„Zwischen dem, was die Nazis gemacht haben, und diesen Bildern an der griechischen Grenze besteht gar kein Unterschied“, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Foto: dpa/Pavel Golovkin

Erdogan geht Griechenland seit Tagen wegen dem Vorgehen gegen Migranten verbal an. Nun legt er noch mal nach und unterstellt dem Nachbarland Nazi-Methoden. Die Spannungen steigen. Und es gibt einen Zwischenfall auf See.

Istanbul - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat das Vorgehen der griechischen Behörden gegen Migranten an der Grenze mit den Verbrechen der Nazis verglichen. „Zwischen dem, was die Nazis gemacht haben, und diesen Bildern an der griechischen Grenze besteht gar kein Unterschied“, sagte Erdogan am Mittwoch in Ankara. „Was sie in den Nazi-Lagern gemacht haben, machen auch die Griechen im Namen des Westens, geradezu als bezahlte Beamte des Westens“, fügte er hinzu. „Und sie töten auch. Das sind bezahlte Legionäre des Westens.“

Erdogan verschärfte damit erneut den Ton in den Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei, deren Beziehungen wegen der Migranten an der gemeinsamen Grenze ohnehin angespannt sind. In der Ägäis gab es zudem einen Zwischenfall der Küstenwachen beider Länder.

Erdogan hatte Ende Februar erklärt, die Grenzen zur EU seien für Flüchtlinge und andere Migranten geöffnet. Daraufhin machten sich Tausende Menschen auf den Weg zur griechischen Grenze, wo noch immer viele von ihnen ausharren. Griechenland drängt die Migranten auch mit dem Einsatz von Tränengas zurück. Die Türkei wirft den griechischen Behörden außerdem vor, mindestens zwei Migranten an der gemeinsamen Grenze erschossen zu haben. Athen weist das entschieden zurück.

Viele Familien kehrten bereits wieder um

Am Mittwoch blieb die Lage an der Grenze zunächst ruhig. Vereinzelt hätten Migranten in der Nacht versucht, den Zaun beim Grenzübergang Kastanies/Pazarkule zu überwinden oder den Fluss Evros (türkisch: Meriç) zu durchqueren, berichtete das griechische Staatsfernsehen ERT. Die Anzahl der vereitelten illegalen Grenzübertritte seit dem 29. Februar stieg am Mittwoch auf knapp 44 400 Menschen, wie es in Griechenland unter Berufung auf Polizeiangaben hieß. Zudem seien 383 Menschen festgenommen worden.

Der Rote Halbmond verteilte nach eigenen Angaben Essen an die Migranten. Ein syrischer TV-Journalist und Oppositionsaktivist, der bis Montagabend auf der türkischer Seite der Grenze gefilmt hatte, berichtete der dpa, aufgrund des großen Andrangs hätten sich immer schnell sehr lange Warteschlangen vor der Essensausgabe gebildet. Etliche Familien seien aber inzwischen umgekehrt, da sie ihren Kindern diese Situation – kampieren im Freien ohne Waschräume – nicht länger hätten zumuten wollen. Auf den Inseln im Osten der Ägäis kamen seit sechs Tagen kaum Migranten aus der Türkei an, wie das Migrationsministerium mitteilte.

In der Ägäis kommt es immer wieder zu Zwischenfällen

Unterdessen kam es zu einem gefährlichen Zwischenfall in der Ägäis zwischen der türkischen und der griechischen Küstenwache. Wie die griechische Seite am Mittwoch mitteilte, berührte ein Boot der türkischen Küstenwache vor der griechischen Insel Kos ein Schnellboot der Küstenwache des Nachbarlandes. Die griechische Küstenwache warf der türkischen Besatzung vor, „gezielt“ mit „der klaren Absicht, (das griechische Boot) zu rammen“, auf Kollisionskurs gegangen zu sein. Verletzt wurde niemand. Es seien kleinere Schäden am griechischen Boot entstanden, hieß es seitens der griechischen Küstenwache.

In der Ägäis kommt es seit Jahren immer wieder zu ähnlichen Zwischenfällen. Die beiden benachbarten Nato-Staaten streiten sich neben der Zypernfrage seit Jahrzehnten um Hoheitsrechte in der Ägäis.