Vor dem Urlaub liegen daheim vielleicht noch ein paar Bananen und Äpfel rum. Wie wäre es, sie zu verschenken? Foto: Amadeus Banerjee

Vor ein paar Tagen hat sich eine Foodsharing-Gruppe für die Filderebene gegründet. Das Interesse, übrig gebliebene Lebensmittel mit anderen kostenlos zu teilen, ist groß.

Filder - Wer Bananen, Melone und Nektarinen auf seinem Einkaufszettel stehen hatte, für den war dieses Angebot ein echter Glücksgriff: „Eine Kiste Obst zu verschenken“, hat die Facebook-Nutzerin „EL LA“ aus Harthausen am Donnerstag gepostet. Und die Abnehmer ließen nicht lange auf sich warten. Drei Leute haben die Kiste letztlich unter sich aufgeteilt, wie die Kommentare verraten.

Ob Fenchelknollen, Äpfel oder Früchteriegel – während der vergangenen Tage haben verschiedene Nahrungsmittel den Besitzer gewechselt. Gratis. Möglich ist dies dank der neuen Facebook-Gruppe „Filder-Foodsharing“. Diese hatte sich am 18. Juli spontan gegründet, nachdem sich unsere Zeitung – ebenfalls auf Facebook – nach einer Gruppe erkundigt hatte, die übrig gebliebene Lebensmittel auf den Fildern teilt. Was es in anderen Städten bereits gibt, fehlte bislang in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen. Am Abend des 18. Juli ging dann alles sehr schnell. In kürzester Zeit hatten sich der Gruppe mehr als 400 Leute angeschlossen. Sie alle wollen ihre Nudeln, ihr Brot oder Gemüse lieber verschenken, als es in die Tonne zu kloppen.

Einer der Administratoren der Gruppe ist Stefanie Kurfess aus Filderstadt. Sie sagt auf Nachfrage, dass sie von Anfang an überzeugt war von der Idee. „Ich finde, dass viel zu viele Lebensmittel entsorgt werden“, sagt sie. „Dem Ersten schmecken die Sachen einfach nicht, der Nächste hat zu viel gekocht, und wieder andere entsorgen Produkte, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum in der Vergangenheit liegt, obwohl das Essen selbst noch problemlos hätte gegessen werden können.“ Um das zu ändern, seien mit der Gruppe „Filder-Foodsharing“ nun die ersten Schritte getan.

Es bleibt aber das Risiko jedes Einzelnen

Die Macher der neuen Plattform übernehmen „keine Garantie für die hygienischen Anforderungen der Lebensmittel“, wie sie mitteilen. „Die Administratoren dieser Gruppe sind nur für die Verwaltung der Mitglieder verantwortlich“, heißt es in einem Post auf der Seite. Es bleibt also das Risiko jedes Einzelnen, was er verschenkt und was er sich schenken lässt.

Essen zu teilen, ist im Trend. Das zeigen verschiedene andere Projekte auf der Filderebene. So gibt es beispielsweise in Stuttgart-Degerloch an der Löwenstraße 54 einen sogenannten Fairteiler. Es handelt sich dabei um ein öffentlich zugängliches Regal mit Kühlschrank, in dem Lebensmittel abgelegt und von anderen abgeholt werden können. Und an der Universität in Stuttgart-Vaihingen gibt es eine studentische Foodsharing-Gruppe; sie sammelt abgelaufene Lebensmittel in Bäckereien oder Supermärkten ein und verteilt sie hernach kostenlos auf dem Campus.

Dass es diese Möglichkeit nun auch für Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen gibt, erntet viel positive Kritik. Einige sehen darin eine Vorbildfunktion für das gesamte Konzept. Zum Beispiel Kerstin Schütz aus Filderstadt: „Ich glaube, dass die Idee des Foodsharings noch zu wenig bekannt ist“, sagt sie. „Jemand muss es dann in die Hand nehmen und den Anfang machen. Daran hapert es oft.“

Neues anstoßen, Dinge ändern

Die 43-Jährige hatte bereits im Fernsehen einen Beitrag übers Essenteilen gesehen, hatte aber bei sich vor der Hautür keine Gleichgesinnten gefunden. „Umso begeisterter war ich, als ich gesehen habe, dass es nun die Facebook-Gruppe gibt“, sagt Kerstin Schütz. Sie würde sich wünschen, dass Hersteller und Großmärkte verantwortungsvoller mit Lebensmitteln umgehen. „Diese Verschwendung gibt es ja nicht nur im persönlichen Umfeld“, sagt sie. „Aber in diesem können wir zumindest etwas anstoßen und so ändern.“

Etwas ändern will auch Hedwig Heizmann aus Filderstadt. Warum es bislang keine Gruppe gab, liegt für die 67-Jährige auf der Hand: „Die Initiative zu ergreifen und eine Gruppe zu gründen, ist mit Arbeit und der Bereitschaft zur Auseinandersetzung verbunden. Das mag nicht jeder.“ Umso mehr hofft sie, dass „Filder-Foodsharing“ nun auch regelmäßig genutzt wird. „Ich habe eine Freundin, die in Stuttgart in einem mehrstöckigen Wohnhaus lebt“, berichtet sie. „Dort stellen die Bewohner übrig gebliebene Lebensmittel einfach auf einen Tisch im Treppenhaus, von dem sich auch jeder wiederum etwas nehmen kann.“