Eine Bürgerin schlägt vor, dass Besitzer einer Bonuscard einen Zuschuss für ihre VVS-Tickets kriegen Foto: Zweygarth

Bonuscard-Besitzerin bringt Vorschlag in den Bürgerhaushalt ein. VVS signalisiert Gesprächsbereitschaft.

Filder - Der Vorschlag Nummer 5553 im Stuttgarter Bürgerhaushalt ist simpel: Besitzer einer Bonuscard sollen fortan vom Sozialamt einen Zuschuss auch für Jahrestickets des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) bekommen. Bisher gibt es für die Arbeitslosengeld- und Sozialhilfe-Empfänger 15,50 Euro für Monatskarten. Sowohl Karteninhabern als auch dem Sozialamt käme ein Jahresabo günstiger, denn der Fahrgast zahlt für zehn Monate, darf aber zwölf Monate mit Bussen, Stadtbahnen und S-Bahnen fahren. Für das Sozialamt wäre das eine Ersparnis von 31 Euro im Jahr – pro Bonuscard.

Der Vorschlag im Bürgerhaushalt kommt von Veronika Pfälzer (Name geändert). Als Freiberufliche mit geringem Einkommen hat sie selbst eine Bonuscard. Ein Bericht unserer Zeitung im November vergangenen Jahres weckte ihr Interesse an dem Thema. „Ich finde es typisch, dass Gelder verschwendet werden und trotz Anstoß nichts gemacht wird“, sagt sie. Auf den Zeitungsartikel habe es keine Reaktion von den Ämtern gegeben. Auch als sie ihren Vorschlag dem Sozialamt schickte, habe sie keine Antwort bekommen. Das sei „enttäuschend“ gewesen. Daher habe sie den Vorschlag in den Bürgerhaushalt eingebracht. „Ich habe das Thema mit Freunden diskutiert und auch die meinten, das ist Geldverschwendung.“ Jetzt hofft Pfälzer auf rege Beteiligung bei der Bewertung ihres Vorschlags, damit er dem Gemeinderat vorgelegt werden kann.

Bei dem VVS steht man der Sache „aufgeschlossen“ gegenüber, sagt Geschäftsführer Horst Stammler. „Wir nehmen das jetzt zum Anlass, aktiv auf das Sozialamt zuzugehen.“ Bisher habe es darüber keine Gespräche gegeben. Da die Leistungsbescheide bei Empfängern von Arbeitslosengeld auf sechs Monate befristet sind, komme eine Jahreskarte nicht in Frage, „weil man ja nicht weiß und auch nicht hofft, dass jemand die Leistungen ein ganzes Jahr bezieht“, so Stammler. In anderen Fällen, beispielsweise bei Rentnern, denen das Sozialamt die Rente bis zur Grundsicherung aufstockt, sei das anders, denn hier sei eine längerfristige Förderung absehbar und damit eine Jahreskarte sinnvoll. „An uns soll es nicht scheitern“, sagt Stammler.

Für Susanne Lechler vom Sozialamt ist klar, dass sich für Empfänger von Arbeitslosengeld II nichts ändern wird. „Der Vorschlag ist nur interessant für Leute mit einem konstanten Einkommen, wo keine Schwankungen zu erwarten sind“, sagt sie und meint die Empfänger der Grundsicherung, Rentner und Erwerbsunfähige. Im Verhältnis zu den Empfängern von Arbeitslosengeld sei deren Anteil aber „viel geringer“. „Damit müssen wir uns jetzt in Gesprächen mit dem VVS auseinandersetzen.“ Dabei soll auch geklärt werden, wie hoch der monatliche Zuschuss für ein Jahresticket ausfallen soll und wie die Bonuscard-Inhaber dann ihr Jahresticket bezahlen können – weiterhin bar am Automaten oder auch per Lastschrift vom Konto.