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Wer für diesen Sommer einen Ferienjob sucht, hat schlechte Karten. Grund des drastischen Stellenrückgangs für Schüler und Studenten ist die Wirtschaftskrise.

Stuttgart - Wer für diesen Sommer einen Ferienjob sucht, hat schlechte Karten. Grund des drastischen Stellenrückgangs für Schüler und Studenten ist die Wirtschaftskrise. Die Firmen beschränken sich auf die Stammbelegschaften, nur in der Dienstleistungsbranche sind die Aussichten nicht ganz so düster, ergab eine Umfrage. "Wir haben nur tröpfchenweise Angebote", berichtet etwa Werner Geier von der Stuttgarter Arbeitsagentur. "Sie reichen vom Auslieferungsfahrer für einen Pizza-Service bis hin zum Getränke-Mixer für eine Bar." Waren es vor einem Jahr bis zu 400 Job-Angebote, sind es in diesem Jahr gerade mal 50.

Die wenigen Unternehmen, die keine Kurzarbeit eingeführt haben, besetzten offene Stellen mit bereits bekannten Ferienarbeitern oder Angehörigen von Mitarbeitern. "Neu ist die kurzfristige Einstellung als Aushilfe für ein bis zwei Tage", erklärt Geier. Auch spezielle Qualifikationen wie Computerkenntnisse oder ein Bachelor-Abschluss seien mehr als noch im Vorjahr gefragt.

Besonders spürbar ist der Einbruch in der Automobilbranche. Voraussichtlich stellen weder der Hersteller Daimler noch der Zulieferer Bosch in diesem Jahr Ferienarbeiter ein. Laut einer Unternehmenssprecherin wird es bei der Stuttgarter Daimler AG, wo sonst mehr als 1000 Schüler und Studenten die Urlaubsvertretung der Mitarbeiter übernahmen, keinen einzigen Ferienjob in den Pkw-Werken und in der Nutzfahrzeugproduktion geben. Vielmehr blieben verschiedene Werke des Autobauers wegen der Auftragsflaute im Sommer für mehrere Wochen geschlossen.

Auch der weltgrößte Automobilzulieferer Bosch (Stuttgart) rechnet - erstmals in der Nachkriegszeit - im laufenden Geschäftsjahr mit roten Zahlen. Im vergangen Jahr hatte das Unternehmen allein im Werk Stuttgart-Feuerbach 600 Ferienarbeiter beschäftigt. In diesem Jahr muss der Zulieferer nicht nur diese verzichten, sondern auch mehreren zehntausend Beschäftigten die Arbeitszeit kürzen. "Uns fehlen die entsprechenden Aufträge", begründet eine Unternehmenssprecherin die Einsparungen. Auch der Autozulieferer ZF in Friedrichshafen lässt seine Stammbelegschaft kurzarbeiten und bietet deshalb keine Vertretungsstellen an.

Wer dagegen als Schüler im Biergarten bedient oder als Student im Privathaushalt putzt, hat gute Chancen, sein Taschengeld aufbessern oder die Studiengebühren bezahlen zu können. "Was geht, sind Dienstleistungen und Gastronomie", berichtet der Stuttgarter Arbeitsvermittler Anton Till. Allerdings müssten sich die Ferienarbeiter in diesem Jahr auf eine schlechtere Bezahlung einstellen. "Die Bandbreite reicht von sechs bis über zehn Euro pro Stunde", weiß Till.