Auf die geplante Flüchtlingsunterkunft in Remchingen ist ein Brandanschlag verübt worden. Foto: dpa

Nach dem Geständnis eines Angeklagten im Prozess um den Brandanschlag in Remchingen sind viele weitere Fragen offen.

Pforzheim - Im Prozess um den Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Remchingen (Enzkreis) hat der Angeklagte die Tat gestanden. Einen fremdenfeindlichen Hintergrund habe die Tat aber nicht gehabt, beteuerte er am Mittwoch vor dem Landgericht in Pforzheim. Der 42 Jahre alte Familienvater wird beschuldigt, im Juli vergangenen Jahres das leerstehende Haus in Brand gesetzt zu haben, das als neues Zuhause für mehrere Flüchtlingsfamilien gedacht war. (Az.: Kls 93 Js 9779/15)

Der Sohn eines kroatischen Vaters und einer deutschen Mutter betonte am Mittwoch, er sei sich bewusst, eine Dummheit begangen zu haben. Nachdem es im Ort Gerüchte gegeben habe, Flüchtlinge könnten in das leerstehende Haus einziehen, hätten ihm gegenüber zahlreiche Bekannte ihre Bedenken und Befürchtungen geäußert. Durch die, wie er sagte, spontane Tat, habe er den besorgten Menschen helfen wollen: „Mein Ziel war es daher, dass keine Flüchtlinge kommen“, sagte der Angeklagte bei seiner Befragung am Mittwoch.

Tat zunächst bestritten

Der Mann, der im Oktober festgenommen wurde, hatte die Tat zunächst bestritten. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft wiesen aber zahlreiche Indizien und DNA-Spuren vom Tatort auf ihn hin. Ihm wird neben der Remchinger Brandstiftung im gleichen Verfahren auch eine Brandstiftung im Januar 2015 zur Last gelegt: an einem Bäckerei-Container im Ortenaukreis. Die gab er schon zu Beginn der Verhandlung zu.

Nicht zuletzt wegen des Feuers in dem Container verschob sich der Schwerpunkt der Befragung des Angeklagten am Mittwoch. So warfen die Verbindungen des Angeklagten zu der durch den Brand geschädigten Bäckerei neue Fragen auf. Als Motiv für die Tat gab er an, der Geschäftsführer des Familienunternehmens habe ihn 2014 darum gebeten, in Kroatien nach Grundstücken Ausschau zu halten, die man erwerben könnte. Dies habe er getan. Die angeblich vereinbarte Gegenleistung - etwa 1500 Euro für die Urlaubskasse - habe ihm der Unternehmer aber nicht gegeben. „Da wollte ich ihm eins auswischen“, sagte der angeklagte Mechaniker.

Wollte mit Brandanschlag einen Gefallen tun

Trotzdem habe die Verbindung zu der Familie Bestand gehabt. Der Angeklagte gab sogar an, er habe das geplante Flüchtlingsheim in Remchingen angezündet, weil er - aufgrund seines schlechten Gewissens - dem Geschäftsführer einen Gefallen tun wollte. Dieser nämlich habe sich auch besorgt über den bevorstehenden Einzug von Flüchtlingen gezeigt.

Der Staatsanwalt stellte in diesem Zusammenhang fest, diese Aussage widerspreche der vorangegangenen, bei dem Brandanschlag habe es sich um eine „spontane Eingebung“ gehandelt. Ein Kriminalbeamter gab außerdem zu Protokoll, es gebe Hinweise darauf, dass ein örtlicher Unternehmer an dem Haus interessiert gewesen sei. Und dieser wiederum habe enge Kontakte zu dem Geschäftsführer des Bäckereibetriebs gepflegt.