Während sich die Ostfilderner Katholiken nun entscheiden müssen, bleibt den Sillenbucher und Heumadener eigentlich nur, zu beten. Foto: dpa

Jüngst haben die Katholiken in Sillenbuch, Heumaden, Kemnat und Ruit erneut über ihre Zukunft diskutiert.

Filder - Den Sillenbucher Katholiken wäre es am liebsten, wenn alles beim Alten bliebe. Wenn die beiden Gemeinden Ruit und Kemnat weiterhin zu ihnen gehören würden. „Es wäre schade, wenn man das aufgibt“, sagt Reinhard Lange, zweiter Vorsitzender im Kirchengemeinderat Sillenbuch. „Das sind gewachsene Strukturen.“ Das hat Lange auch bei der Versammlung Anfang der Woche gesagt.

Die Katholiken von Sillenbuch, Heumaden, Kemnat und Ruit nennen sich seit dem Jahr 2000 Seelsorgeeinheit. Das heißt, dass sie sich den Pfarrer genauso teilen wie den Gemeindebrief. Die Kooperation ist weit gediehen. Doch nun steht sie auf der Kippe. Das Stadtdekanat erwägt, eine Großgemeinde mit 14 000 Mitgliedern auf den Fildern zu gründen, zu der neben Sillenbuch und Heumaden die Katholiken aus Degerloch, Birkach und Plieningen gehören würden. Kemnat und Ruit wären dabei wohl außen vor.

Dies führt erwartungsgemäß nicht gerade zu Stürmen der Begeisterung vor Ort. „Es war eine sehr emotionale Debatte“, sagt Ludger Eltrop, zweiter Vorsitzender des Kirchengemeinderats Ruit, und meint die Versammlung Anfang dieser Woche. Das Bischöfliche Ordinariat Rottenburg hatte zu dem Treffen in Kemnat geladen.

„Wir hoffen, dass das Dekanat zu seinem Wort steht“

Der Vertreter Max Himmel wollte sich bei dieser Gelegenheit ein Bild von der Stimmung auf den Fildern machen – und die Meinung des Bischöflichen Ordinariats darlegen. Geht es nach Rottenburg – und dies tut es im Zweifelsfalle – würden die Gemeinden Kemnat und Ruit künftig andere Wege gehen. Sie würden entweder eine Ostfilderner Gemeinde bilden oder Teil des Dekanats Esslingen-Nürtingen werden.

Ein Schritt, den die Katholiken in Sillenbuch und Heumaden offenbar bedauern würden. Und nicht nur sie. Auch in Kemnat und Ruit gibt es Leute, die sich vehement gegen diesen Schritt stemmen. Laut Ludger Eltrop kritisieren sie vor allem, dass die Neuausrichtung ausgerechnet jetzt ins Gespräch kommt. Roland Rossnagel ist seit fast genau zwei Jahren der gemeinsame Priester, ein Mann, der die Zusammenarbeit der vier Gemeinden stets als eine Aufgabe begriffen habe, sagt Eltrop. Viele Gemeindemitglieder hielten den Zeitpunkt der Trennung daher für falsch. Es gebe aber auch andere, die sich einen neuen Weg durchaus vorstellen könnten, sagt Eltrop.

Bereits im März hatten sich die Gemeinden zur Aussprache mit dem Stadtdekan Christian Hermes getroffen. Er hatte damals gesagt, dass der katholischen Kirche nichts anderes übrig bleibe, als sich strukturell neu zu sortieren. Das Stadtdekanat erwägt, die 46 Gemeinden auf zwölf zusammenzuschrumpfen. „Noch haben wir eine gewisse Steuerungsfähigkeit“, sagte Hermes. „Daher sollten wir jetzt die Weichen stellen.“ Und er sagte, dass nicht gegen den Willen der Gemeinden entschieden werde.

„Wir hoffen, dass das Dekanat zu seinem Wort steht“, sagt Lange. Die Gemeinden in Kemnat und Ruit werden ihr Votum spätestens im Juni abgeben. „Wir selber sind in einer Stillhalteposition“, sagt der Sillenbucher. Er und die anderen wollen vermutlich dennoch eine Mehrheitsmeinung kundtun. Und egal wie es letztlich ausgehe, sagt Lange, „es ist wichtig, dass man danach vernünftig miteinander umgehen kann“.