Der halb fertige Tower in Fellbach ragt weit über seine Umgebung heraus. Foto: Patricia Sigerist

Während aus dem einstigen Gewa-Tower, dem 107 Meter hohen Wohnturm in Fellbach, ein Schwabenlandtower mit 194 Mietwohnungen wird, fechten Rechtsanwälte noch juristisch um Zahlungsmodalitäten des Kaufpreises. Jetzt haben sich die Parteien geeinigt.

Fellbach - Der Gewa-Tower in Fellbach ist längst zum Schwabenlandtower umgeplant worden, und die neue Investorin, die CG-Gruppe, bereitet den einst für 66 Luxuswohnungen geplanten 107-Meter-Riesen aktuell zum Ausbau für 194 Mietwohnungen vor. Derweil tauschen Rechtsanwälte wegen des Vermögens der insolventen Gewa fleißig Schriftsätze aus: Namentlich der Gewa-Insolvenzverwalter Ilkin Bananyarli, der gemeinsame Vertreter der Gläubiger, Gustav Meyer zu Schwabedissen und die Vertreter der CG-Gruppe. Die Gläubiger sind Geldanleger, die eine Finanzierungsanleihe für den Turmbau zu Fellbach gezeichnet hatten und sehnsüchtig auf den Rückfluss eines weiteren Teils ihres investierten Gelds warten.

Im Extremfall hätte gedroht, dass der Tower-Verkauf noch scheitert

Nun haben sich die drei Parteien über die Zahlung von einer Million Euro geeinigt, was insofern besonders ist, als dass letztlich der gesamte Kaufpreis auf dem Spiel stand. Wie Gustav Meyer zu Schwabedissen an die Gewa-Gläubiger schreibt: „Hätte man sich nicht verständigt, hätte dies im Extremfall das Scheitern des ganzen Verkaufsvorgangs zur Folge haben können.“ Dann wäre die Stadt Fellbach wieder mit einer weithin sichtbaren, unverkäuflichen Bauruine und die Gläubiger mit einem Totalverlust ihrer Geldanlage dagestanden.

Dazu kommt’s aber nicht. Wie viel Geld die CG-Gruppe insgesamt in die Hand nahm, um den Tower aus seiner Pleite zu erwerben, geschätzt 14 bis 15 Millionen Euro, und um die bereits vertraglich eingestiegenen Wohnungskäufer wieder abzufinden, ist nie exakt gesagt worden. Die Grundlage der Fälligkeit für den Zusatzkaufpreis von einer Million Euro jedenfalls hat die Stadt Fellbach gelegt, als sie vor Kurzem genehmigte, im bestehenden Rohbau des Towers 194 Wohnungen einzubauen. Es mussten mindestens 185 Wohnungen werden, damit diese Million gezahlt werden muss.

Unterschiedliche Auffassungen, wann der Zusatzkaufpreis zu zahlen ist

Nachdem das erfüllt war, gab es allerdings unterschiedliche Rechtsauffassungen in der Frage, ob die Million sofort fällig ist oder ob der Insolvenzverwalter erst der Übertragung des Eigentums zustimmen muss. Selbst die ausgefuchsten Rechtsanwälte konnten diese Frage unter sich nicht verbindlich klären, „sodass wir hier einen Kompromiss gefunden haben. Dieser lautet, dass der Insolvenzverwalter der sofortigen Übertragung des Eigentums zustimmt. Im Gegenzug erhält die CG-Gruppe ein Zahlungsziel bis zum 1. März 2020, wobei der Zusatzkaufpreis mit dem Anleihezinssatz verzinst wird“, schreibt Gustav Meyer zu Schwabedissen.

Mit diesem Kompromiss konnte eine gegenseitige Blockade verhindert werden. Da die ursprüngliche Anleihe mit lockenden 5,5 Prozent jährlich verzinst werden sollte, aber nicht wurde, können die Anleger, gemessen am heutigen Zinsniveau, die erneut spätere Auszahlung wohl verschmerzen. Die CG-Gruppe wiederum kann das ihr übertragene Eigentum als Sicherheit einsetzen, um ihre Kreditlinie für den Schwabenlandtower bei den finanzierenden Banken um eine weitere Million ausweiten. Ohnehin gibt der CG-Chef Christoph Gröner laut eigener Aussage fast zehn Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant für den Tower aus, unter anderem für eine modernisierte Energieversorgung, die deutlich weniger Klimagas CO2 ausstößt.

Gustav Meyer zu Schwabedissen kommentiert den Vorgang: „Insofern haben sich die Vertragsparteien aus meiner Sicht auf eine vernünftige und pragmatische Lösung verständigt.“ Der SLT 107 Schwabenlandtower wird somit in Kürze auf rund 11 000 Quadratmeter Wohnfläche ausgebaut. In seinem Sockel entsteht ein Drei-Sterne-Plus-Hotel mit 164 Zimmern. Neben der Tower-Fassade, die mit einem höheren Energiestandard ausgeführt werden soll, wird insbesondere das Hotel hochwertiger umgesetzt als in den alten Plänen vorgesehen, mit größeren lichtdurchfluteten Fenstern und modernen Materialien.

Fertigstellung des Schwabenlandtowers für zweites Quartal 2021 erhofft

Im zweiten Quartal 2021, sechs Monate später als bisher vorgesehen, soll der Bau fertig werden. Mit der Suche nach einem Kompromiss über den Zusatzkaufpreis hat die Verzögerung nichts zu tun. Vielmehr haben das neue Baugenehmigungsverfahren und die Planung für einen erhöhten Energiestandard viel Zeit gekostet.

In der Region Stuttgart engagiert sich die CG-Gruppe derzeit bei drei Entwicklungsvorhaben. Neben dem Schwabenlandtower in Fellbach verantwortet das Unternehmen das Böblinger City-Carré und das Otto-Quartier in Wendlingen und verwirklicht damit 630 neue und auch dringend benötigte Wohnungen. Die CG-Gruppe nennt sich übrigens „Deutschlands größter Mietwohnungsbauentwickler“.