Die Flüchtlinge schlafen in Zwei- oder Vierbett-Zimmern und nutzen die Gemeinschaftsräume des ehemaligen Hotels. Foto: Horst Rudel

Die Kirche hilft dem Landkreis: Bis zum Sommer kommen Flüchtlinge im Esslinger Waldheim unter, danach ist wieder Platz für die beliebte Waldheim-Freizeit.

Esslingen - Die beiden aus seiner Sicht wichtigste Nachrichten hat der evangelische Dekan Bernd Weißenborn zu Beginn der Pressekonferenz im Waldheim bekannt gegeben: Die Waldheim-Freizeit im Sommer kann wie geplant stattfinden. Und: die Kirche sieht es als Aufgabe, Flüchtlingen zu helfen. Eine Aufgabe, die sie ernst nimmt.

Am Donnerstag sind 36 junge Männer aus Afghanistan, dem Irak, dem Irak und aus Syrien in das leer stehende Gebäude beim Jägerhaus an der Römerstraße eingezogen. Bis zum Sommer werden es 90 sein. Dass das Waldheim überhaupt leer steht, ist reiner Zufall. Zwei Jahre lang hatte eine Pächterin versucht, dort ein Hotel über Wasser zu halten. Im Januar nun lief der Pachtvertrag aus. Das Konzept sei nicht aufgegangen, sagt dazu der Dekan Bernd Weißenborn, für den die „Hilfe für den Fremden unter uns“ ein klarer Auftrag des Evangeliums ist.

Weil es als Hotel genutzt wurde, weist das Gebäude beste Voraussetzungen auf, um die Einwanderer unterzubringen. Die Flüchtlinge schlafen in den kleineren Zimmern zu zweit, und in den größeren zu viert, Duschen und Toiletten sind in ausreichender Zahl vorhanden. Sie nutzen dabei nur einen Teil der Anlage, der andere Teil bleibt unberührt. Das Projekt hat eine Menge Staub aufgewirbelt. Nicht nur bei Bürgern, die sich fragten, ob die Freizeiten stattfinden könnten, oder bei Menschen, die in Sorge darüber sind, dass der Standort am Schurwaldrand zu abgelegen sein könnte, sondern auch eine Menge Baustaub. Um die Wände und das Parkett zu schonen, haben Bauarbeiter sie mit Spanplatten verkleidet, die auf dem Boden zusätzlich mit Farbe versiegelt wurden.

Diese Umbauten bezahlt das Landratsamt, ebenso eine Miete, die wie der Kirchenpfleger Eberhard Bantel berichtet, geringfügig über dem normalen Esslinger Mietspiegel liege.

Versorgt werden die Flüchtlinge vom Maltester Hilfsdienst, der ihnen die drei Mahlzeiten täglich bringt, hier geben sich die Köche größte Mühe, die regionalen Ansprüche der Flüchtlinge zu befriedigen. Abgewöhnt haben es sich die Malteser bereits, Vollkornbrot zu reichen, stattdessen gibt es Fladenbrot. Schweinefleisch ist tabu, dafür gibt es vegetarische Gerichte für die Migranten, die aus religiösen Gründen kein Fleisch essen, aber auch typisch deutsche Gerichte. Besonders froh ist Bernd Weißenborn, dass er es geschafft hat, einen Hausmeister für das Waldheim zu finden, der selbst aus der arabischen Welt stammt. Der neue Mitarbeiter spricht mehrere Sprachen und kann zudem eine Ausbildung zum Sozialarbeiter vorweisen. Deswegen dient er dort weniger als Techniker, sondern viel mehr als Ansprechpartner für die Sorgen und Nöte der Flüchtlinge.

Die 90 Flüchtlinge sollen zwar im Sommer das Haus wieder verlassen haben, doch werden weitere 300 Flüchtlinge in einer Turnhalle entlang der Römerstraße unterkommen. Für sie alle hat sich die Gruppe „Hilfe auf dem Berg“ gebildet, die die Flüchtlinge im Ehrenamt unterstützt. Unter dem Facebook-Eintrag „Hilfe auf dem Berg“ oder über die Homepage „Hilfe auf dem Berg“, die bald online gehen soll, kann man leicht zu der Gruppe um Volkart Diehl dazustoßen. Die Gruppe arbeitet gerade an einer Kleiderkammer, will ein Begegnungscafé eröffnen und den Flüchtlingen auch Sportangebote ermöglichen.