Noch prangt das rote Logo der Real-Kette über dem Eingang in Bernhausen. Dass das auch nach dem Verkauf so bleibt, ist nicht sicher, aber durchaus möglich. Foto: Felix Heck

Die Kette Real steht kurz vor dem Verkauf. Auch in dem Markt am Flughafen in Filderstadt-Bernhausen fragen sich die Mitarbeiter, wie es für sie weitergeht. Es herrscht eine große Verunsicherung. Wir haben uns vor Ort umgehört.

Bernhausen - Der Real-Markt Filderstadt-Bernhausen an einem ganz normalen Werktag: Der Parkplatz vor dem kastenförmigen Zweckbau ist gut gefüllt, an den Kassen piept es im Sekundentakt, und in den Gängen schieben Dutzende Kunden ihre Einkaufswagen an den Regalen vorbei, die zeitgleich von einem Heer aus Mitarbeitern mit Ware bestückt werden. Für Außenstehende ist bei dem Supermarkt vor den Toren des Stuttgarter Flughafens wenig von den Veränderungen zu spüren, die sich derzeit auf Bundesebene ankündigen: Die Verhandlungen um den Verkauf des Real-Imperiums sind dort schon seit Längerem ein hitzig diskutiertes Thema.

Die Sorge ist in Filderstadt längst angekommen

Seit 2018 wird in der Düsseldorfer Zentrale des Mutterkonzerns, der Metro AG, offen über eine Herauslösung der Einzelhandelskette aus dem Portfolio gesprochen. Das verlustreiche Unternehmen soll an ein Bieterkonsortium aus der Handelsimmobilienbranche verkauft werden: Die X+Bricks AG aus Frankfurt bekundete im Sommer gemeinsam mit der russischen SCP Group ihr Interesse – doch der Abschluss des Millionengeschäfts lässt auf sich warten. Zunächst war der Vertragsabschluss für Ende Januar anvisiert, aktuell heißt es zum Stand der Verhandlungen lediglich, man sei in intensiven und guten Gesprächen. „Die Verhandlungsteams arbeiten derzeit quasi rund um die Uhr. Wir sind sehr zuversichtlich“, verkündete eine Metro-Sprecherin auf Nachfrage.

Auf den Fildern ist die Sorge um die Zukunft der Kette indes längst angekommen, zumal laut Medienberichten auch Arbeitsplätze betroffen sein dürften. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sprach Real-Betriebsratschef Werner Klockhaus am 14. Januar von rund 50 Schließungen und 6000 bedrohten Arbeitsplätzen. Die Mutmaßungen wurden von der Metro AG dementiert, nach Medienberichten schwankt die Zahl der von einer Schließung betroffenen Filialen zwischen 30 und 50, insgesamt betreibt das Unternehmen 276 SB-Warenhäuser unter der Marke Real. Nur eine Kernauswahl an Märkten soll weiterhin von den künftigen Inhabern betrieben werden, der Rest wird wohl an andere Händler weiterverkauft, ist im Handelsblatt zu lesen.

Momentan will man sich bei Real nicht detailliert äußern

Von den großen Entscheidungen am Verhandlungstisch kommt vor Ort in Bernhausen wenig an – und doch schwebt die Frage nach der ungewissen Zukunft über allem. „Die Kundschaft spricht uns vermehrt auf die Medienberichte an, da gibt es eine große Verunsicherung“, berichtet ein Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden möchte. Die Sorge um seinen Job verfolgt ihn erst, seitdem in Düsseldorf die Zeichen auf Verkauf stehen. Nicht nur die Kunden zeigen sich verunsichert, auch der Belegschaft merke man die Unruhe an: „Im Dezember, kurz nach der Bekanntgabe, wurde viel darüber geredet, jeder wusste etwas anderes. Aktuell ist das weniger geworden, es gibt ja nichts Neues zu berichten.“ Das Schicksal der Unwissenheit teilt der Mitarbeiter mit 125 Kollegen am Standort, die befinden sich in der Schwebe zwischen Hoffen und Bangen.

„Wir können uns im laufenden Verkaufsprozess nicht zu einzelnen Standorten äußern“, heißt es aus der Konzernzentrale. Derweil setze die Geschäftsführung auf eine möglichst transparente Kommunikation mit den Mitarbeitern, im Vorjahr hatte sich der Vorstandsvorsitzende mit zwei Briefen an die Beschäftigten gewandt. Eine Information zum Vertragsabschluss sei ebenfalls geplant.

Im Rathaus in Filderstadt werden die Entwicklungen in Düsseldorf „mit großem Interesse“ verfolgt. Die Wirtschaftsförderung der Großen Kreisstadt stünde im telefonischen Kontakt mit dem Eigentümer der Immobilie der Real GmbH.

Offenbar läuft die Filiale in Filderstadt gut

Hinter der angemieteten Fläche steht die Familienstiftung Manz, deren Geschäftsführer Hermann Manz um positive Signale bemüht ist: „Wir sind sehr zuversichtlich. Es gibt einen langfristigen Mietvertrag, der kürzlich erst verlängert worden ist.“ Zudem wird die Bernhäuser Filiale offenbar zu den zehn bestlaufenden in Deutschland gezählt. Dieses Standortpotenzial dürfte auch den neuen Real-Inhabern beim Blick in die Bücher nicht entgangen sein.

Auf diese Weitsicht hofft auch die Stammkundschaft am Standort Filderstadt. „Mir ist egal wie, Hauptsache es geht weiter“, lässt sich ein Kunde zitieren. Und auch in der Belegschaft scheint neben dem Lohn vor allem das Herz an Bernhausen zu hängen. „Das ist für mich wie ein zweites Zuhause hier. Ich kenne viele Stammkunden, die Abläufe im Laden sind einem vertraut“, heißt es von einem Mitarbeiter. Ob ihm diese zweite Heimat erhalten bleibt, wird sich in den kommenden Wochen herausstellen.