Eurowings will den Ausfall von Air Berlin auf dem Stuttgarter Flughafen wettmachen. Foto: dpa

Die Pleite von Air Berlin soll nicht zum Schaden des Flughafens sein. Eurowings will in Stuttgart 2018 zusätzlich vier der Flugzeuge, die aus der Konkursmasse kommen, nach Stuttgart lotsen und die Passagierzahl hier von 4,1 auf mehr als fünf Millionen pro Jahr steigern. Was mit Air Berlin wegfalle, könne mehr als wettgemacht werden, sagt auch Flughafenchef Walter Schoefer.

Stuttgart - Die Lufthansa-Tochter Eurowings will nach Teilaufkäufen der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin im kommenden Jahr vier Flugzeuge mehr in Stuttgart stationieren und 1,2 Millionen Passagiere mehr befördern als 2017. Das hat der Geschäftsführer Oliver Wagner am Mittwoch in Stuttgart angekündigt.

Der Plan läuft auf ein erhebliches Wachstum hinaus. Gegenwärtig stehen in Stuttgart nachts regelmäßig 15 Eurowings-Flugzeuge auf dem Vorfeld, die am Morgen von hier aus starten. Mit ihnen wird die Airline nach einem Wachstum von 15 Prozent im Jahr 2017 in Stuttgart voraussichtlich 4,1 Millionen Fluggäste transportieren, fast 40 Prozent der Passagiere. Zu den gegenwärtig 3075 „direkten oder indirekten Stellen“ am Standort Stuttgart könnten 2018 etwa 800 Jobs hinzukommen.

Air Berlin verlässte für mindestens zwei Monate eine Lücke

Mit der Expansion wolle man im Januar beginnen, sagte Wagner, in Stuttgart seien neue Strecken nach Alicante (Spanien), Newquay (Cornwall), Palermo und Venedig (Italien), Zakynthos (Griechenland) und Mostar (Bosnien-Herzegowina) vorgesehen. Langstreckenziele plant Eurowings hier nicht. Es werde in der Masse aber mehr als wettgemacht, was durch das Ende von Air Berlin in Stuttgart wegfalle, sagte der Eurowings-Chef. Die Fluggesellschaft Air Berlin, die in Stuttgart zum letzten Mal am 27. Oktober starten will, hatte hier zuletzt noch eine Maschine stationiert und kommt 2017 voraussichtlich auf rund 600 000 Passagiere.

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Bis zur Expansion im kommenden Jahr will Eurowings „den derzeitigen Flugbetrieb stabilisieren“. Obwohl Air Berlin somit für mindestens zwei Monate eine Lücke hinterlässt, rechnen der Eurowings-Chef und die Flughafengesellschaft nicht mit Engpässen oder Preissprüngen bei den Tickets.

Grundsätzlich erwarte er durch die Veränderungen rund um Air Berlin und Eurowings keine steigenden Preise, zumal der Reisekonzern Thomas Cook eine eigene Airline für das Mallorca-Geschäft gründen will, so Wagner. Er wäre schon zufrieden, wenn die jetzigen Ticketpreise nicht sinken. Gerade bei Inlandsverbindungen sei etwa die Konkurrenz der Bahn sehr hart.

Die Zahl der Anbieter sinkt und die Macht der Konzerne steigt

Der Geschäftsreise-Verband VDR warnte bereits vor Wochen, dass die Preise bei der Lufthansa anziehen. Seit das Ende von Air Berlin besiegelt ist, gab es teils massive Preissprünge. So verteuerten sich vorige Woche Hin- und Rückflüge zwischen Stuttgart und Berlin für Mitte November bei Eurowings von einem Tag auf den anderen von 200 auf mehr als 400 Euro. Bei Eurowings heißt es auf Anfrage, im November liege der durchschnittliche Ticketpreis auf der Strecke Stuttgart–Berlin bei 86 Euro. Das ändert nichts daran, dass auf längere Sicht das Fliegen kaum noch billiger werden dürfte, weil die Zahl der Anbieter sinkt und die Macht der Konzerne steigt.

Air Berlin und mehrere Bundesländer arbeiten mit Hochdruck an einer Auffanglösung für Tausende Mitarbeiter der insolventen Fluglinie. Für eine Transfergesellschaft werde ein mittlerer zweistelliger Millionen-Euro-Betrag benötigt, sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch. Eile sei geboten. Entscheidend sei, wie viele Beschäftigte in die Einrichtung zur Vermittlung und Qualifizierung wechseln würden. Dies wiederum hänge davon ab, ob man sich in den Gesprächen mit Easyjet einige, das Teile von Air Berlin übernehmen will.