Am Flughafenzaun seien die Ultrafeinstaubwerte beim Anflug von Flugzeugen besonders hoch, sagt die Schutzgemeinschaft Filder. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Schutzgemeinschaft Filder misst seit mehr als einem Jahr Ultrafeinstaubpartikel am Flughafen. Im Stuttgarter Gemeinderat waren die Partikel ebenfalls Thema. Nun hat das Verkehrsministerium die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg mit Messungen beauftragt.

Filder - Seit mehr als einem Jahr misst die Schutzgemeinschaft Filder regelmäßig den Ultrafeinstaub am Stuttgarter Flughafen. Und sie hat verschiedene Institutionen wie den Flughafen, das Wirtschaftsministerium, aber auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Oberbürgermeister Fritz Kuhn gebeten, sich dafür einzusetzen, dass die Luftbelastung kontinuierlich gemessen wird. „Ziel ist dabei, das Ausmaß der Belastung mit Ultrafeinstaubpartikel (UFP) einzuschätzen und daraus Handlungen beziehungsweise Techniken zur Verminderung der UFP-Belastung abzuleiten“, teilt die Schutzgemeinschaft mit.

Messungen sollen noch dieses Jahr beginnen

Die Initiative hat die Fraktionsgemeinschaft aus Linke, SÖS, Piraten und Tierschutzpartei im Stuttgarter Gemeinderat für ihr Anliegen gewinnen können, die Fraktion forderte daraufhin die Verwaltung in einem Antrag auf, entsprechende Messungen in Auftrag zu geben. OB Kuhn hat diesen Antrag aufgegriffen und erreicht, dass die Messungen initiiert werden. Das Verkehrsministerium hat die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) damit beauftragt. Wohl soll noch dieses Jahr mit den Messungen begonnen werden.

„Wir freuen uns über den ersten Erfolg, der nun auf die initialen Messungen der Schutzgemeinschaft Filder folgt“, erklärt Steffen Siegel, Vorsitzender der SG Filder, und bedankt sich bei der Gemeinderatsfraktion, dass sie die Thematik aufgegriffen hat. „Wir hoffen, dass mit den UFP-Messungen weitere Schritte zum Schutz von Flughafenanwohnern, Flughafenmitarbeitern und Fluggästen sowie Anrainern vor Ultrafeinstaub-Belastungen unternommen werden“, ergänzt das Vorstandsmitglied der SG Filder, Rolf Keck, der die Messungen maßgeblich durchführte.

Hohe Ultrafeinstaubwerte in der Anflugschneise

Ultrafeinstaub sei um circa einen Faktor 1000 feinkörniger als Feinstaub und werde in erster Linie durch Verbrennungsmechanismen erzeugt, sagt die SG Filder. Ultrafeinstaub mit seinen Korngrößen zwischen 1 und 100 Nanometern sei „noch weitaus gefährlicher“ als Feinstaub. Dabei stütze sich die SG auf Studien von Fachmedizinern, Forschern und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die besagten, dass Ultrafeinstaubpartikel die Fähigkeit besitzen, direkt durch Haut und Gefäße in die Blutbahn und damit in alle Organe, auch bis ins Gehirn, zu diffundieren.

Die SG Filder hat mit einem Spezial-Messgerät im vergangenen und diesem Jahr umfangreiche Messungen am Flughafen durchgeführt. In einer ersten Testreihe maß die SG Filder am Flughafen direkt unter der An- und Abflugschneise sowie auf der Zuschauerterrasse. Man habe „zum Teil erschreckende Ergebnisse“ erhalten: So stiegen am Flughafenzaun direkt unter einem landenden Flugzeug die normalen Hintergrundwerte von circa 6000 bis 15 000 Partikel pro Kubikzentimeter auf Werte zwischen 250 000 und bis deutlich über eine Millionen Partikel pro Kubikzentimeter an, teilt die Schutzgemeinschaft Filder mit.