Der Fellbacher Hürdensprinter Stefan Volzer schaut auf ein neues Leichtathletik-Jahr mit neuen Herausforderungen. Foto: Patricia Sigerist

Für Stefan Volzer, 19, beginnt an diesem Sonntag in Mannheim die Hallensaison. Die Olympischen Spiele kommen aller Voraussicht nach noch etwas zu früh, zu den Europameisterschaften will der Hürdensprinter aus Fellbach aber schon.

Fellbach - Stefan Volzer macht sich am Sonntag daheim in Fellbach wieder mit der Sporttasche auf den Weg. Das ist nicht anders als an ungezählten Tagen davor, und doch ist es an diesem Morgen etwas Besonderes. Denn der 19-Jährige fährt nicht wie so oft zum Olympiastützpunkt nach Bad Cannstatt, um am rasanten Fortkommen auf der Laufbahn zu arbeiten. Sein Ziel ist Mannheim, ein Wettkampf, der erste seit Anfang August.

Stefan Volzer ist der U-20-Konkurrenz entwachsen

Damals, im Sommer, beendete Stefan Volzer im Olympiastadion in Berlin seine Freiluft-Bemühungen. Der Nachwuchssprinter preschte bei den deutschen Meisterschaften mit noch 18 Jahren bereits auf den fünften Platz unter den besten Männern des Landes über 110 Meter Hürden. Fünf Monate später, Winter ist zumindest angesagt, beginnt nach all den kaum von den Weihnachtstagen unterbrochenen Anstrengungen unter der Anleitung seines Kadertrainers Marlon Odom die Hallensaison. Und damit auch ein neues Leichtathletik-Jahr mit neuen Herausforderungen.

Stefan Volzer ist der U-20-Konkurrenz entwachsen. Künftig wird er nicht mehr über die in dieser Altersklasse noch 99,1 Zentimeter hohen Hürden setzen. Seine durchaus famosen Bestzeiten – 7,75 Sekunden über 60 und 13,49 Sekunden über 110 Meter – sind nun Geschichte. Sie bereichern die Annalen, die Rekordlisten. Der ehemalige Schüler des Friedrich-Schiller-Gymnasiums, der seit Herbst 2018 technisch orientierte Betriebswirtschaftslehre studiert, sieht sich jetzt bei jeder Gelegenheit mit 1,066 Meter hohen Hindernissen konfrontiert. Der Unterschied beträgt rund sieben Zentimeter. Ein kleiner und doch nicht ganz so kleiner Unterschied, worauf die Bestmarken des flinken Fellbachers – 7,87 Sekunden über 60 und vor allem 14,06 Sekunden über 110 Meter – hindeuten.

Ein wenig liebäugelt er gar mit der Qualifikation für die Hallen-Weltmeisterschaften im März in China

Der Hürdensprinter, fünfmal bereits deutscher Meister unter Nachwuchskräften und Studenten, will unter Erwachsenen direkt noch etwas eiliger über den Tartanbelag hetzen. Eben darauf hat Stefan Volzer seine Vorbereitung seit Mitte September ausgerichtet. Eben darauf kann er sich nun konzentrieren, zumal ihn mittlerweile auch außerhalb der Trainingsgestaltung ein professionelles Team umgibt. Den weithin geschätzten Fellbacher Sportmanager Klaus Kärcher, Langzeit-Berater von Turn-Olympiasieger Fabian Hambüchen und vielen mehr, hat er an der Seite. Auch Vera Michallek, die für die Wettkampfplanung zuständig ist. Und wenn Stefan Volzer sich am Sonntag in Mannheim aus dem Startblock ins Leichtathletik-Jahr 2020 stemmt, trägt er Klamotten eines neuen Bekleidungsausrüsters.

Den Höhepunkt in dieser Hallensaison nach Stationen in Mannheim, Sindelfingen, Düsseldorf und Dortmund sollen am 22./23. Februar die nationalen Titelkämpfe in Leipzig bilden. „Dort will ich aufs Podest“, sagt Stefan Volzer. Ein wenig liebäugelt er gar mit der Qualifikation für die Hallen-Weltmeisterschaften im März in China; die Norm dazu steht über die 60 Meter Hürden bei 7,70 Sekunden.

Der junge Fellbacher plant mithin für die Sommerspiele 2024 in Paris

Schon jetzt und erst recht zu Beginn des Geschehens unter freiem Himmel sehen die Leichtathleten auf diesem Globus den Olympischen Spielen entgegen. Für Stefan Volzer kommt das Großereignis in Tokio (25. Juli bis 9. August) aller Voraussicht nach etwas zu früh. „Das ist für mich zu hoch gegriffen“, sagt er. Die Anforderung des Weltverbandes IAAF ist überaus anspruchsvoll: Wer in Japan die 110 Meter angehen will, muss die zehn Hürden davor in 13,32 Sekunden hinter sich lassen. Zum Vergleich: Gregor Traber (LAV Tübingen) benötigte bei seinem nationalen Titelgewinn Anfang August auf der blauen Laufbahn in Berlin 13,68 Sekunden.

Der junge Fellbacher plant mithin für die Sommerspiele 2024 in Paris. In die Hauptstadt Frankreichs will er allerdings auch schon in diesem Jahr. In Paris stehen vom 26. bis zum 30. August die Europameisterschaften bevor. Die Teilnahme dort ist für Stefan Volzer, der schon 2017 bei den U-18-Weltmeisterschaften in Kenia, 2018 bei den U-20-Weltmeisterschaften in Finnland und 2019 bei den U-20-Europameisterschaften in Schweden internationale Erfahrung gesammelt hat, ungleich realistischer als jene in Tokio. Voraussetzung dafür: eine flotte Vorstellungsreihe bei den deutschen Meisterschaften am 6./7. Juni in Braunschweig.

Doch erst einmal macht sich Stefan Volzer an diesem Sonntag auf den Weg zum Hallen-Sportfest in Mannheim. Dann beginnt das neue Leichtathletik-Jahr mit all den neuen Herausforderungen.