Im Schorndorfer Rathaus ist man ganz zufrieden mit der aktuellen Finanzlage der Kommune. Foto: © C) Gottfried Stoppel/Gottfried Stoppel

Finanziell scheint Schorndorf mit einem blauen Auge durch die Coronakrise gekommen zu sein. Vor allem bei der Gewerbesteuer gab es eine erfreuliche Überraschung.

Schorndorf - Es ist zwar nur ein Zwischenbericht. Aber im Herbst 2021 sieht es ganz danach aus, als ob Schorndorf glimpflich durch das von der Coronapandemie geprägte Haushaltsjahr gekommen ist. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Eine dicke Überraschung war es für den Ersten Bürgermeister Thorsten Englert, dass die Gewerbesteuer Stand Ende September mit einer prognostizierten Höhe von 18,5 Millionen Euro sogar leicht über Plan liegt: „Die Gewerbesteuer ist sehr stabil, und das ist absolut gegen den Trend im Land“, sagte er in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Guter Branchenmix in Schorndorf

Was der Grund dafür sein könnte? „Wir haben in Schorndorf einen guten Branchenmix“, erläuterte Englert. Weder gebe es in der Daimlerstadt die Konzentration auf zum Beispiel nur den Automobilbereich, noch gebe es den einen Hauptarbeitgeber, von dem die Höhe der Gewerbesteuer mehr oder weniger allein abhänge. Einen wahren Einbruch hat die Gemeinde durch die Coronakrise dagegen bei ihren Einnahmequellen erlebt, die von einer gewissen Frequenz abhängig sind: „Die Öffentlichkeit hat geruht“, sagte Thorsten Englert. Weil die Bürger daheim geblieben sind, gab es keine Einnahmen durch Parkgebühren, durch die Vergnügungssteuer oder durch Bußgelder – allein weil letztere weniger verhängt wurden, fehlt rund eine Million Euro in der Stadtkasse.

Auf der anderen Seite musste die Stadt in Pandemiezeiten weniger ausgeben: keine Feste wie die Schorndorfer Woche, weniger Fortbildungen, kaum repräsentative Veranstaltungen, kein Mensabetrieb, Mitarbeiter von Stadtbücherei, Kindertagesstätten oder der Forscherfabrik in Kurzarbeit. Weil zudem eine Hochspannungsleitung anders als geplant nicht verlegt werden musste, verzeichnet die Stadt Schorndorf zwei Millionen weniger Ausgaben als geplant. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte Thorsten Englert.

Große Investitionen auch 2021

Noch nicht sicher kann der Erste Bürgermeister sein, wie viele der für rund 25 Millionen Euro geplanten Investitionen tatsächlich dieses Jahr getätigt werden. Vermutlich wird aber noch einiges mehr als die bisher abgerufenen sieben Millionen Euro abfließen. Große Projekte sind beispielsweise der Neubau der Gemeinschaftsschule Rainbrunnen, die Generalsanierung der Gottlieb-Daimler-Realschule oder die neue Kita Stöhrerweg. Durch die Tilgungen könnte der Schuldenstand dieses Jahr auf 40 Millionen Euro sinken. Weil aber noch ein Kredit von sechs Millionen Euro aufgenommen wird – dessen Ermächtigung sonst verfallen würde – wird der Schuldenstand zu Jahresende bei mindestens 46 Millionen Euro liegen.

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Schorndorfs Schulden werden in den sozialen Netzwerken immer wieder diskutiert. „Mir kommt dabei immer zu kurz, welche Werte geschaffen wurden“, sagte Englert. In den vergangenen zehn Jahren seien mehr als 200 Millionen Euro investiert worden – in Schulen, Kindergärten, Parks. „Wir haben die Stadt hergerichtet.“ Zusammen mit allen Tochterunternehmen habe die Stadt ein Vermögen von 360 Millionen Euro aufgebaut.