht führt Siefer, der beim Regierungspräsidium Stuttgart (RP) angestellt ist und sich eher als „neutrale Instanz“ denn als Anwalt der Bürger versteht, genau 1206 statistisch ausgewertete Beschwerden auf. Das entspricht einem Anstieg von 31 Prozent im Vergleich zu 2011. „Die meisten Beschwerden bezogen sich auf Flugstreckenabweichungen“, sagte Siefer. Viel Kritik sei aus Vaihingen und Leinfelden gekommen.

Den meisten Beschwerden hätten jedoch „keine Abweichungen zugrunde“ gelegen, und Aussagen von Bürgern, Flugzeuge seien direkt über ihre Häuser geflogen, hätten sich nicht bewahrheitet.

Der Anstieg der Einwände ist enorm

Siefer verwies darauf, dass der inzwischen sechste Bericht seit Mitte des Jahres auf der Internetseite des RP abgerufen werden kann. Der Anstieg der Einwände im vergangenen Jahr sei zwar enorm gewesen, habe ihn jedoch nicht wirklich erschreckt. Das liege zum einen daran, dass sich oft dieselben Personen in regelmäßigen Abständen beschweren. Zum anderen würden größere Flugzeuge mit einer höheren Triebwerksleistung am Himmel lauter wahrgenommen. „Die großen Flugzeuge ersetzen jedoch zwei oder drei kleinere Maschinen“, sagte Siefer und fügte hinzu: „In der Summe sind die Flieger also weniger laut, weil die Zahl der Starts und Landungen abgenommen hat. “

Nicht gesunken ist jedoch die Zahl der Flugbewegungen der militärischen Maschinen. Im Gegenteil: Waren es 2011 noch 3070 Starts und Landungen, sind es im vergangenen Jahr 3187 gewesen.

Militärflieger donnern über Bezirke hinweg

Konrad Ruf, Bezirksbeirat der Freien Wähler in Vaihingen, wollte wissen, ob die wahllosen Militärflüge zwischen dem Flughafen und den Patch Barracks nicht unterbunden werden könnten. „Ich erlebe es häufig, dass die Flieger direkt über Vaihingen donnern“, sagte er. Darüber hinaus kritisierte er die Breite der Flugkorridore, auch bekannt unter dem sperrigen Fachbegriff der Flugerwartungsgebiete. „Mein Eindruck ist, dass sie zu großzügig bemessen sind“, sagte er. „Können sie nicht reduziert werden?“ Beides verneinte Siefer. „Das Militär darf taktisch fliegen“, sagte er und verwies auf ein entsprechendes Nato-Truppen-Statut. Die Größe der Flugerwartungsgebiete sei außerdem von der ICAO berechnet. ICAO ist das Kürzel für die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation.

Philipp Kordowich, der Sprecher der Sillenbucher CDU, berichtete, dass sich die Menschen immer häufiger über lärmende Sportflieger beklagen würden. Das ist auch dem Lärmschutzbeauftragten Siefer bekannt. Er betonte jedoch, dass der Flugverkehr über dem Bezirk Sillenbuch in der Vergangenheit abgenommen habe. Dennoch komme es vor, dass beispielsweise Sportflieger, die anderen Flugzeugen im Weg seien, von der Flugsicherung im Tower eine andere Flugrichtung zugeordnet bekommen, sagte Siefer.

Ulrich Storz, der Sprecher der SPD Sillenbuch, wünschte sich eine Mittagspause für Flugzeuge – vor allem an den Wochenenden. „Stellen Sie sich einmal auf die Autobahn und fordern Sie die Autofahrer zu einer Mittagspause auf“, sagte der Fluglärmbeauftragte. Genauso wenig könne der Flugverkehr unterbrochen werden. Zumal der Flughafen zum Betrieb verpflichtet sei.