Die neue Gemeinschaftsschule in Bernhausen ist schon vor ihrer Eröffnung zu klein. Foto: Otto-H. Häusser

Viele Auswärtige wollen eine Schule in Filderstadt besuchen. Das hat unter anderem auch finanzielle Auswirkungen für die Kommune. Stadträte fordern deshalb eine finanzielle Beteiligung der Nachbarn.

Bernhausen - Schon jetzt ist klar: die neue Gemeinschaftsschule (GMS) in Bernhausen ist der Nachfrage nicht gewachsen. Die geplante Zweizügigkeit ist schon vor Eröffnung des neuen Gebäudes im September Makulatur. Nach der Hochrechnung der Schülerzahlen wollen zum kommenden Schuljahr zu viele Viertklässler in die Gotthard-Müller-Schule wechseln.

Deshalb muss die Schule 13 von ihnen abweisen. Für die übrigen 82 Schüler müssen drei Klassen gebildet werden, obwohl das Gebäude nur für zwei Eingangsklassen ausgelegt ist. Wie auch in den anderen weiterführenden Schulen von Filderstadt gibt es einen großen Andrang von Schülern, die nicht in der Großen Kreisstadt wohnen. „Filderstadts Schulen erfreuen sich einer großen Nachfrage“, sagte Bürgermeister Jens Theobaldt im Gemeinderat. Der Anteil der auswärtigen Neuzugänge liegt in der GMS bei 26 Prozent. Dabei sind diejenigen, die abgewiesen werden müssen, noch nicht einmal eingerechnet.

Auch in anderen Schulen viele Auswärtige

In anderen weiterführenden Schulen ist der Andrang von auswärtigen Schülern sogar noch größer. Beim Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium kommt mit eine Anteil von 52 Prozent mehr als die Hälfte der künftigen Fünftklässler aus Nachbarkommunen. Im Elisabeth-Selbert-Gymnasium liegt der Anteil auswärtiger Neuzugänge bei 33 Prozent, in den Realschulen sind es in Bernhausen 43 und in Bonlanden 29 Prozent. Selbst die Werkrealschule Harthausen wird im nächsten Schuljahr 18 Prozent auswärtige Fünftklässler haben. Dort kann man allerdings um jeden Schüler, der von außerhalb Filderstadts dazu kommt, froh sein. Denn eigentlich wird vom Schulamt eine Klassenstärke von 16 für den Fortbestand der Schule gefordert. Tatsächlich haben sich aber nur elf Schüler angemeldet.

Jens Theobaldt geht davon aus, dass sich das Schulamt trotzdem für die neue Eingangsklasse ausgesprochen habe, weil sich in Harthausen die letzte Werkrealschule von Filderstadt befindet. Es habe sich außerdem gezeigt, dass im Laufe des Schuljahrs die Klassenstärke in der Werkrealschule zunehme.

Die Sprecher der Fraktionen waren auf der einen Seite zwar erfreut darüber, dass Filderstadts Schulen einen guten Ruf genießen. Andrerseits kritisierten sie, dass sich die Kommunen, aus denen die Schüler kommen, nicht finanziell beteiligen. Dazu zählen Leinfelden-Echterdingen, Aichtal, Neuhausen und Wolfschlugen. Sarah Enzler (CDU) und Dennis Birnstock (FDP) forderten Verhandlungen mit den Nachbarn. „Das wird schon seit mehr als zehn Jahren gemacht“, erklärte Walter Bauer (SPD). Es passiere aber nichts. In diesem Fall müsse sich das Land stärker an der Finanzierung beteiligen.

„Pädagogisches Konzept darf nicht leiden“

Stefan Hermann (FW) kritisierte indirekt Leinfelden-Echterdingen. Filderstadt zahle für die Gemeinschaftschule viel Geld und dann kämen Schüler aus einer Kommune, die sich gegen diese Schulart entschieden habe. Catherine Kalarrytou (Grüne) wies darauf hin, dass ihre Fraktion und die SPD sich für den Bau von zwei Gemeinschaftschulen eingesetzt hätten. Man dürfe jetzt nicht den Fehler machen, Fachräume der GMS in Klassenzimmer umzufunktionieren. „Darunter würde das pädagogische Konzept der Schule leiden“, sagte Kalarrytou. Sie forderte von der Verwaltung eine Übersicht darüber, wie der Schulstandort Filderstadt eine Unterstützung bekommen könnte.

Oberbürgermeister Christoph Traub bestätigte, dass die Aufforderung an die Nachbarkommunen, sich finanziell am Schulneubau zu beteiligen, bisher nicht gefruchtet habe. Es gebe Kommunen, die in einem solchen Fall vor Gericht gezogen seien. „Man muss sich diese Fälle einmal genauer ansehen.“