Ein Grund zum Jubeln: der Beginn der Sommerferien Foto: dpa/Felix Kästle

Soll Baden-Württemberg am festen Ferientermin im Sommer festhalten? Eine alte Debatte wird erneut aufgerollt, denn Berlin und Hamburg rütteln am jetzigen System.

Stuttgart/Berlin - Kurz nach der Rückkehr der baden-württembergischen Schüler aus den Pfingstferien Mitte Juni begannen für die Schüler in Berlin bereits die Sommerferien. Das soll es aus Sicht von Berlin und Hamburg nicht mehr geben. Die beiden Stadtstaaten machen sich dafür stark, dass die Sommerferien künftig frühestens Anfang Juli starten. Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will an der bisherigen Regelung für Baden-Württemberg festhalten – auch, um die Pfingstferien zu retten.

Wie werden Ferientermine festgelegt?

Die Sommerferien werden alle paar Jahre von einer Länderarbeitsgruppe abgestimmt und von der Kultusministerkonferenz beschlossen – die Termine stehen bis zum Jahr 2024 fest. Die übrigen Ferientermine bestimmen die Länder selbst. Eine deutsche Besonderheit bei den Sommerferien ist das sogenannte rollierende System. Die Länder sind in fünf Gruppen geteilt, die zu unterschiedlichen Zeiten mit den Ferien starten. Der Ferienbeginn der Gruppen ändert sich allerdings von Jahr zu Jahr – 2024 starten die Ferien in Berlin erst am 18. Juli, vier Wochen später als in diesem Jahr. Baden-Württemberg und Bayern als fünfte Gruppe nehmen nicht am rollierenden System teil.

Wie sieht die Regelung für

Baden-Württemberg aus?

Baden-Württemberg hat sich Mitte der 1990er Jahre wieder aus dem rollierenden System verabschiedet und sich verpflichtet, wie Bayern die Ferien möglichst weit nach hinten zu schieben. Seit 1995 beginnen die Sommerferien jeweils Ende Juli und dauern bis Mitte September. In der Regel ist der letzte Donnerstag im Juli erster Ferientag – Schulbeginn ist sechseinhalb Wochen später am Montag. 2020 dauern die Sommerferien vom 30. Juli bis zum 12. September, 2021 von 29. Juli bis zum 11. September, 2022 vom 28. Juli bis zum 10. September. Baden-Württemberg und Bayern haben als einzige Länder Pfingstferien.

Warum gibt es überhaupt ein rollierendes System?

Ein Ziel war, durch gestaffelte Ferienzeiten überfüllte Straßen und Ferienorte zu vermeiden. Derzeit sind es vom ersten Ferientag im ersten Bundesland bis zum letzten Ferientag im letzten Bundesland 85 Tage. Würde der früheste Ferienstart auf Anfang Juli verschoben, betrüge der sogenannte Ferienkorridor nur noch 73 Tage. Das führe zu riesigen finanziellen Einbußen, warnt der Deutsche Tourismusverband. Auch andere Erwägungen spielten eine Rolle. Sommer- und Herbstferien sollten in früheren Zeiten die Mithilfe von Kindern bei der Feldarbeit ermöglichen. Die katholische Kirche kritisierte vor Jahrzehnten die Verkürzung der Osterferien, weil dadurch weniger Zeit für die Vorbereitung der Schüler auf die Erstkommunion bleibe.

Was wünschen sich die Betroffenen?

Der Landeselternbeirat Baden-Württemberg spricht sich dafür aus, die jetzige Regelung beizubehalten. Die Pfingstferien seien inzwischen etabliert und für viele Familien zur Haupturlaubszeit geworden, weil dann die Preise oft günstiger seien, sagt der Landesvorsitzende Carsten Rees. Der Landesschülerbeirat plädiert ebenfalls dafür, die festen Termine beizubehalten. „Für uns Schülerinnen und Schüler bietet der gleichmäßige Wechsel zwischen Ferien und Schulzeit die Möglichkeit, auch mal vom Gas zu gehen, um die „Batterien wieder aufzuladen“, sagt der Landesvorsitzende Leandro Cerqueira Karst.

Doro Moritz, Landeschefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, hingegen fordert eine Neuregelung. „Wenn Kultusministerin Eisenmann ernsthaft an einer Qualitätsentwicklung interessiert ist, darf sie sich einer Änderung der Ferienordnung nicht verschließen. Die Zerstückelung der zweiten Schuljahreshälfte mit Fasnachtsferien, Osterferien und Pfingstferien ist pädagogisch nicht sinnvoll.“ Michael Gomolzig vom Verband Bildung und Erziehung hingegen ist dafür, bei der jetzigen Regelung zu bleiben. Diese habe sich bewährt. „Wir sollten nicht immer neu diskutieren. Im Grunde kann man es nie allen recht machen.“