Foto: AFP

Die private griechische Fluglinie Aegean Airlines ist seit Jahren auf Wachstumskurs und hat während der Schuldenkrise auch Olympic Airways übernommen. Die Fluggesellschaft punktet vor allem mit Qualität und Service.

Frankfurt - Es hat sich viel verändert in Griechenland. Als das EU-Land 2010 in eine schwere Schuldenkrise stürzte, waren fast alle wirtschaftlichen Bereiche betroffen. Die damals führende Fluggesellschaft Olympic Airways verlor zunehmend an Passagieren, weil der Griechenland-Tourismus darniederlag. Doch dann kam die Stunde von Theodoros Vassilakis. Der Unternehmer hatte 1994 eine kleine Fluggesellschaft gekauft, die bis dahin nur mit Geschäftsflugzeugen unterwegs war. Mit Learjets erweiterte Vassilakis den Radius, gründete die Aegean Airlines und knüpfte enge Bande auch außerhalb des Landes. Im Jahr 2005 wurde Aegean dann Mitglied der Star Alliance von Lufthansa und United Airlines.

In zehn Jahren Zahl der Zielflughäfen fast verfünffacht

Wer die Ansprüche der einst unter anderen vom damaligen Lufthansa-Chef Jürgen Weber ins Leben gerufenen Allianz kennt, der weiß, dass hier nur Partner erwünscht sind, die technisch und auch beim Service mit den führenden Airlines der Welt mithalten können. „Aegean kann das“, versichert Dimitri Gerogiannis, der heutige Vorstandschef der inzwischen größten griechischen Fluggesellschaft. Nachdem die 2011 geplante Fusion mit Olympic nicht genehmigt wurde, setzte Aegean auf die eigene Kraft und wuchs vor allem auch im internationalen Verkehr. In nur zehn Jahren, zwischen 2007 und 2017, stieg die Zahl der Zielflughäfen von 22 auf 101, 137 internationale Routen bedienen die mittlerweile 58 Maschinen, von den 13,2 Millionen Passagieren fliegen heute 7,3 Millionen über die griechischen Grenzen hinaus, zehn Jahre zuvor waren es nur 1,8 Millionen. Dabei half natürlich, dass 2013 Olympic doch noch unter das Dach von Aegean schlüpfen konnte – allein hatte die einstige Vorzeigefluglinie von Hellas keine Chance mehr. Inzwischen sind alle Raten des Kaufpreises von 75 Millionen Euro bezahlt, und Aegean blickt nur noch nach vorn.

Griechischer Tourismus wieder zu Leben erweckt

„Und wir wollen weiter in diesem Tempo wachsen“, bekräftigt Gerogiannis, der Deutschland gut kennt und auch einige Jahre bei Daimler-Benz gearbeitet hat. Dabei, so sagt er, komme dem Unternehmen zugute, dass auch der griechische Tourismus wieder zum Leben erweckt ist, im vergangenen Jahr wurde mit 14 Milliarden Euro sogar ein neuer Rekordumsatz in der Branche erzielt. Mehr als 27 Millionen Touristen kamen in das Land am Mittelmeer, knapp zehn Millionen mehr als 2013. Aegean stellt sich darauf ein und hat im Frühjahr beim europäischen Flugzeugbauer Airbus 30 Mittelstreckenjets aus der A320-Familie bestellt und sich für zwölf weitere Maschinen die Optionen gesichert. Mit einem Gesamtlistenpreis von rund fünf Milliarden Euro ist das der größte Einzelauftrag eines privaten Unternehmens in Griechenland.

Umsatz ist 2017 um elf Prozent auf 1,2 Milliarden Euro gestiegen

Das Wachstum macht sich in den Zahlen bemerkbar. Der konsolidierte Umsatz ist 2017 um elf Prozent auf 1,2 Milliarden Euro gestiegen. „Es haben zahlreiche Faktoren zu unserem Passagierwachstum und der verbesserten operativen Profitabilität im Jahr 2017 geführt. Neben der wachsenden Nachfrage für Griechenland sind das Bewusstsein und die Anerkennung gegenüber Aegeans Servicequalität in unseren wichtigsten Quellmärkten weiter gestiegen“, sagt Gerogiannis. Die steigende Nachfrage nach Griechenland kann man auch an der Auslastung der Flüge erkennen. Diese konnte im vergangenen Jahr von 77,4 auf 83,2 Prozent gesteigert werden. „Dass wir trotz der saisongesteuerten Nachfrage nach Griechenland und dem verschärften Wettbewerbsumfeld einen Auslastungsfaktor von 83 Prozent erreicht haben, unterstreicht die Stärke unseres Netz- und Ertragsmanagements.“ In diesem Jahr soll das Angebot auch für die Wintermonate ausgebaut werden, damit die hohe Auslastung beibehalten werden kann.

Aegean rangiert auf Platz fünf vor Lufthansa

Der Aegean-Chef ist zudem besonders stolz darauf, dass die Fluggesellschaft schon mehrfach für ihren Service ausgezeichnet wurde. Dies sei eine tägliche Aufgabe, die man mit intensiven Trainings für alle Mitarbeiter zu bewältigen versucht, sagt Gerogiannis. Von rund 430 000 Lesern des Magazins Condé Nast Traveler sind die Griechen auch in diesem Jahr wieder unter die Top Ten gewählt worden und liegen auf dem fünften Platz – noch vor Lufthansa.