Die Bürger müssen im nächsten Jahr mehr bezahlen. Foto: Patricia Sigerist

Obwohl die Stadtwerke die Strompreise senken, müssen Bürger im nächsten Jahr mehr bezahlen: Der Staat hält die Hand auf.

Fellbach - Wenn es nur um den reinen Strompreis ginge, dann könnten die Kunden der Stadtwerke frohlocken. „Wir senken die Preise“, verkündete Thomas Mahlbacher, Vorsitzender der Geschäftsführung des Fellbacher Versorgungsunternehmens auf Anfrage. Aber das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Zum Strompreis kommen noch jede Menge staatlich veranlasste Entgelte, Umlagen, Gebühren und Steuern dazu. Im Endeffekt wird der Strom teurer. 27,750 Cent je Kilowattstunde (kWh), rund 3,5 Prozent mehr, müssen Grundversorgungskunden von 1.  Januar an im Standardtarif zahlen. Die Stadtwerke geben Einsparungen beim Stromeinkauf an die Kunden weiter, doch das wird durch höhere Netzentgelte, Aufschläge für die Förderung von erneuerbarer Energie (EEG) sowie weitere Umlagen zunichte gemacht. Insbesondere die EEG-Umlage schlägt mit fast einem Cent je Kilowattstunde durch. Erhöht wird auch der Grundpreis für Eintarifzähler um 10 Prozent auf 6,67 Euro, für Zweitarifzähler auf 9,52 Euro wegen gestiegener Kosten für Messungen und Abrechnungen.

Die Grundversorgungstarife betreffen nur etwa 15 Prozent aller Kunden der Stadtwerke. An die Treue-Plus-Kunden werden die SWF dieser Tage wieder Vertragsangebote schicken, ebenfalls mit Preiserhöhungen, allerdings gegenüber dem Grundtarif etwas günstiger. Für „eine Handvoll Kunden“ allerdings wird es einen kräftigen Aufschlag geben. Im Jahr 2011 hatten die Stadtwerke erstmals – Mahlbacher glaubt, auch zum letzten Mal – Verträge mit zweijähriger Laufzeit angeboten. Davon haben die Stromkunden rege Gebrauch gemacht, so Mahlbacher. Als nach einem Jahr die EEG-Umlage „explodierte“, drohte den Stadtwerken ein Millionenverlust. Sie mussten die Verträge neu aushandeln. Auf das Angebot, die Hälfte der höheren EEG-Umlage zu übernehmen, gingen nur ganz wenige Kunden nicht ein. „Bei denen“, so Mahlbacher, „geht es jetzt drastisch hoch.“

Der Geschäftsführer der Stadtwerke geht davon aus, dass die EEG-Umlage in den nächsten Jahren weiter kräftig steigen wird. Schon beim derzeitigen Satz von 6,24 Cent je kWh vermutet er, dass der Betrag künstlich niedrig gehalten wurde. In den bisherigen Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen in Berlin hat er wenig konkretes zur Energiewende gefunden. Begrüßen würde er, wenn die Pläne umgesetzt werden, die Nutzung von Strom für Wärme zu fördern. Auch die Stadtwerke wollen die Tarife für Speicherheizungen und auch für Wärmepumpen niedrig halten – die vor wenigen Jahren noch verpönten Nachtspeicherheizungen gelten jetzt als hilfreiche Abnehmer von überschüssigem Strom aus Solar- und Windkraftanlagen.

Zum Jahresanfang wird sich auch der Arbeitspreis für Gas um 3,3 Prozent auf 6,7 Cent je kWh im Grundversorgungstarif erhöhen. Für Treue-Plus-Kunden wird der Arbeitspreis bei 5,6 Cent liegen.