Salat wächst auf dem wertvollen Boden der Filder hervorragend. Doch die Flächen sind von mehreren Seiten hart umkämpft. Foto:  

Der zwölfte Unternehmerdialog von Leinfelden-Echterdingen widmete sich der Entwicklung auf den Fildern und der Frage, wie der hart umkämpfte Lößlehm-Boden genutzt wird. Gibt es neue Ansätze?

Stetten - Die Kulisse entsprach dem Klischee einer altbacken möblierten guten Stube, die man irgendwo auf dem Lande vermuten könnte: Stehlampe mit Stoffbespannung, gemusterte Streifentapete. Da hätte sich der für den zwölften Unternehmerdialog angekündigte Minister für den Ländlichen Raum, Peter Hauk, vielleicht von Amts wegen wohlgefühlt. Doch er sagte kurzfristig ab, musste sich mit dem erst einmal ruhenden Bienenschutz-Volksbegehren und dem eigenen Eckpunktepapier beschäftigen. Stattdessen wurde die Ministerialdirektorin Grit Puchan auf der Bühne des Theaters unter den Kuppeln begrüßt, das seine Räume für die Veranstaltung zur Verfügung stellte.

„Koexistenz von Wirtschaft und Landwirtschaft; Kooperation von Kommunen, Unternehmen und Landwirtschaft“ lautete das Thema des Vortrags, den Puchan stellvertretend für ihren Minister hielt. Für die Ministerialdirektorin ist der Filderraum ein „wichtiger Nukleus von Baden-Württemberg“. Sie sei stolz darauf, dass es die Filder mit ihrer Landwirtschaft gebe, sagte Puchan. So gebe es bereits Hedgefonds und internationale Investoren, die Ackerflächen in Norddeutschland kaufen. „Wir müssen dieses Thema politisch angehen“, sagte die Politikerin.

Lößlehm-Boden ist hart umkämpft

Auf den Fildern gibt es jedoch ein ganz anderes Problem: die Frage, wie der wertvolle, von mehreren Seiten hart umkämpfte Lößlehm-Boden genutzt wird. „Wir brauchen Flächen für die Wirtschaft, der Bedarf bleibt“, betonte die für den Ländlichen Raum zuständige Ministerialdirektorin auch mit Blick auf die Filderstudie, die zuvor von Eva Noller, der Ersten Bürgermeisterin von Leinfelden-Echterdingen, vorgestellt worden war. Auf den Fildern jedoch sei man richtig unterwegs, gehe sparsam mit der Fläche um und achte auch auf die Aufenthaltsqualität in der Stadt.

Ein richtungsweisender Beitrag für die Diskussion über die weitere Entwicklung der Filder? Nicht für den Echterdinger Landwirt Karl Kizele. „Ich hätte mir vom Minister für den ländlichen Raum mehr erwartet“, sagte der Stadtrat der Freien Wähler. Denn der ländliche Raum blute aus, während auf die Filder alles draufgepackt werde.

Der Filderraum sei in Vorleistung gegangen, habe unter anderem viel Fläche für die Messe verloren. „Da kann es ein ,weiter so’ nicht geben“, forderte er und kritisierte, dass es in jeder Gemeinde einen einstöckigen Discounter mit großem Parkplatz vor der Tür und entsprechendem Flächenverbrauch, aber viel zu wenig Grünfläche gebe. „Es geht nicht nur um Äcker, sondern auch um Lebensqualität“, sagte Karl Kizele.

Wohnraum und Flächen für die Wirtschaft

Für die Vertreter der örtlichen Firmen, die sich während der Diskussion nicht äußerten, sprang Thomas Kiwitt ein. „Es gibt noch andere Ziele als Klima- und Bodenschutz“, sagte der Leitende Technische Direktor des Verbands Region Stuttgart. Es sei bezahlbarer Wohnraum notwendig, auch Flächen für die Wirtschaft. Man habe keine Gewerbeflächen mit zehn Hektar und mehr im Angebot, die die Region wettbewerbsfähig machten, ergänzte er auch im Hinblick auf den Wandel in Richtung alternativer Antriebe, vor dem die Automobilindustrie steht. „Zwei Drittel der Filder sind Freifläche. Die Region ist zwar dicht besiedelt, aber nicht am Anschlag“, sagte Kiwitt. Dieser Pauschalisierung widersprach Walter Vohl. „Die gesamte Entwicklung fokussiert sich auf die guten und ertragsstarken Böden, und genau das ist das Problem“, kritisierte der Landwirt im Ruhestand und Stadtrat der Freien Wähler. Er befürchtet, dass neue Gewerbegebiete ausgewiesen, andere jedoch zu Brachen werden: „Da hätten wir uns „intelligentere Lösungen erwartet“.