Immer wieder einmal werden, wie jetzt bei Hohenstadt, entlang der Autobahnen Flüchtlinge in Lastwagen entdeckt. Foto: dpa

Auf einem Autobahnparkplatz an der A 8 bei Hohenstadt sind am Sonntagvormittag zwei junge Flüchtlinge entdeckt worden. Sie konnten unversehrt aus dem Containeraufbau eines Sattelzugs befreit werden.

Hohenstadt - Ein Autofahrer, der am vergangenen Sonntag auf seinem Weg in Richtung Stuttgart den kleinen Parkplatz kurz vor der Autobahnausfahrt Hohenstadt angesteuert hatte, um sich die Beine zu vertreten, glaubte zunächst, seinen Ohren nicht trauen zu können. Aber tatsächlich: Aus dem Containeraufbau des Sattelzugs, neben dem er stand, waren Klopfgeräusche und Stimmen zu hören. Der Mann weckte rasch den Fahrer des Lastwagens, der sich in seiner Kabine zu einem Nickerchen hingelegt hatte. Zusammen verständigten sie die Polizei, die nur wenig später zwei junge Flüchtlinge unversehrt aus dem Auflieger befreien konnte.

Jetzt laufen, wie Uwe Krause, einer der Pressesprecher der Ulmer Polizeidirektion erklärt, umfangreiche Ermittlungen, wo und auf welche Art und Weise die beiden Jugendlichen – ein 14-jähriger Afghane und ein 17-jähriger Iraker – in den Container gekommen sind. Fest steht bereits, dass der verplombte Container ursprünglich aus Bulgarien stammt. Allerdings ist noch unklar, ob die Jugendlichen bereits dort in den Sattelzug gelangt sind oder ob sie das Fahrzeug erst bei einem der Stopps auf der Strecke bestiegen haben beziehungsweise dorthin gebracht worden sind.

Eine Gesundheitsgefahr hat nicht bestanden

Offen ist ebenfalls noch, ob die beiden auf eigene Faust gehandelt haben, oder ob sie von Schleusern zu der Aktion gedrängt wurden. Wie der Polizeisprecher ausführt, habe – zumindest dem ersten Anschein nach – der Fahrer nichts von den blinden Passagieren gewusst. Da es auf der Tour allerdings mehrere Personalwechsel am Steuer gegeben habe, zuletzt an der deutsch-österreichischen Grenze, müssten erst noch eine ganze Reihe weiterer Vernehmungen geführt werden, ergänzt er.

Im Gegensatz zu anderen derartigen Vorkommnissen, man erinnert sich an die 71 Menschen, die im August 2015 bei Parndorf in Österreich in einem Kühllaster qualvoll erstickt sind, kamen die Jugendlichen im Fall von Hohenstadt glimpflich davon. „Da der Container über eine Luftzufuhr verfügte und beide etwas zu trinken dabei hatten, bestand keine akute Gesundheitsgefahr“, betont Krause. Dies habe sich auch bei einer umgehenden ärztlichen Untersuchung bestätigt, fügt er hinzu.

Polizeisprecher Krause: Die Leute sind sensibilisiert

Warum sich die Jungs überhaupt bemerkbar gemacht haben, sei ebenfalls schon klar. „Sie wollten wissen, wo sie sich mittlerweile befinden und waren froh als sie erfahren haben, dass es Deutschland ist“, sagt der Pressesprecher. Da der Ort des Geschehens im Kreis Göppingen liege, habe man die beiden an das zuständige Jugendamt übergeben. Lothar Hilger, der Leiter der Behörde, bestätigt dies. „Wir haben den 14-Jährigen und den 17-Jährige, wie das im Amtsdeutsch heißt, vorläufig in Obhut genommen und in einer Jugendhilfeeinrichtung untergebracht.“ Wie es nun weitergehe, entscheide letztlich das Land.

Wie oft sich derartige Fälle im Bereich der Polizeidirektion Ulm ereignen, vermag Uwe Krause auf die Schnelle indes nicht zu sagen. „Das gibt es zwar immer wieder mal, aber doch nicht allzu häufig“, erklärt er. Glücklicherweise sei bis jetzt noch nie etwas wirklich Schlimmes passiert. Zum einen kontrollierten die Streifenbeamten gezielt verdächtige Fahrzeuge. „Und zum anderen sind die Leute aufgrund einiger dramatischer Vorkommnisse anderswo sensibilisiert und aufmerksam“, fährt der Polizeisprecher fort.