Felix Sauter ist geistig behindert, er malt am liebsten in seinem Küchenatelier (Foto) oder bei seinem Künstlerkollegen Paule in Hamburg Foto: Gottfried Stoppel

Felix Sauter ist geistig behindert. Vor ein paar Jahren hat er das Malen entdeckt. Seither entstehen ausdrucksstarke Bilder. Am Samstag wird eine Ausstellung mit den Werken des 47-jährigen Beschäftigten der Remstalwerkstätten eröffnet.

Schwaikheim - Manchmal klopft er große Sprüche und hält Volksreden, gerne zu einem aktuellen Thema, das er in den Radionachrichten oder im Fernsehen aufgeschnappt hat. Oft indes ist er lieber still und ganz für sich allein. Das war schon immer so. Felix Sauter aus Schwaikheim ist geistig behindert. Ein Autist.

Aber wenn er Gefallen an jemandem gefunden hat oder an einer spezielle Tätigkeit, dann bleibt der 47-jährige Beschäftigte der Waiblinger Remstalwerkstätten dran. Menschen, die er in seiner Jugend kennen- und schätzengelernt hat, die er dann aber Jahrzehnte lang nicht getroffen hat – er vergisst sie nicht. Er ist ein schlauer Kopf – auf seine Art.

Jedes Bilder ist ein originelles Unikat

Vor ein paar Jahren hat Felix Sauter das Malen entdeckt. Seither sitzt er zwar nicht jeden Tag vor seiner Staffelei, das wäre ihm dann doch zu viel Stress. Wohl aber alle paar Wochen einmal werden die Farben angerührt. Er produziert seine Bilder fast wie am Fließband – wobei sich diese Beschreibung allein auf die Anzahl der Werke bezieht. Jedes Bilder ist ein originelles Unikat. Viele seiner Werke sind knallbunt, die meisten eher abstrakt. Manche sind ziemlich duster, einige fast komplett schwarz. Auf wenigen seiner Acrylbilder kann man sofort erkennen: ein Mensch, eine Tulpe. Keine Frage, der Mann, der unter der Woche bei seinen Eltern am Ortsrand von Schwaikheim lebt, am Wochenende aber in seiner eigenen kleinen Wohnung mitten im Flecken, ist ein Künstler. Felix Sauter ist ein Künstler und ein Lebenskünstler.

Gemalt wird fast ausnahmslos samstags. Dann verwandelt sich Felix Sauters kleine Küche in das Küchenatelier, aber nur, wenn die Freundin seiner Tante kommt. Ganz allein malen – das macht er nicht. Künstlerische Höhepunkte sind die Tage in Hamburg bei seinem Freund Paule. Paule heißt eigentlich Peter Paulwitz-Matthäi. Er ist freier Maler und Grafiker, ein Freund der Familie. Felix besucht Paule einmal im Jahr, dann begleitet ihn seine Tante auf der Fahrt im ICE. Auf der Rückreise sind die beiden oft voll bepackt mit neuen Kunstwerken. Wenn die Tante aber mal mitkommen will in Paules Atelier, dann kann Felix Sauter stinkig werden. Er ist eben gerne allein mit seinem Freund Paule.

„Eine eigenständige künstlerische Produktion“

Peter Paulwitz-Matthäi erinnert sich noch gut an sein erstes Treffen mit Felix Sauer im Hamburger Atelier. Er hatte sich auch eine Staffelei aufgebaut, um parallel zu arbeiten. „Allerdings konnte ich mir das bald abschminken: Felix brauchte jede Menge Farbe, Papier, Pinsel und so weiter.“ Paule war schnell in der Assistentenrolle, kam kaum hinterher, Papier zu schneiden, Paletten mit Farben nach Felix’ Wahl zu füllen und die fertigen Arbeiten zum Trocknen an den Atelierwänden aufzustellen und neue Malbretter mit Papier zu bekleben. Heute sagt der Hamburger Künstler und Pädagoge: Felix Sauters „eigenständige künstlerische Produktion“ könne sich mit jeder anderen messen lassen, sein Schaffen rechtfertige auch „sein Selbstverständnis als Maler und Künstler“.

Der aller größte Fan von Felix Sauter ist seine Mutter Regina Sauter, eine pensionierte Hauptschullehrerin. Im Haus von Felix’ Eltern hängen Bilder des Filius an nahezu jeder Wand. Zu Weihnachten werden Karten mit dessen schönsten Bildern darauf gedruckt und verschickt. Kürzlich hat Frau Sauter beschlossen: die ausdrucksstarken Werke müssen unbedingt öffentlich gezeigt werden. Sie warf ein Auge auf die zurzeit leer stehende ehemalige Schleckerfiliale in der Bahnhofstraße gleich neben ihrem alten Elternhaus. Der Eigentümer des Ladengeschäft spiele mit, sagt Regina Sauter und strahlt. Er stelle die Räume für eine Woche zur Verfügung.

Die Ausstellung wird am Samstag eröffnet

Verkauft werden sollen die Bilder zunächst nicht. Wobei Felix Sauter diese Aussage der Mutter lautstark kommentiert: „Doch, doch...“ Niemand wisse, wie viel so ein Bild überhaupt wert sei, sagt Regina Sauter. Für die Werke der überregional bekannten Künstler der Diakonie Stetten, der Trägerin der Remstalwerkstätten, werden mitunter viele hundert Euro bezahlt. Egal, sagt Regina Sauter sinngemäß. Es gehe ihr zunächst einmal nur darum, einem größeren Kreis von Interessenten die tollen Kunstwerke von Felix zu zeigen.

Falls sie indes jemals zu einer größeren Summe kommen sollte, Regina Sauter wüsste, was zu tun wäre mit dem vielen Geld. Sie würde die alte Scheune des Hauses, in dem Felix seine Wohnung hat – es gehört der Familie – zu einem Künstler- und Maleratelier umbauen lassen.