Chris Pine sitzt als Captain Kirk längst so selbstbewusst auf dem Kommandantenstuhl der Enterprise wie einst William Shatner. Foto:Paramount Foto:  

Der dritte Film seit dem „Star Trek“-Neustart besinnt sich auf die Original-Serie der Sechziger. Und die neuen Darsteller erweisen sich dabei als würdige Erben.

Stuttgart - Ikonische Figuren erfolgreich zu vererben, gehört zu den kniffligsten Herausforderungen der Popkultur – über James Bond wird gestritten, seit Sean Connery die Rolle abgab. J.J. Abrams ist also ein Coup gelungen, als er die erste Crew des Raumschiffs Enterprise neu besetzt hat. In der Vorgeschichte zur Ur-Serie nahmen Chris Pine (Kirk), Zachary Quinto (Spock), Karl Urban (Pille) und Simon Pegg (Scotty) gewissenhaft die zugespitzten Charaktere auf, die William Shatner, Leonard Nimoy, DeForest Kelley und James Doohan ausformuliert hatten in unzähligen Folgen der TV-Serie und mehreren Kinofilmen. Zudem überführte Abrams „Star Trek“ in zwei rasanten Weltraum-Thrillern (2009, 2013) in ein zeitgemäßes Action-Kino-Format. Durch eine trickreiche Manipulation am Raum-Zeit-Kontinuum entkoppelte er seinen Reboot dann vom Original und erschuf eine Art paralleler Realität, in der die Figuren sich völlig unabhängig entwickeln können.

Das tun sie unter Regie von Justin Lin (Abrams fungiert als Produzent) paradoxerweise mit einer stärkeren Wiederannäherung ans Original. „Star Trek Beyond“ strotzt nur so vor Anspielungen, Gags und Seitenhieben, die erste Viertelstunde des Films widmet sich dem menschelnden Miteinander in einem Raumschiff, in dem Leute jahrelang aufeinander zurückgeworfen werden. Die Schauspieler verschmelzen derart mit ihren Figuren, dass es sich so anfühlt, als hätte es nie andere gegeben – die „Star Trek“-Helden werden sich selbst immer ähnlicher.

Cowboy-Stunts und neue Kanten

Pine als Kirk führt mit aufreizender Lässigkeit Cowboy-Stunts vor, etwa eine wilde Motorrad(!)-Jagd auf einem fremden Planeten, Quinto als eigentlich gefühlsresistenter Spock stürzt in einen emotionalen Zwiespalt nie gekannten Ausmaßes und bleibt dabei präzise in der Rolle, Urban gibt dem aufbrausenden Schiffsdoktor, der sich gern selbst reden hört, neue Kanten, und Simon Pegg als Bordmechaniker Scotty reizt in satirischer Ernsthaftigkeit die absurde Vorstellung aus, ein einzelner Mechaniker könnte ein riesiges Raumschiff alleine reparieren.

Auch die Nebenfiguren gewinnen an Kontur: Zoe Saldana etabliert Lieutenant Uhura als starke Frauenfigur auf Augenhöhe, von der entscheidende Impulse ausgehen, John Cho als Sulu trifft auf einer Raumbasis ganz selbstverständlich seinen Lebenspartner samt kleiner Adoptivtochter. Und Sofia Boutella als Jaylah, eine neu eingeführte Kriegerin mit sehr menschlichen Reflexen, wird der Reihe wohl erhalten bleiben.

Überwältigender Bild- und Klangrausch

So beglückend die Rückbesinnung vor allem für Trekkies sein mag – sie geht auf Kosten der zuletzt gewonnenen Glaubwürdigkeit. Alles wirkt wie ein fröhliches, logikfreies Spiel, an dem sich der stereotype James-Bond-Plot reibt: Ein Bösewicht möchte die Welt ins Chaos stürzen wie jüngst der wüste Pharao im aktuellen „X-Men“-Film. Hier heißt der Schurke Krall (Idris Elba), gehört einer neuen Alien-Spezies an und bedroht mit einer Massenvernichtungswaffe eine künstliche Zivilisationsblase im All.

Die digitale Schöpfung funkelt auf höchstem Niveau, die Weltraumschlachten sind ein überwältigender Bild- und Klangrausch. Ein zentraler Schwarm-Effekt allerdings war ähnlich schon in „Transformers 4“ und „Baymax“ (beide 2014) zu sehen. Im Verbund mit der schmalen Handlung schmälert das den Genuss ein wenig, ändert aber nichts daran, dass unterhaltsames Popcorn-Kino kaum größer sein kann mit ikonischen Figuren, die erfolgreich vererbt worden sind.

Star Trek Beyond. USA 2016. Regie: Justin Lin. Mit Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Soldana, Sofia Boutella, Simon Pegg, Karl Urban, John Cho. 123 Minuten. Ab 12 Jahren.