OB Frank Nopper in seinem Element: Im Biergarten von Volksfestwirtin Sonja Merz durfte er ein Fass anstechen. Foto: Andreas Engelhard

Sein geliebtes Volksfest musste er absagen – aber ran ans Fass darf der OB trotzdem. Frank Nopper (CDU) ist es anzusehen, wie glücklich ihn das macht. Mit nur einem Schlag hat er den Biergarten von Festwirtin Sonja Merz eröffnet.

Stuttgart - Manche sagen, Frank Nopper (CDU) habe sich vor allem deshalb um den Chefsessel des Stuttgarter Rathauses beworben, um auf dem Cannstatter Volksfest das erste Fass mit launigen Worten anzustechen – auf dass sein Jugendtraum wahr wird! Jetzt ist er zwar als OB seiner Heimatstadt überwiegend heiter im Amt, aber der Wasen fällt erneut in der Pandemie aus. Lange hinaus gezögert hat der 60-Jährige die Entscheidung über den großen Rummel, zwischendurch auch ein Volksfest Light in Aussicht gestellt. Vor wenigen Tagen aber hat Nopper die Absage gleich beider Wasen-Varianten verkündet. Das Gelände dort am Neckar gehört weiterhin allein den Coronateststationen.

Um doch noch öffentlich zu zeigen, wie perfekt er den Umgang mit Bierfässern beherrscht, machte der CDU-Mann die offizielle Biergarteneröffnung von Stuttgarter Hofbräu und der Volksfestwirtin Sonja Merz zur Chefsache. Ein Schlag reichte ihm! Hat Frank Nopper für den Fassanstich in Stuttgart trainiert? „Ich hab’ 18 Jahre lang beim Backnanger Straßenfest Fässer angestochen“, antwortet er. Beherzt schlug der OB zu und dankte hinterher den Leuten von der Brauerei. „Das Fass war gut aufgestellt“, lobt er. Hofbräu-Chef Martin Alber persönlich überwachte die traditionelle Zeremonie.

Nopper trägt die „Steigerung der Bierseligkeit“ vor

Frank Nopper trug mit einem Maßkrug in der Hand die Steigerung der „Bierseligkeit“ vor: „Bier, gutes Bier, saugutes Stuttgarter Bier.“ Damit drückte er seine Freude über den Brauereiwechsel im Biergarten beim Bahnhof aus. Nach 25 Jahren hat die heimische Brauerei Hofbräu die badische Brauerei Eichbaum ausgestochen. Schließlich trug der OB drei Bierverse vor, um allen klar zu machen, dass es in einer Stadt mit gutem Wein auch auf gutes Bier ankomme.

Ins abgesperrte Gelände zu den Bierbänken und Biertischen durften nur Menschen, die genesen, zweifach geimpft oder getestet sind – anders als etwa im benachbarten Kreis Esslingen, wo die Inzidenzen deutlich niedriger sind als in Stuttgart, weshalb man dort keine Nachweise mehr braucht. Viele der Gäste (dabei: Festwirt Hans-Peter Grandl, zahlreiche Schausteller und Volksfest-Fans) trugen Dirndl und Lederhose. Hofnarr Bunga-Bunga-Luigi sang, als gebe es keinen Morgen, und das Hofbräu-Regiment spielte so leidenschaftlich Partymusik, auch wenn Party mit Tanz noch warten muss.

„Wir machen das Beste daraus“

Die Stimmungslage bewegte sich zwischen der Trauer, dass erneut das Volksfest ausfällt, und einem trotzigen „Wir machen das Beste daraus“. Der finanzielle Schaden für die Volksfest-Beteiligten wird groß sein. Und immer wieder ist zu hören, warum in Hamburg der Sommerdom möglich ist, aber sich Stuttgart selbst unter Bierfassmeister Nopper nicht traut, einen Rummel Light auf den Wasenweg zu bringen.