„Keine Touristenwohnung“ steht auf diesem Transparent. Viele Einwohner von Barcelonas malerischen Vierteln wehren sich gegen Airbnb. Foto: AFP

Spaniens Stadtregierungen finden, dass die Ferienapartments in ihren Kommunen überhand genommen haben. Ihre Versuche, das Geschäft zu beschneiden, sind unterschiedlich.

Madrid - „Du glaubst gar nicht, wie sich das hier in den letzten drei Jahren verändert hat“, sagt Paco, der sein Leben als Flugbegleiter verdient. Am liebsten ist er aber bei sich zuhause im Madrider Altstadtviertel Malasaña. Eigentlich. Aber jetzt: „Alles voller Guiris“, sagt Paco. Guiris sind hellhäutige Ausländer. Die machen alles anders. Die gehen in dieses neue Café an der Ecke. „Ich war neulich auch mal da“, sagt Luisa, eine alte Dame aus dem selben Haus wie Paco. „Die Magdalenas heißen dort Muffins. Und als ich um ein Glas Wasser bat, zeigten sie mir freundlich auf einen Wasserspender in der Ecke, statt mir eines zu bringen. Da gehe ich nicht wieder hin.“ Was Paco und Luisa aber am meisten stört: dass eine der Erdgeschosswohnungen in ihrem Haus seit kurzem an Touristen vermietet wird. Das ist illegal. „Aber was soll man machen?“ Die beiden zucken mit den Schultern.

Airbnb und ähnliche Plattformen haben in wenigen Jahren die spanischen Innenstädte erobert und die Nachbarschaftsvereine gegen sich aufgebracht: Weil sie Einwohner verdrängen, mutmaßlich ihren Teil zu steigenden Mieten beitragen und die Ladenstruktur verändern. Fast alle Stadtregierungen haben sich Strategien ausgedacht, das Angebot der übers Netz beworbenen Wohnungen zu beschränken, aber besonders erfolgreich waren sie bisher nicht.

Barcelona führt den Kampf gegen Airbnb besonders hartnäckig

Barcelona, das mehr als jede andere spanische Stadt von Touristen überlaufen ist, führt diesen Kampf am hartnäckigsten. Dort gibt es schon seit 2014 keine neue Lizenzen mehr, und die linke Bürgermeisterin Ada Colau hält sich zugute, in den vergangenen drei Jahren gut 3000 illegale Ferienapartments geschlossen zu haben. Wer den Verdacht hat, dass eine Nachbarwohnung ohne gültige Lizenz an Touristen vermietet wird, kann über eine eigens eingerichtete Telefonnummer oder über ein Formular im Netz Anzeige erstatten.

„Wir wollen nichts weiter, als dass Airbnb das Gesetz einhält“, sagt die Zweite Bürgermeisterin Janet Sanz. Die Verbreitung von immer mehr Ferienwohnungen hat die 1,6-Millionen-Einwohner-Stadt trotzdem nicht verhindern können. Über Airbnb sind in Barcelona heute knapp 20 000 Wohnungen im Angebot, 1000 mehr als vor einem Jahr und 4000 mehr als vor drei Jahren.

Der neue Bürgermeister Madrids sieht Airbnb offenbar gelassen

In der Hauptstadt Madrid, die doppelt so groß ist wie Barcelona und sich über den Tourismus bis vor kurzem nie beschwert hat, ist der Ferienwohnungsboom noch erstaunlicher: von 8000 Anfang 2016 auf heute 21 500. Die damalige linke Stadtregierung von Bürgermeisterin Manuela Carmena erließ zum Frühlingsanfang dieses Jahres einen „Besonderen Beherbergungsplan“, der für Urlauberapartments unter anderem einen eigenen Zugang von der Straße fordert.

Konsequenzen hatte das bisher keine. Nun ist in Madrid mittlerweile ein konservativer Bürgermeister ans Ruder gekommen, und der hat noch nicht zu erkennen gegeben, dass er sich wegen der von seiner Vorgängerin beklagten „Touristifizierung“ der Stadt irgendwelche Sorgen macht.

Valencia hat Airbnb eine dicke Geldbuße auferlegt

In Valencia am Mittelmeer sieht das anders aus. Dort ist es die linke Regionalregierung, die den Kampf gegen Airbnb aufgenommen hat. Die Plattform geht gerade durch die Gerichtsinstanzen, um eine 30 000-Euro-Buße abzuwenden, die ihr wegen Werbung für Ferienwohnungen ohne Lizenz auferlegt wurde. Bisher haben die Richter der Regionalregierung Recht gegeben. „Früher oder später muss Airbnb seine Haltung ändern und verstehen, dass die Verordnungen dafür da sind, eingehalten zu werden“, sagt der zuständige Tourismussekretär Francesco Colomer. In der Stadt Valencia hat sich die Zahl der Airbnb-Apartments seit Anfang 2016 auf heute 7350 mehr als verdoppelt.

Am bemerkenswertesten aber ist der Fall von Palma de Mallorca. Dort ist die Vermietung von Ferienwohnungen verboten. Nach den Daten der Website „Inside Airbnb“ stehen dort zurzeit aber trotzdem 1950 Apartments für Urlauber zur Verfügung. Verbote sind das eine, ihre Durchsetzung das andere.