In Bayreuth laufen die Vorbereitungen auf die anstehenden Festspiele. Foto: dpa

In der vergangenen Saison ging es ruhig zu in Bayreuth, beinahe beschaulich. Kein Eklat, keine laute Streiterei und sogar Katharina Wagners „Tristan“ gefiel. In diesem Jahr - so scheint es - ist aber wieder alles beim Alten.

Bayreuth - Eigentlich war der Plan ein anderer: Skandal-Künstler Jonathan Meese sollte Richard Wagners letzte Oper in diesem Jahr bei den Bayreuther Festspielen als Regisseur auf die Bühne bringen, Andris Nelsons sollte dirigieren.

Doch bei der Premiere des „Parsifal“ am 25. Juli wird keiner der beiden dabei sein. Meese wurde bereits 2014 vom Grünen Hügel verjagt - angeblich, weil sein Konzept zu teuer wurde. Und Nelsons warf nur vier Wochen vor der Eröffnung der Festspiele das Handtuch und wird nun kurzfristig von Hartmut Haenchen ersetzt. Nicht einmal Festspielleiterin Katharina Wagner persönlich konnte Nelsons zum Bleiben bewegen.

Gerüchte, der musikalische Leiter Christian Thielemann habe sich zu sehr in seine Arbeit eingemischt, halten sich hartnäckig, auch wenn Thielemann das gute Verhältnis zu dem Dirigentenkollegen betont und der „Süddeutschen Zeitung“ sagte: „Ich bin mit ihm fast befreundet.“ Der Sprecher der Festspielleitung, Peter Emmerich, spekulierte lieber, die verstärkten Sicherheitsvorkehrungen rund um das Festspielhaus könnten die Künstlerseele Nelsons gestört haben.

Verstärkte Sicherheitsvorkehrungen

Seit einigen Wochen nämlich ist das Festspielhaus eingezäunt - wohl zum ersten Mal in seiner Geschichte. Wer das Haus betreten will, braucht einen Sonderausweis, zum ersten Mal herrscht auch eine Akkreditierungspflicht für Journalisten und Fotografen, die am roten Teppich vor dem Festspielhaus auf die Prominenz warten wollen. Terrorangst in Bayreuth.

Bei den Festspielen ist man nicht sonderlich glücklich darüber. Regisseur Uwe Eric Laufenberg, der als Nachrücker für den gefeuerten Meese sein altes „Parsifal“-Konzept aus der Schublade geholt hat, das er eigentlich an der Kölner Oper auf die Bühne bringen wollte, hadert ganz offen mit dem Sicherheitskonzept.

„Wenn wir in einer offenen Gesellschaft leben wollen, wird es die absolute Sicherheit nicht geben“, sagt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Die Statistik sagt, dass es viel wahrscheinlicher ist, bei einem Autounfall ums Leben zu kommen als bei einem Terroranschlag. Die Furcht vor dem Terroranschlag ist also - auch in Zeiten, in denen sie gerechtfertigt ist - viel zu groß und wird von der Gesellschaft viel zu hoch gezogen.“

Angeblich islamkritische Inszenierung

Spekulationen, die Sicherheit sei auch darum in diesem Jahr ein so großes Thema, weil seine „Parsifal“-Interpretation eine islamkritische sei, wies er entschieden zurück. „Da kann mir aber keiner erzählen, dass das irgendwas mit mir zu tun hat“, sagt er. „Man könnte den zweiten Akt in Richtung Islam denken - trotzdem geht dieses Stück nicht um den Islam, es geht ums Christentum.“

Laufenberg, selbst großer Wagner-Fan und seit 1980 Stammgast auf dem Grünen Hügel, sagt, er habe sich für seine Inszenierung vor allem an Richard Wagner selbst orientiert. „Was den „Parsifal“ angeht, habe ich mich vor allem mit der Uraufführungs-Inszenierung von Wagner selbst beschäftigt, die 50 Jahre an diesem Haus gelaufen ist, und mir die Frage gestellt, wie Wagner selbst die Oper heute inszenieren würde.“

Die Antwort auf diese Frage gibt es am Montag, 25. Juli - und zwar nicht nur im Festspielhaus, sondern auch in rund 100 Kinos in Deutschland. Die Neuinszenierung soll per Satellit auf die Kinoleinwand übertragen werden. So kann auch Angela Merkel (CDU) die Premiere vielleicht doch noch sehen. Zur Eröffnung der Festspiele wird die Bundeskanzlerin, die mit ihrem Mann Joachim Sauer eigentlich zu den Stammgästen zählt, nämlich nicht kommen - allerdings nach Angaben der Stadt Bayreuth nicht wegen Sicherheitsbedenken, sondern aus terminlichen Gründen.