Ein Fotograf hält das waghalsige Luftmanöver von Jules Védrines am 19. Januar 1919 mitten in Paris mit seiner Kamera für die Nachwelt fest. Foto: Wikipedia commons/Inconnu/BM Reims

Vor 100 Jahren landete das französische Fliegerass Jules Védrines mit einem Doppeldecker auf dem Dach des Pariser Kaufhauses Galeries Lafayette. Das waghalsige Manöver gehört zu den spektakulärsten Flugzeuglandungen aller Zeiten.

Stuttgart - Sonntag, 19. Januar 1919: Dichter Nebel liegt über dem Flugfeld von Issy-les-Moulineaux, das knapp sieben Kilometer vom Pariser Stadtzentrum entfernt liegt. Die diesige Sicht hindert Jules Védrines nicht daran, mit seinem Doppeldecker vom Typ Caudron G-III in die Lüfte aufzusteigen.

1. 1919 – Jules Védrines: Landung auf dem Kaufhausdach

Wenige Minuten später ist über der französischen Hauptstadt das Dröhnen eines Flugzeugmotors zu hören. Die verdutzten Pariser schauen in den Himmel und können nur noch staunen. Eine kleine Maschine dreht einige Runden über den Galeries Lafayette, dem Stammhaus der Warenhauskette Lafayette im Boulevard Haussmann.

Plötzlich fällt der Motor aus. Pilot Védrines geht runter und landet auf der 28 Meter langen und zwölf Meter breiten Dachterrasse des Kaufhauses. Das sind 1,40 Meter weniger als die Flügelspannbreite des 6,40 Meter langen Flugzeugs misst. „Nur wenige Zentimeter vor dem Geländer“ kommt der Flieger zum Stehen, wie die Zeitungen am nächsten Tag auf ihren Titelseiten schreiben. Bei dem atemberaubenden Kunststück wird nur eine Kamera beschädigt.

25 000 Franken Preisgeld für den Rekordflug

War es eine Notlandung? Keineswegs. Der 37-jährige ist eines der berühmtesten Fliegerasse Frankreichs und hatte das waghalsige Flugmanöver akribisch vorbereitet. 1912 brach Védrines mit 145 Stundenkilometern den damaligen Geschwindigkeitsrekord für Flugzeuge.

Grund für Védrines’ Teufelsritt ist ein Preisgeld von 25 000 Franken, das Lafayette-Besitzer Théophile Bader aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums seines Kaufhauses ausgelobt hatte.

Da die Pariser Präfektur den Flug verboten hatte, wird Védrines nach der Landung verhaftet. Doch schon bald ist er wieder auf freiem Fuß und wird als Volksheld gefeiert.

Zwei Monate stirbt Védrines

Lange kann er sich nicht in seinem Ruhm sonnen. Am 21. April 1919 stürzt Jules Védrines bei Saint-Rambert-d’Albon nahe Lyon mit einer Caudron C.23 – einem für Passagiere umgebauten zweimotorigen Langstreckenbomber – ab.

In einem grandiosen Begräbnis auf dem Pariser Friedhof von Pantin nimmt Frankreich von seinem Nationalhelden Abschied. Bis heute erinnert eine Stele auf dem Dach der Galeries Lafayette an Védrines’ Husarenstück.

2. Henri Fabre: Erste Landung auf dem Wasser

Am 28. März 1910 schafft der französische Luftfahrtpionier Henri Fabre (1882-1984) das Unglaubliche: Er startet auf dem Étang de Berre, einer Meeresbucht in der Provence in Südfrankreich, erstmals mit einem Wasserflugzeug.

3. Eugene B. Ely: Der erste Marineflieger

Am 14. November 1910 gelingt dem US-Flugpionier Eugene Burton Ely (1972-1911) der erste Start mit einem Flieger von einem Schiff. Ely hebt mit seinem Curtiss-Doppeldecker vom Bug des zum provisorischen Flugzeugträger umgebauten Leichten Kreuzer USS Birmingham ab. Es ist die Geburt der Marinefliegerei.

Nur zwei Monate später, am 18. Januar 1911, landet Ely auf See. Dafür war der Panzerkreuzer USS Pennsylvania eigens mit einer hölzernen Plattform ausgerüstet worden.

