Nicht nur die Aussicht auf den See ist für Schnäppchenjäger phantastisch. Foto: Gottfried Stoppel

Das Wirthaus am Ebnisee wird komplett renoviert. Vorher muss alles raus. Am Samstag und Sonntag kann man von 12 Uhr bis 17 Uhr Schnäppchen jagen.

Kaisersbach - Die ersten Schnäppchenjäger haben am Samstag nicht bis 12 Uhr gewartet. „Bereits Stunden zuvor standen schon Leute vor der Tür“, sagt Annette Schäfer, die im Eingangsbereich des Wirtshauses am Ebnisee ständig abkassieren muss. „Entschuldigung, ich muss Geld einnehmen“, sagt sie und lacht, während eine Frau schon die nächste Frage hat: „Sagen Sie mal, darf man die Gardinen einfach abnehmen?“ So sei es gedacht, antwortet Annette Schäfer, doch die potenzielle Käuferin ist etwas verunsichert. „Mir hat eine Frau, die ihre Gardinen da grad runternimmt, gesagt, man müsse aufpassen, manche seien schon verkauft.“

Bis zum nächsten Sommer soll alles fertig sein

Um solche lästigen Fragen wohl zu vermeiden, hat eine Frau gleich Tatsachen geschaffen. „Sie hat die Einrichtung von vier Zimmern komplett gekauft“, sagt Annette Schäfer, die zusammen mit Volker Reich im Frühjahr das Hotel gekauft hat. Im Juni haben die beiden das Haus, das direkt am Seeufer liegt, dann übernommen – und sofort geschlossen. Warum, das konnte man am Wochenende sehen. Das einstmals so renommierte wie beliebte Hotel – nicht zu verwechseln mit dem Erlebnishotel auf der Anhöhe an der gegenüberliegenden Seeseite – war mittlerweile zu einer Absteige verkommen.

Volker Reich und Annette Schäfer schaffen jetzt Tatsachen und das erstklassig gelegene Haus soll bis zum nächsten Sommer wie der Phoenix aus der Asche erstehen. „Sobald alles leer ist, werden wir mit der Renovierung beginnen. Zuvor müssen wir noch alle Genehmigungen von den Behörden bekommen und die Planungen fertig machen“, sagt Annette Schäfer, während ein Paar mit Bettzeug beladen die Treppe herunter kommt. „Na, beginnt jetzt der Auszug“, fragt sie und lacht wieder. Auch Volker Reich kommt nicht zum Plaudern, ständig wird er von Käufern mit Fragen bombardiert. Oder mit kategorischen Entscheidungen: „Also, den braunen Tisch nehme ich jetzt mit“, sagt ein Mann zu ihm, während seine Begleiter bereits den schweren ausziehbaren Holztisch aus dem Saal im Erdgeschoss tragen.

Flohmarktgänger im Kaufrausch

Eine Frau hat mehrere Blumenvasen entdeckt. „Hier im Erdgeschoss haben wir die Krüschtle aufgestellt“, erklärt Annette Schäfer. Im ganzen Haus findet der Flohmarkt statt. Auf allen Treppen und Fluren begegnet man Leuten auf Schnäppchenjagd. „Halt, unten nicht“, ruft Volker Reich, als sich einige in Richtung des bereits renovierten Kiosks und der Fischerstube aufmachen. „Die Sachen haben wir erst neu gekauft“, sagt er und kann sich ein Lachen über den Kaufrausch nicht verkneifen.

Für Besucher des Ebnisees sei während der Renovierung über den Winter an den Wochenenden auf jeden Fall für das leibliche Wohl gesorgt. „Der Kiosk ist geöffnet, ausgenommen, das Wetter ist so schlecht, dass es Katzen hagelt.“ Dann käme wirklich niemand an den idyllisch gelegene See, den man mit einem lockeren Spaziergang umrunden kann. „Bei schönem Wetter kommen auch im Herbst und im Winter viele Leute her“, sagt Annette Schäfer.

Stärkung von der Schnäppchenjagd im Gourmet-Imbiss

Im „Gourmet-Imbiss Himmelreich“, konnten sich Flohmarktbesucher nach erfolgtem Einkauf stärken. Es gab Schnitzel mit Kartoffelsalat oder Pommes oder Maultaschen mit Kartoffelsalat. Viele verfuhren jedoch nach dem Motto „keine Atempause“ und schleppten zum Auto, was sie tragen konnten. Anhand der Kennzeichen konnte man sehen, dass die Kunde vom Flohmarkt weit ins Land gedrungen war: Neben WN sah man auch ES, BB und sogar zwei Autos aus Offenbach.