Eine Rettung der Verletzten aus einer Tiefgarage wird simuliert. Foto: Alexander Ernst

Das Training der drei Abteilungen in Fellbach, Schmiden und Oeffingen klappt wie am Schnürchen. Ein Brand in einer Tiefgarage wird simuliert.

Fellbach - Markerschütternd gellen am Samstagnachmittag die Schreie aus großer Höhe durchs Schmidener Gewerbegebiet: „Hilfe, Hilfe, Feuer!“ Drunten in der Welfenstraße stehen rund 60 Schaulustige – und nehmen die angsterfüllten Notrufe des Quintetts, das sich vom sechsten Geschoss auf die Baustellenumrüstung geflüchtet hatte, recht abgebrüht zur Kenntnis.

Mit der Drehleiter geht’s in 23 Meter Höhe. Foto: Alexander Ernst
Was für ein dankbares Spektakel. Tatsächlich allerdings ist es keine echte, sondern eine angenommene Notlage, die sich im Rohbau zwischen dem Soccer-Center und dem Bauknecht Business Park abspielt. Der dortige Rohbau dient den Feuerwehren aus Fellbach, Schmiden und Oeffingen als Trainingsobjekt für ihre aktuelle Hauptübung. Detailliert ausgetüftelt hat das Prozedere der stellvertretende Kommandant der Oeffinger Brandschützer, Christian Köder.

Größere Übungsobjekte sind im Fellbacher Stadtgebiet nicht immer leicht zu finden. So war es ein glücklicher Zufall, dass ein Arbeitskollege Köders derzeit als Bauleiter auf jener Baustelle agiert und so den „kurzen Draht“ zu Bauknecht für die samstägliche Nutzung anzapfen konnte.

Kurz nach 14 Uhr, ruckzuck kommt Leben ins zuvor ruhige Industriegebiet: „Tatü, tataaa!!!“ Das freut die Zuschauer – etliche sind wegen ihres vernehmbaren Fachwissens als Nachwuchs der Einsatzkräfte identifizierbar. Neben Kind und Kegel lässt sich auch mancher Dackel mit Frauchen das Spektakel nicht entgehen. Mit Blaulicht und Martinshorn brausen von beiden Seiten, von der Salierstraße im Norden und der Blumenstraße im Süden, die Feuerwehrautos heran.

Der Brand in der Tiefgarage wird zur Herausforderung für die Feuerwehrmänner

Köder hat folgendes Szenario anberaumt: Zunächst wird nur ein Brand in der Tiefgarage gemeldet – diese misst 120 Meter, was angesichts der Länge der Schläuche eine Herausforderung darstellt. Dann dringt Rauch ins Treppenhaus. Auf der Rückseite flüchten einige Personen im zweiten Geschoss aufs Baustellengerüst. Ganz oben, knapp unterhalb des Flachdaches, machen sich die genannten Opfer lautstark bemerkbar.

Unmissverständlich knallen Anweisungen der Abschnittsleiter übers Bauknecht- Areal. Aufgeteilt in zwei Bereiche, machen sich die Feuerwehren routiniert an ihre Tätigkeit: Die Tiefgarage nehmen die Schmidener in ihrer Atemschutzausrüstung in Angriff, der zweite Abschnitt, das Bürogebäude, ist Sache der Fellbacher Wehr. Die Oeffinger Kräfte unterstützen beide Abschnitte je nach Bedarf.

Die Lage für die Opfer im sechsten Stock ist bedrohlich

Die Lage für die Opfer im sechsten Stock, 23 Meter über dem Erdboden, ist bedrohlich. Flugs wird die Drehleiter der Fellbacher Abteilung emporgefahren – wegen der Schrägstellung zur Hauswand hin sind 27 Meter nötig, angesichts der Länge von 30 Metern gäbe es noch eine kleine Reserve. Die Geretteten steigen in den Korb, dann geht’s hinab, wo die Kollegen vom Roten Kreuz die Verletzten (mal als Puppen, mal als „echte“ Komparsen) auf den Tragen zu den Krankenwagen bringen.

Nach einer dreiviertel Stunde ist die Hauptübung zuende. Allmählich rollen die Kräfte, unterstützt von einigen Kindern, die Schläuche wieder ein, die Fahrzeuge rollen gen Heimat. Bei der Abschlussbesprechung im Schmidener Feuerwehrhaus ist Chef Köder äußerst zufrieden. Trotz der Beteiligung von insgesamt 70 Feuerwehrleuten und gut zehn DRK-Helfern hat die Koordination bestens geklappt. Für ihn war es „Neuland als Einsatzleiter“, sagt Köder, „ich bin selber erstaunt, dass das so gut funktioniert hat.“ Und vom Leiter des DRK habe er gar zugeflüstert bekommen: „Das hat noch nie so gut funktioniert wie heute.“

Auf ein Neues also? Das zumindest wäre die logische Folge des gelungenen Samstagnachmittags. Denn die gemeinsamen Hauptübungen aller drei Fellbacher Abteilungen gab es bisher eher selten. „Es wäre sinnvoll und wünschenswert, wenn das öfter als fünf bis zehn Jahre stattfindet“, gibt der Schmidener Kommandant Rainer Lebherz die künftige Richtung vor. Christian Köder ist noch mutiger: „Vielleicht kriegen wir das jetzt ja jedes Jahr hin.“