Die Fledermausexpertin Ilona Bausenwein zeigt, dass der Flügel einer Fledermaus deutlich größer ist als der Körper. Foto: Alexandra Kratz

30 Schüler entdecken beim Ferienprogramm im Waldheim Heslach die Natur.

Kaltental/Dachswald - Madam Näschen ist ein Großes Mausohr. Das ist die größte Fledermausart, die es in Deutschland gibt. Näschen kam als verletztes Tier zu Ilona Bausenwein. Sie hat die Fledermaus wieder aufgepäppelt. Und danach wollte Näschen nicht mehr weg. An diesem Tag hat Bausenwein das Tier mit ins Waldheim Heslach gebracht. Dort verbringen derzeit 30 Kinder die schulfreie Zeit. „Mit Eberhard Eichhörnchen auf Tour“ heißt das vom Jugend- und Umweltamt gemeinsam initiierte Ferienprogramm.

Während Bausenweins Besuch sitzen die Mädchen und Jungen im Stuhlkreis. Mehr als zwei Stunden lang lauschen sie gespannt, was die Fledermausfrau zu erzählen hat – und lernen dabei viel Neues. So zum Beispiel, dass Fledermäuse nicht nur nachts unterwegs sind, sondern immer dann, wenn sie sich sicher fühlen. Dass Fledermäuse vor allem Insekten und Spinnen fressen, manche aber die Exemplare mit behaarten Beinen verschmähen. Eine Mückenfledermaus vertilgt zwischen 3000 und 6000 Moskitos am Tag.

Seit 18 Jahren gibt es einen Verein

Ilona Bausenwein transportiert die Fledermäuse in kleinen aus Seegras geflochtenen Kisten. In jeder befindet sich zudem ein Tuch, in das sich die Tiere hineinkuscheln können. „Fledermäuse brauchen das“, betont Bausenwein. Wer eine kranke Fledermaus in einem großen Schuhkarton transportiere, riskiere deren Tod. „Die Tiere regen sich so auf, dass sie sterben können“, sagt die Expertin. Bausenwein beschäftigt sich seit fast 40 Jahren mit Fledermäusen. Sie pflegt kranke und verletzte Tiere – und zwar immer mit dem Ziel, diese dann wieder auszuwildern, wie sie betont. Vor 18 Jahren gründete sie den Verein „Freundeskreis der Schlossfledermäuse Tübingen“. Ihr Ziel ist es, mit den Vorurteilen aufzuräumen, die viele gegenüber den Tieren haben. Dazu hält sie Vorträge in Kindergären, Schulen und bei Jugendfreizeiten. In Tübingen bietet sie zudem Führungen an.

Basteln und werkeln mit Holz

Die Kinder, die an diesem Nachmittag im Waldheim Heslach sind, haben jedenfalls keine Angst mehr vor den Fledermäusen. Im Gegenteil, sie haben noch viele Fragen als Bausenwein eigentlich schon gehen will. Viele der Mädchen und Jungen waren schon in den vergangenen Jahren mit Eberhard Eichhörnchen auf Tour. „Wir wollen den Schülern die Natur spielerisch näher bringen“, sagt Ulrike Kieninger vom Jugendamt. Ihre Kollegin Elisabeth Schiller vom Umweltamt ergänzt: „Die Kinder sollen die Zusammenhänge verstehen und lernen, warum es wichtig ist, die Natur zu schützen und nicht nur zu konsumieren.“ Die Teilnehmer des Ferienprogramms kochen zum Beispiel Marmelade aus selbst gepflückten Beeren, erkunden den Bach in der Heidenklinge, basteln und werkeln mit Holz und Filz.