Die elektrische „Swingo 200+“ beim Einsatz in einer anderen Stadt. Foto: privat/Tim Andrew

Weil die Stadtverwaltung von Filderstadt eine Kehrmaschine mit Dieselantrieb kaufen will, kochen die Emotionen bei den Fraktionen hoch. Das hatte auch mit ganz grundsätzlichen Fragen des Klimaschutzes zu tun.

Filderstadt - Dass die Anschaffung einer neuen Kehrmaschineso viel Staub aufwirbelt, dürfte Oberbürgermeister Christoph Traub nicht geahnt haben: Etwas erstaunt nahm das Stadtoberhaupt den großen Redebedarf der Fraktionen zur Kenntnis, als unter Tagesordnungspunkt 18 der Nachfolger des altgedienten Modells „City Ranger“ auserkoren werden sollte. Doch die neue Kehrmaschine, laut Verwaltungsvorlage rund 132 000 Euro teuer, fand in dem Gremium einige Widersacher. Der Grund: Das neue Helferlein der Stadtreinigung wäre ein Diesel – andere Kommunen würden da auf weitaus nachhaltigere Antriebe in ihrem Fuhrpark setzen, argumentierte unter anderem die SPD-Fraktion.

Sie forderte in einem Antrag deswegen die Kehrtwende: Statt der Dieselvariante solle die Verwaltung das Geschwistermodell von „Swingo 200+ Kompakt“ anschaffen, dieses fährt elektrisch. Bis zu 18 000 Bäume müssten in Filderstadt sonst gepflanzt werden, um die Abgase des Dieselfahrzeugs zu kompensieren, rechnete Edeltraud Herrmann von der SPD-Fraktion vor. Der einzige Haken: Das nachhaltige Modell sei um gut 200 000 Euro teurer, referierte die Stadtverwaltung.

Die Flächenkommune Filderstadt – ein Problem für nachhaltige Antriebe?

Grünen-Fraktionschefin Catherine Kallarytou fegte den Vorschlag der Sozialdemokraten dennoch nicht vom Tisch: „Manchmal verhält sich die Verwaltung geradezu schizophren: Wir wollen nachhaltiger werden, ringen uns dann aber nicht zu solchen Investitionen durch.“

Auf der Gegenseite des Saals ernteten die öko-sozialen Kräfte derweil Hohn und Spott. Dennis Birnstock (FDP) sah in der teuren Elektro-Anschaffung eine Steuerverschwendung, die Fraktion der Freien Wähler mahnte eine „praktikable Lösung“ an. Schließlich sei Filderstadt eine „Flächenkommune“, wie Fraktionsvorsitzender Stefan Hermann anmerkte. Ob da die geringe Ladekapazität des Elektrofahrzeugs hilfreich wäre? „Am Ende fährt man den Berg rauf, und oben bleibt die Maschine plötzlich stehen“, gab Walter Schwaiger (CDU) zu bedenken. Mit dieser Sorge war er bei Weitem nicht allein. Ob es so weit überhaupt kommen könne, bezweifelte indes Stadträtin Rosemarie Gädeke von den Freien Wählern. Sie habe das Vorgängermodell bislang kein einziges Mal zwischen den Teilorten gesichtet.

Diesem Eindruck widersprach Tiefbauamtsleiter Norbert Branz: Die Kehrmaschine sei auch zwischen den Teilorten gefordert, sagte er, etwa auf dem Radweg zwischen Bernhausen und Bonlanden. Ohne genügend Reichweite könnte dieser Einsatz schwierig werden.

„Eine schwäbische Kehrmaschine“ – Ratsmehrheit stimmt für den Diesel

Eine durchweg „schwäbische Kehrmaschine“ sei die Dieselanschaffung also, befand daraufhin Oberbürgermeister Christoph Traub: „Kein Weg zwischen den Teilorten ist umsonscht.“ Schwäbisch fiel sodann auch die Entscheidung des Gemeinderats aus: Am Ende folgte die Mehrheit der Empfehlung des Rathauschefs – und votierte damit für die kostengünstiger Variante. Heißt: Vorerst wird in Filderstadt nicht elektrisch geputzt.

Der Kehraus im Verwaltungsgebäude war anschließend schnell vollzogen: Während die Debatte um die Zukunft von „Swingo 200+“ eine gute halbe Stunde in Anspruch genommen hatte, waren die restlichen drei Punkte der Tagesordnung zügiger abgehandelt.