4. Franz Hailer: Mit Kufen auf die Zugspitze

Für weltweites Aufsehen sorgt am 9. März 1922 Franz Hailer, der als erster mit einem Flieger auf der Zugspitze landet. Der mit Kufen ausgestattete Doppeldecker vom Typ Rumpler C.I setzt auf dem Schneeferner Gletscher auf, der sich 50 Meter unterhalb des mit 2962 Meter hohen Gipfels befindet.

5. Roald Amundsen: Erste Landung im ewigen Eis

Im Mai 1925 versucht der norwegische Polarforscher Roald Amundsen (1872-1928) den Nordpol erstmals per Flugzeug zu erreichen. Zusammen mit fünf anderen Expeditionsteilnehmern startet er von dem kleinen Ort Ny-Ålesunda auf Spitzbergen mit zwei Flugbooten des Typs Dornier N-25 DO Wal.

Am 21. Mai landet die Crew an einer bis dahin dem Nordpol am nächsten gelegenen mit einem Flugzeug erreichten Position. Das Sextett braucht vier Wochen, um das verbliebene Flugzeug wieder flott zu machen und eine Startpiste zu bauen.

6. Mathias Rust: Landung auf dem Roten Platz

Über Nacht wird der damals 18-jährige Privatpilot Mathias Rust weltbekannt, als er am 28. Mai 1987 mit einem Flugzeug vom Typ Cessna 172 P auf der Großen Moskwa-Brücke unweit des Roten Platzes in Moskau landet. Zuvor hatte Rust die viersitzige Propellermaschine beim Hamburger Luftsportverein für einen „Rundflug über die Nordsee“ gechartert.

Nach einer Zwischenlandung auf dem Flugplatz Uetersen bei Hamburg fliegt er am 13. Mai 1987 auf die Färöer Inseln. Von dort geht es weiter über Island, Bergen in Norwegen in die finnische Hauptstadt Helsinki. Am 28. Mai überquert Rust die finnisch-sowjetische Grenze Richtung Leningrad und folgt der Eisenbahnlinie nach Moskau.

Obwohl die sowjetische Luftverteidigung die einmotorige Maschine auf dem Radar hat und MIG-23-Abfangjäger aufgesteigen, erreicht der 18-Jährige nach fünfeinhalbstündigem Flug Moskau. Da auf dem Platz zu viele Menschen flanieren, landet er gegen 18:40 Uhr auf der nahen Großen Moskwa-Brücke und bringt die Cessna auf einem Bus-Parkplatz neben der Basilius-Kathedrale zum Stehen.

7. Didier Delsalle: Helikopter-Landung auf dem höchsten Punkt der Welt

Der französische Testpilot Didier Delsalle (geboren 1957) stellt 2005 den bis heute gültigen Rekord in der Kategorie „Highest take-off“ (höchstgelegener Startort) auf.

Am 14./15. Mai 2005 setzt er mit den Kufen seines Eurocopter Ecureuil/AStar in 8848 Metern Höhe auf dem Mount Everest im Himalaja auf. Gemäß den Anforderungen des Internationalen Luftfahrtverbandes bleibt er mehr als zwei Minuten am Boden, bevor er zum Basislager zurückfliegt.

9. Saba: Die kürzeste Landebahn

Der Airport Juancho E. Yrausquin ist der einzige Flughafen auf Saba, der kleinsten bewohnten Insel der ehemaligen Niederländischen Antillen in der Karibik. Mit 400 Metern hat er die kürzeste kommerzielle Landebahn der Welt. Dort können nur sogenannte STOL-Flugzeuge (Abkürzung für „Short Take-Off and Landing“, Kurzstart und -landung) landen.

10. Tibet: Das höchstgelegene Flugfeld

In diesem Jahr soll der Airport von Nagqu-Dagring in dem zu China gehörenden Autonomen Gebiet Tibet fertig werden. Mit 4436 Meter wird er der am höchsten gelegene Flughafen der Welt sein.

Der bisherige Rekordhalter ist der 2013 in 4411 Metern Höhe eröffnete Flughafen Dabba-Yardêng, der sich ebenfalls in Tibet befindet.