Beim Columbus-Verlag in Krauchenwies ist eine Lagerhalle abgebrannt. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Tausende Globen und Karten sind beim Columbus-Verlag bei einem Großbrand in Flammen aufgegangen. Vor zwei Wochen hatte es auf dem Firmengelände in Krauchenwies bei Sigmaringen schon einmal gebrannt, im Ort selbst hatte es zwei weitere Feuer gegeben. Die Polizei sieht einen Zusammenhang.

Krauchenwies - Ein Lagergebäude des renommierten Globus-Herstellers Columbus in Krauchenwies (Kreis Sigmaringen) ist bei einem Brand in der Nacht zum Freitag vollständig zerstört worden. Die Polizei spricht von einem Schaden von mutmaßlich 1,5 Millionen Euro. Zunächst habe ein Stapel mit Holzpaletten gebrannt, dann habe das Feuer auf die Lagerhalle übergegriffen, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg, Thomas Kalmbach. Die Produktionsstätten des Unternehmens seien aber nicht betroffen. Die Feuerwehr war mit mehr als 100 Kräften vor Ort. Die Flammen waren demnach am Donnerstagabend gegen 23 Uhr ausgebrochen. Gegen 2.45 Uhr am Freitag sei das Feuer bis auf einzelne Brandnester gelöscht gewesen. Zwei Feuerwehrleute wurden bei den Löscharbeiten leicht verletzt.

Vor zwei Wochen hat schon mal gebrannt

Bereits vor zwei Wochen war es auf dem Gelände der Firma zu einem Brand gekommen. Es seien 35 Paletten mit bereitgestellter Ware in Brand geraten, die sich nicht von selbst hätten entzünden können, hieß es damals in einer Mitteilung des Polizeipräsidiums Ravensburg. Man schätzte den Schaden auf 40 000 Euro. Die Polizei ermittelte gegen einen 41-jährigen Mann, der sich „in verdächtiger Weise“ in Brandortnähe aufgehalten hatte. Polizeisprecher Kalmbach betonte jetzt aber, dass es gegen diesen Mann keinen dringenden Tatverdacht gebe. Dass es sich erneut um Brandstiftung handelt, davon ist die Polizei aber überzeugt. Es habe in den vergangenen Wochen viermal in dem Ort mit 5000 Einwohnern gebrannt, und vieles im Ablauf ähnele sich, so Kalmbach. Einmal stand ein Altkleider-Container in Flammen, der sich aber fast zwei Kilometer entfernt vom Columbus-Verlag befand. Nicht alle Fälle beziehen sich also auf das eine Unternehmen.

Im Büro der Kanzlerin soll ein solcher Globus stehen

Der Verlag selbst ist derzeit nicht erreichbar. Im Stuttgarter Kosmos-Verlag, der seit zwei Jahren die Mehrheit am Columbus-Verlag hält, wisse man nichts Näheres, teilte eine Sprecherin mit.

Der Columbus-Verlag mit rund 60 Mitarbeitern hat in den vergangenen Jahren eine deutliche Aufwärtsentwicklung erlebt und gilt nicht nur als der älteste, sondern auch als der wichtigste Hersteller von Globen in Deutschland. Selbst das Büro von Kanzlerin Angela Merkel soll ein solcher Globus schmücken. Einfache maschinelle Globen für weniger als 100 Euro werden in dem Unternehmen ebenso hergestellt wie handgefertigte Erdkreise mit einem Meter Durchmesser für mehr als 16 000 Euro. Es gibt Exemplare, bei denen manche Hauptstädte als Swarovski-Kristalle funkeln. Für Kinder hat man gemeinsam mit dem Kosmos-Verlag spezielle Erdkugeln entwickelt, die sich als Verkaufshit entpuppt haben. Auch interaktive Globen, die etwa beim Tippen auf ein Land die Nationalhymne spielen, sind im Angebot.

Der Columbus-Verlag ist 1909 in Berlin gegründet worden, im Jahr 1993 zog er nach Krauchenwies. Damals hatte das Unternehmen in der größten Krise seiner Geschichte gesteckt – nach der Wende wurde ein Großteil der Aufträge storniert, weil niemand mehr Globen haben wollte, auf denen noch die DDR oder die Sowjetunion eingezeichnet ist. Seither hat Columbus aber einen großen Aufschwung erlebt, was vor allem mit dem Geschäftsführer Torsten Oestergaard zusammenhängt.