In der Flüchtlingsunterkunft am Ehrlichweg wohnen seit etwa einem Monat 139 Flüchtlinge aus zwölf Nationen. Foto: Eileen Breuer

Am vergangenen Dienstag stellten die Veranstalter des Informationsabends im Gemeindesaal der Bonhoefferkirche nicht nur die neue Unterkunft am Ehrlichweg vor. Auch mögliche Beteiligungsformen wurden erörtert. Statt eines Freundeskreises soll im Fasanenhof eine neue Form des Engagements entstehen.

Fasanenhof - Die Veranstalter hatten die Stühle im Gemeindesaal der Bohnhoefferkirche in einem Kreis aufgestellt. Doch schnell merkten sie: 40 Sitzplätze reichen nicht aus. Es interessierten sich so viele Bürger für das neue Flüchtlingsheim am Ehrlichweg, dass diese sogar in der dritten Reihe Platz nehmen mussten. „Mit so vielen haben wir wirklich nicht gerechnet“, sagte die Bezirksvorsteherin Evelyn Weis.

Im Rahmen der Veranstaltung informierten sich die Besucher über die neue Flüchtlingsunterkunft. Während des vergangenen Monats bezogen 139 Flüchtlinge aus zwölf Nationen ihr neues Quartier. Die 107 Zimmer bieten Platz für 321 Bewohner.

Fünf Sozialarbeiter kümmern sich um die Menschen sowie um die Gebäude selbst. Eine von ihnen ist Carla Irgang. „Uns ist wichtig, dass das Leben nicht nur in der Unterkunft stattfindet, sondern dass man auch Kontakte knüpft“, sagte sie. „Um dies gewährleisten zu können, ist das Engagement von Anwohnern vom Fasanenhof notwendig.“

Flüchtlinge in bestehende Institutionen integrieren

Petra Leitenberger ist an diesem Abend gekommen, um sich über Formen des Engagements zu informieren: „Die Menschen sind froh, wenn sie aus der Unterkunft rauskommen und sich in der Gesellschaft einbringen können.“ Aus diesem Grund will sie sich in Zukunft in der Flüchtlingsunterkunft engagieren. Als Einzelperson sei das aber schwierig. Deshalb macht sie sich für eine Vernetzung der Ehrenamtlichen stark. Ihrer Meinung nach ist eine hauptamtliche Leitung nötig, die die Schirmherrschaft für die Flüchtlingshilfe am Ehrlichweg übernimmt.

Diese Aufgabe werden vorläufig das Freiwilligenzentrum Caleidoskop und die Sozialarbeiter vor Ort erfüllen. An diese können Vereine, Einzelpersonen oder auch Institutionen aus der Umgebung mit Ideen oder ihrem Willen zum Mitmachen herantreten. Ziel ist es, nicht nur einen Freundeskreis zu etablieren. Diesen würden viele mit einzelnen Ehrenamtlichen verbinden. Stattdessen soll ein Unterstützernetzwerk aufgebaut werden. „Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Integration heißt auch, Flüchtlinge in bestehende Institutionen zu integrieren“, sagte Judith Stürmer vom Freiwilligenzentrum Caleidoskop. Wichtig sei deshalb eine Zusammenarbeit mit Institutionen wie dem Jugendhaus, oder mit Vereinen. Manche der etwa 40 Kinder aus der Unterkunft sind zum Beispiel im Waldheim angemeldet.

Das Wissen über den Stadtteil weitergeben

Ehrenamtliche Helfer sind aber trotzdem dringend notwendig, sagt die Sozialarbeiterin Irgang. Diese könnten die Kinder während der ersten Tage auf dem Weg in die Ferienbetreuung begleiten, bis sie selbstständig dorthin finden. „Sie kennen diesen Stadtteil, und dieses Wissen können Sie weitergeben“, appellierte Ulrike Brand, die Flüchtlingskoordinatorin der evangelischen Kirche, an die Anwesenden.

Vereinzelt regte sich am Abend aber auch Unmut. „Für mich gehört es auch dazu, dass die Flüchtlinge ihren Beitrag leisten“, sagte ein Anwesender. Weis machte daraufhin klar, dass es vor allem um eine Kooperation mit den Flüchtlingen gehe. Brand stimmte ihr zu. „Der Wunsch ist groß, sich einzubringen. Aber die Bewohner brauchen auch jemanden, der sie an der Hand nimmt.“

Was viele Bewohner außerdem zurückhält, sind die geringen Deutschkenntnis der Flüchtlinge. „Es ist wichtig, mit Einheimischen zu sprechen. Da lernt man die Sprache viel schneller“, sagt Abdul Bastou Toure. Er ist aus dem Togo geflohen und lebt inzwischen in der Unterkunft am Ehrlichweg. „Wir brauchen Hilfe, deswegen freue ich mich über diesen Termin.“

Wer sich ehrenamtlich für die Flüchtlinge im Ehrlichweg engagieren möchte, kann sich per E-Mail an j.stuermer@caritas-stuttgart.de bei Judith Stürmer melden. Ein erstes Treffen aller Helfer ist für August geplant.