Der Küferstüble-Wirt Markus Fränkel mit ein paar Raketen aus der Drogerie. Auf der Bartenbacher Festwiese werden dann aber schon die richtig dicken Dinger gezündet. Foto: Horst Rudel

Im Göppinger Stadtbezirk Bartenbach können sie es wieder einmal nicht abwarten. Dort wird bereits zum fünften Mal am Vorabend von Silvester ein Feuerwerk gezündet. Und alljährlich wächst die Zahl der Zuschauer, die dabei sein wollen.

Göppingen - Es soll Menschen geben, die viel Geld für eine Flugreise nach Samoa ausgeben, nur um als Erste auf das neue Jahr anstoßen zu können. Schließlich sind uns die Inseln im Südpazifik – aber Vorsicht: nur die westlichen – einen halben Tag voraus. Billiger geht es im Kreis Göppingen. Da fährt man einfach nach Bartenbach und ist noch früher dran. Dort lassen sie es schon am 30. Dezember krachen.

Die Veranstaltung ist fast schon eine gute Tradition in dem Göppinger Stadtbezirk geworden. Zum fünften Mal lädt Markus Fränkel, seines Zeichens Wirt im Küferstüble, auf die Festwiese hinter Turnhalle und Schule ein. Irgendwann zwischen 18 und 21 Uhr gibt er das Startsignal. Dann steigen Raketen in die Luft, malen bunte Blumen an den Abendhimmel und es prasselt Gold- und Silberregen auf die Schaulustigen hernieder. 2000 bis 3000 Menschen waren es im vergangenen Jahr auf der Festwiese. Wie viele rundum auf den umliegenden Anhöhen das Schauspiel verfolgten, ist ungewiss. Die Veranstaltung sei förmlich explodiert. „Alle haben Zeit, sind zu Hause und warten auf Silvester“, erklärt sich Fränkel den Erfolg des kleinen Vorglühens. Zudem fehlt die Konkurrenz durch andere Festivitäten wie im Sommerhalbjahr.

Einfach das Budget zusammengelegt

2011, als er die Veranstaltung zusammen mit Steffen Ruess aus der Taufe hob, war das allerdings allenfalls eine Vermutung. Ruess fand die Platzierung einen Tag vor der großen Silvesterböllerei sogar fast ein wenig frivol. Allerdings hatte der diplomierte Informatiker gerade erst seine Lizenz zum Pyrotechniker erworben und lechzte nun danach, sein Können in seinem nicht ganz alltäglichen Hobby unter Beweis zu stellen. „Wann kann man sich schon mal so richtig austoben?“, fragt Fränkel. Zudem schien der Termin am Jahresende auch bezüglich der Kosten vorteilhaft zu sein. „Wir wollten einfach das Budget für die Silvesterknallerei zusammenlegen“, erinnert sich Ruess. Denn da hatte er schon immer mehrere 100 Euro verballert.

Weitere Freunde schlossen sich an, und so kamen die beiden Familienväter, deren Töchter die gleiche Klasse besuchen, auf ein stattliches Sümmchen. Inzwischen liegen Feuerwerkskörper im Wert von mehreren tausend Euro bereit, die aus dem Verkauf von Glühwein, roten Würsten und Kesselgulasch finanziert werden. „Wir wollen natürlich keine roten Zahlen schreiben“, sagt Fränkel, der im Anschluss noch zu einer After-Böller-Party in die Festhalle einlädt. In den vergangenen Jahren klappte das so gut, dass sogar ein stolzer Betrag an die Kindergärten oder die Leseinsel der Grundschule gespendet werden konnte. Eine goldene Nase wolle er sich mit dem Feuerwerk schließlich nicht verdienen, sagt Fränkel. Für ihn lohne sich das auch so: „Der Werbeeffekt für meine Gastwirtschaft ist nicht zu unterschätzen.“

Zu Silvester gibt es nur noch ein Tischfeuerwerk

Vor vier Jahren konnte er ein wenig PR durchaus gebrauchen. Da hatte sich nämlich auch der heute 46-Jährige einen Bubentraum erfüllt und vom Programmierer zum Koch in der eigenen Gastwirtschaft umgesattelt. Ruess hingegen blieb Informatiker, und das ist bisweilen derart anstrengend, dass er in diesem Jahr beim Feuerwerk passen muss.

Die Tradition lebt trotzdem fort. Der Pyrotechniker Stephan Dietl, ebenfalls ein alter Bartenbacher, der heute allerdings im Schwarzwald lebt, wird Lunte legen. Derweil wird sich Steffen Ruess am Silvesterabend wohl auf ein kleines Tischfeuerwerk beschränken müssen. Und Fränkel? Da gibt es nichts. Abbau und das Putzen der Wiese seien so aufwendig, dass er abends ziemlich geschafft sei. „Ich weiß nicht, ob ich bis 24 Uhr überhaupt noch wach bin.“