Calvin (Ice Cube, l.) und Rashad (Common) erleben harte Belastungsproben ihrer Freundschaft. Foto: Warner Bros.

Bisher bot die „Barbershop“-Reihe mit Ice Cube lockeres afroamerikanisches Unterhaltungskino. Nun sind die ganzen Probleme und Herausforderungen der schwarzen Gemeinschaften in der Frisierbude angekommen. Es wird also brenzlig.

Stuttgart - Calvins Friseurladen ist ein gemütlicher Ort auf der schwarzen South Side von Chicago, eine Haarabschneiderei, die als Nachbarschaftszentrum funktioniert, als Ort, wo man Schwätzchen hält, Probleme löst und Hilfe finden kann. Und sei es auch mal nur die Hilfe, dass einen die spottfreudigen anderen Stammgäste von irgendeinem hohen Ross holen. Mit dem Idyll ist es in „Barbershop: The Next Cut“ aber sichtlich vorbei, als ein Mann mit durch und durch blauer Kleidung den Laden betritt und einen Kunden auf dem Frisierstuhl sieht, der als Leitfarbe Rot trägt. Sofort liegen Mord und Totschlag in der Luft. Die Kontrahenten sind Mitglieder unterschiedlicher Gangs, und deren mörderischer Territorialanspruch hat nun auch den zuvor so heimeligen Barbershop erreicht.

Man könnte sogar sagen, nun dringen die realen Probleme schwarzer Gemeinschaften in jenes afroamerikanische Unterhaltungskino vor, das hierzulande kaum wahrgenommen wird, das auch in den USA vor allem für die Multiplexe in mehrheitlich schwarzen Gegenden produziert wird, das harmlosen Eskapismus, Klamauk und Romanzen liefert und das sich mit allen Kräften gegen die Gleichsetzung von Gettoverhältnissen und afroamerikanischer Alltagskultur wehrt.

Black Lives Matter – auch beim Friseur

In „The Next Cut“ sind die Darsteller beieinander, die seit 2002 schon in zwei anderen „Barbershop“-Filmen auftraten, Ice Cube („Straight outta Compton“), Cedric the Entertainer und Eve, und der einstige Männerladen ist inzwischen zur Hälfte auch Damensalon. Aber die Gespräche drehen sich nicht nur um Ulkiges, sondern um Polizeigewalt gegen Schwarze, um die Bewegung Black Lives Matter, vor allem aber um das Banden- und Kriminalitätsproblem, das Chicagos schwarze Viertel mit neuer Wucht heimsucht. Zweimal direkt hintereinander sei er auf offener Straße überfallen worden, klagt ein Kunde, und der zweite Räuber habe ihn dafür zusammengeschlagen, dass er dem ersten all sein Geld gegeben habe.

Optisch macht das wenig her, sieht nach TV-Sitcom aus, aber Dialoge und Figuren führen uns in spannende Problemzonen, ohne dabei den Humor zu vergessen. Man sollte allerdings nach einer der seltenen Vorstellungen im Originalton Ausschau halten.

Barbershop: The Next Cut. USA 2016. Regie: Malcolm D. Lee. Mit Ice Cube, Common, Cedric the Entertainer, Regina Hall, Eve. 112 Minuten. Ab 12 Jahren.