Strahlende Gesichter bei der Eröffnung der Pedelec-Station 2016 Foto: Archiv Malte Klein

Die Pedelec-Station am S-Bahnhof in Filderstadt-Bernhausen wirft keinen Gewinn ab. Trotzdem wird das Vorzeige-Projekt, an dem bald 20 Kommunen in der Region mit eigenen Stationen teilnehmen, weiterbetrieben.

Bernhausen - Filderstadt gehört zur Speerspitze der fahrradfreundlichen Städte in der Region Stuttgart. Das soll auch weiterhin so bleiben. Trotz einiger Bedenken wegen der Wirtschaftlichkeit hat der Technische Ausschuss des Gemeinderats am Montag grünes Licht für den weiteren Betrieb der Pedelec-Station am S-Bahnhof Bernhausen gegeben. Wichtig dabei: Der Betreiber der Station wird künftig ein anderer sein.

Die Pedelec-Station für die Waden und Puste schonenden Elektrofahrräder wurde im April 2016 eingeweiht, nachdem der Gemeinderat 2014 den Beschluss dafür gefasst hatte. Damit war Filderstadt eine von 13 Kommunen, die an dem vom Land und dem Verband Region Stuttgart geförderten und bundesweit einmaligen Projekt Netz-E-2-R teilnehmen, das überdachte, vor Wind und Wetter geschützte E-Bike-Stationen mit Pedelecs zum Ausleihen nebst Lademöglichkeiten für Leih- und Privaträder 24 Stunden am Tag bereitstellt. Filderstadt ist dafür einen Vertrag mit der Firma Nextbike eingegangen.

Das Verleihsystem heißt Regio-Rad Stuttgart

Mittlerweile sind drei weitere Kommunen dazugestoßen: Leinfelden-Echterdingen, Wolfschlugen und Böblingen. Impulsgeber ist Stuttgart, wo es bereits seit Jahren ein Pedelecverleihsystem mit der Bahn-Tochter DB Collect gibt. Nach einer europaweiten Ausschreibung hat sich herausgestellt, dass DB Collect der günstigste Bieter ist. Stuttgart ist mit 600 Fahrrädern und 150 Pedelcs gestartet, dazu kommen dann die Kommunen in der Region, die insgesamt 310 Pedelecs an 94 Stationen bereitstellen. Das öffentliche Fahrrad- und Pedelecverleihsystem trägt den Namen Regio-Rad Stuttgart. Filderstadt wird den Wechsel zur Bahntochter voraussichtlich im Frühsommer 2018 vollziehen.

Seit Inbetriebnahme der Station am Bernhäuser S-Bahnhof haben dort insgesamt 850 Menschen Pedelecs ausgeliehen. „Damit zählt Filderstadt zu den Spitzenreitern in der Region“, sagte Rainer Gessler, Leiter der Geschäftsstelle der Nachhaltig mobilen Region Stuttgart, der das Thema mit Jürgen Lenz vom Rad-Haus im Ausschuss präsentierte. Dieser guten Nachricht zum Trotz ist der Betrieb der E-Bike Station noch defizitär: Die Einnahmen beliefen sich auf 11 616 Euro, die Ausgaben auf rund 13 712 Euro. Die Stadt hatte Zuschüsse für die Pedelecs und die Station in Höhe von 52 000 Euro bei Gesamtkosten von 200 000 Euro erhalten. Sie musste also rund 147 000 Euro selbst bezahlen.

Stadträte haben trotz schlechter Wirtschaftlichkeit Geduld

„Die Station ist wahnsinnig teuer. Rund 800 Ausleihen an 400 Tagen ergibt im Durchschnitt zwei Ausleihen am Tag. Das ist sehr dünn“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Bauer. Dies sei ein „dünnes“ Ergebnis. Rudolf Lienemann (Fraktionsgemeinschaft CDU/FDP) begrüßte, dass Filderstadt in Sachen Rad so gut abschneide: „Allein zur Image-Pflege müssen wir weitermachen.“ Wie auch Bauer kritisierte er durch schwarze Schafe unter den Landwirten verschmutzte Feldwege, die ja auch Radwege seien, und forderte die Verwaltung auf, „Exempel zu statuieren.“ Robert Hertler (Freie Wähler) sagte, dass es für die Pedelec-Station „einen langen Atem“ brauche: „Wir sollten ihr eine Chance geben.“ Wegen der verschmutzten Feldwege solle die Stadt mit den Bauern „das Gespräch suchen“.

Auch Armin Stickler (Grüne) plädierte bei der Pedelec-Station für Geduld: „Gut Ding braucht Weile. Wir müssen daran arbeiten, dass es besser wird.“ Seine Fraktion werde für den Radverkehr Anträge in die Haushaltsberatungen einbringen.