Der Elero-Neubau in Schlierbach bietet vor allem eines: viel Platz. Foto: Elero

Die Firma Elero bringt Geld und Arbeitsplätze aus Beuren im Kreis Esslingen nach Schlierbach. Am bisherigen Standort konnte die Firma nicht erweitern.

Schlierbach - Nach drei Jahrzehnten in Beuren im Kreis Esslingen hat der nach eigenen Angaben größte Hersteller von Antriebstechnik für Rolladen und Sonnenschutz in Deutschland dem kleinen, idyllisch gelegenen Ort den Rücken gekehrt. Es habe dort einfach keine Möglichkeiten gegeben, weiter zu wachsen, berichtet der Geschäftsführer Enzo Viola. Deshalb sei man ins nur 18 Kilometer entfernte Gewerbegebiet Beim Schopf in Schlierbach (Kreis Göppingen) gezogen und habe dort 14 Millionen Euro in den neuen Firmensitz investiert.

Beuren und Schlierbach sind mit 3550 und 3900 Einwohnern und jeweils rund elf Quadratkilometern Fläche auf den ersten Blick durchaus vergleichbar. Wie Beuren haben inzwischen viele Städte und Gemeinden in der Region Stuttgart Schwierigkeiten, ihren Unternehmen Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten und sie am Ort zu halten. Und wie Schlierbach profitieren meistens die Gemeinden davon, die schnell verfügbare Gewerbeflächen anbieten können. Häufig wird dafür der Flächennutzungsplan der Region Stuttgart verantwortlich gemacht, der zu restriktiv sei und zu wenig Gewerbeflächen ausweise.

Der Weg vom Plan in die Realität ist oft zu weit

Doch zumindest im Fall Beuren scheint das nicht das Problem gewesen zu sein. Eher scheint es so, als würden Gewerbegebiete auf ihrem Weg vom Plan in die Realität oft an allen möglichen Umständen scheitern – vom Naturschutz bis hin zu Verkehr, Anwohnern oder unterschiedlichen Interessen betroffener Kommunen.

„Beuren ist ein Paradebeispiel dafür, dass wir in der Region kein Planungs- sondern ein Umsetzungsproblem haben“, resümiert die Sprecherin des Verbands Region Stuttgart, Dorothee Lang. Denn der Regionalplan sehe durchaus Flächen für Gewerbe in Beuren vor. Doch offenbar kollidierten diese mit dem Naturschutz. Das bestätigt auch der Beurener Bürgermeister Daniel Gluiber. „Wir liegen landschaftlich ja sehr reizvoll und profitieren beim Thema Tourismus auch davon“, sagt er. Allerdings sei der Ort von Landschafts- und Vogelschutzgebieten geradezu umzingelt, was es sehr schwer mache, neue Gewerbe- oder auch Wohngebiete zu bauen. Denn für jeden Eingriff in die Landschaft müsse man teure Ausgleichsmaßnahmen vornehmen, was die Grundstückspreise in die Höhe treibe und dazu führe, dass diese für Käufer nicht mehr interessant seien. Hinzu komme der Status des Ortes als Kurort. „Betriebe, die Lärm oder Gestank produzieren, können wir deshalb bei uns nicht zulassen“, sagt Gluiber.

Für das Gewerbegebiet in Schlierbach gibt es noch Erweiterungsflächen

Vertreter der Region und der Kommune hatten deshalb vor einem Jahr versucht, gemeinsam Flächen zu finden, die sich für Gewerbeansiedlungen eignen, ohne dass der Landschaftsschutz tangiert ist. Doch bisher haben die Gespräche nicht zu einem Ergebnis geführt. Stattdessen hofft die Kommune nun, dass sich für das ehemalige Elero-Areal im Ort bald ein neuer Nutzer findet, der neue Arbeitsplätze schafft und das magere Stadtsäckel mit Gewerbesteuern füllt. „Hinter den Kulissen läuft eine sehr aktive Suche“, sagt der Bürgermeister. Der Eigentümer habe einen erfahrenen Makler eingeschaltet und auch die Kommune und der Wirtschaftsförderung des Gewerbezweckverbands Nürtingen seien eingeschaltet.

In Schlierbach ist man derweil froh über den Zuwachs. Der Bürgermeister Paul Schmid sagt: „Elero ist eine sehr interessante Firma, die zusätzliche Arbeitsplätze in den Ort bringt und mehr Vielfalt in unser von Maschinenbaufirmen dominiertes Gewerbegebiet.“ Die Kommune hat es mit der Ansiedlung von Gewerbe wesentlich leichter als Beuren. Denn ihr Gewerbegebiet liegt an der B 297, hat damit bereits eine gute Anbindung und freie Flächen, die nicht unter Schutz stehen. Die Erweiterungsflächen sollten vor allem für die Entwicklung örtlicher Betriebe verwendet werden, sagt Schmid. Nur in Einzelfällen würden auch Flächen an Auswärtige wie Elero verkauft. Man habe zwar noch genug Platz, aber schließlich sei auch der endlich.