Mose nimmt von der Stimme im Dornbusch seinen Auftrag an – Rainer Schön geht vor 150 Kindern in seiner Rolle auf. Foto:  

Die Dorffreizeit bietet im 30. Jahr wieder eine Woche für junge Menschen unter christlich-ökumenischem Vorzeichen. Mehr als 80 freiwillige Mitarbeiter der katholischen und evangelischen Gemeinde machen das Ganze erst möglich.

Hemmingen - Sie sitzen auf dem Boden und singen. Mit mehr als 150 Kindern ist der Gemeindesaal am Montagmorgen um neun rappelvoll. Am ersten Tag der Sommerferien beginnt in Hemmingen traditionell die Dorffreizeit. Wenige Meter weiter sitzt ein Mann mit grauem Haar, wallendem Bart und lila Gewand. Er studiert ein mehrseitiges Manuskript. „Ich muss noch textsicher werden“, sagt Rainer Schön lachend. Der 44-Jährige spielt demnächst den Mose, der von Gott am brennenden Dornbusch seinen Auftrag entgegennimmt. Das biblische Theaterstück gehört zum Auftakt der Dorffreizeit ebenso dazu wie mehr als 200 fröhliche Menschen – von ganz klein bis ganz groß.

Viele Fragen für die Kinder

„Meine Welt ist voller Fragen“ heißt das Thema in diesem Jahr. Kinder haben viele Fragen, meinen der Diakon Matthias Bauder und die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Leoba Stehmer und Anja Pfeiffer von der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde. An jedem Vormittag der Woche behandeln sie eine Frage. „Wer hat Gott entdeckt?“ ist die erste, „Kann ich mit Gott reden?“ die zweite. „Wie lieb ist eigentlich der liebe Gott?“ wird am dritten Tag besprochen und am vierten Tag geht es um soziale Ungerechtigkeit. Danach wird dann gebastelt.

„Es ist total schön“, sagt Sara, als sie mit den anderen nach dem Auftakt loszieht. Olivia, Alexandra und Melina finden das auch. Eva, obwohl wie die anderen um die zehn Jahre alt, hat schon lange Dorffreizeit-Erfahrung: sie wurde schon als Zweijährige von ihrer Mutter mitgebracht.

Überstunden für die Dorffreizeit

Alex Kühnle ist die Leiterin der Mädchengruppe. Sie habe selbst fünf Kinder, erzählt sie, und sie ist in der evangelischen Gemeinde in der Kinderstunde und der Jungschar engagiert. Mit Begeisterung unterstützt sie die Dorffreizeit, „dafür nehme ich Überstunden. Die Kinder geben so viel zurück.“ Karina Geppert hat gerade zwei ihrer drei Kinder zur Freizeit gebracht, der Jüngste ist noch zu klein. „Kira und Timo haben immer sehr viel Spaß“, erzählt ihre Mutter, „ich finde es super, dass die Kinder Werte mitbekommen. Meine Tochter singt die Lieder noch Wochen danach.“

Ob die Kinder evangelisch oder katholisch sind, spielt bei dieser Veranstaltung keine Rolle. Das ökumenische Konzept ist schon seit 1997 eine der Säulen der Dorffreizeit. „Alle katholischen und evangelischen Kinder werden eingeladen“, betont Lioba Stehmer, „und diejenigen, die im Jahr zuvor dabei waren.“ Sogar für ganz Kleine gibt es Platz: die neunzehnte Gruppe sind die Ein- und Zweijährigen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deren gibt es genug – was nicht nur Anja Pfeiffer freut. „Das ist ein Segen.“ Die Ehrenamtlichen aus dem großen Mitarbeiterkreis treffen sich bereits Wochen zuvor mehrmals, um die Themen und Methoden zu besprechen – und auch das biblische Theaterstück, mit dem jeder Tag beginnt. Kurz vor Zwölf sind noch einmal alle im Gemeindesaal zusammen – dann gehen die Kinder zum Mittagessen nach Hause.

Sechs Frauen schaffen in der Küche

Für die Großen hat eine Mannschaft schon den Vormittag über geschafft: Ruth, Larissa, Emma, Anke und Susanne wirbeln in der Küche, Martina Ramsaier hat die Töpfe ebenso im Blick wie den Schokopudding und die Kolleginnen, die Salat putzen und Zucchini schnippeln. Die Hauswirtschaftsleiterin hat ihre Premiere als Küchenchefin für die Mitarbeiter. Mit den Kindern noch den Nachmittag zu verbringen, wäre zwar denkbar. „Das ist dann das Waldheimkonzept“, erklärt Matthias Bauder, „es würde aber viele überfordern.“

Mose hat da sein lila Gewand schon abgelegt – nach dem Auftritt bei der Dorffreizeit beginnt für Rainer Schön der Arbeitstag. Der Prophet hatte nach seiner Begegnung am Dornbusch mehr zu tun.

In Hemmingen gibt es neben der Dorffreizeit noch die Ferienspiele, welche die Gemeinde und das Jugendhaus anbieten. Dort gibt es zum Schluss der Ferien auch eine einwöchige Kinderbetreuung.