Bereits 18 der neuen intelligenten Rollstuhlverladesysteme von Felitec sind bestellt worden. Foto:  

Felix Liehr baut seit 25 Jahren Fahrzeuge für Menschen mit Behinderung um. Der Schorndorfer hat nun das erste intelligente Rollstuhlverladesystem entwickelt, das zu jedem Modell und jedem Auto passt. Dafür hat er im Rahmen des Landesinnovationspreis eine Anerkennung erhalten.

Schorndorf - Wenn man so will, steckt in Brownie Plus alles drin, was sich Felix Liehr in den vergangenen 25 Jahren an Erfahrung und an technischem Wissen angeeignet hat. Es ist sein Meisterstück. Hinter dem Namen steckt kein Gebäck, sondern das weltweit erste intelligente Rollstuhlverladesystem von Felitec, der Schorndorfer Firma für behindertengerechten Fahrzeugumbau. Für diese herausragende Leistung hat Inhaber Felix Liehr eine Anerkennung im Rahmen des Landesinnovationspreis bekommen. „Davon war ich total überwältig, das hat mich in den siebten Konstrukteurshimmel versetzt“, sagt er.

Umgerüstete Fahrzeuge auch für Kunden in Asien

Felitec baut erfolgreich und für Kunden in der ganzen Welt Fahrzeuge für Menschen mit Behinderungen um. Auch dieses Jahr wurden umgerüstete Autos in den Nahen Osten oder nach Asien geliefert. Beim Gang durch die Werkstatt in Schorndorf-Schlichten bekommt man einen kleinen Eindruck von der enormen Bandbreite: Das eine Auto wird für einen Kunden ohne Arme umgebaut. Im Fußraum wird eine Scheibe installiert, „in diese klinkt er sich mit einem Spezialschuh ein, dadurch kann er den Wagen lenken“, erläutert Liehr. Der Van daneben ist dagegen fast komplett ausgeweidet. Sein Besitzer ist querschnittsgelähmt und hat kaum Sitzstabilität. Er wird sich in Zukunft per Lift mit seinem Rollstuhl ins Auto heben lassen und dort in seinen drehbaren Sitz umsteigen.

Liehr will seinen Kunden eine neue Lebensqualität verschaffen und mehr Selbstbestimmung. Diese Ziele waren auch die treibende Kraft für die neueste Entwicklung des 54-Jährigen. Fast sechs Jahre ist es her, dass er angefangen hat, an einem intelligenten Verladesystem zu tüfteln. „Das war an Weihnachten. Meine Frau und meine Töchter haben sich einen Film angeschaut und ich habe im Nebenzimmer konstruiert“, sagt Liehr und lacht.

Bisherige Rollstuhlverladesysteme waren Liehr zu unflexibel

Ausgangspunkt war, dass er bei seinen Umbauten immer wieder auf ein Problem gestoßen ist: „Für jeden Rollstuhl, für jedes Auto gibt es ein bestimmtes Verladesystem, das ist sehr unflexibel“, erläutert er. Denn die wenigsten Kunden hätten nur ein einziges Modell in Benutzung.

Dank einer selbst entwickelten Software, dank Transpondern am Rollstuhl und Sensoren an der Verladeeinrichtung ist Brownie Plus universell einsetzbar. Es ist per Knopfdruck, App oder Sprache bedienbar, besteht aus Komponenten regionaler Lieferanten und ist durch ein kleines Solarpanel mit Batterie energieautark. „Das ist vor allem für die Reichweite von E-Autos wichtig“, sagt Liehr, der sich bewusst viel Zeit gelassen hat mit der Entwicklung: „Ich wollte alles richtig machen.“ Das ist offenbar gelungen: Bei der offiziellen Vorstellung auf einer Fachmesse im Frühjahr sei sein System auf große Resonanz gestoßen: „Alle, die sich dafür interessiert haben, haben ein Angebot angefordert.“

Jedes Jahr rüstet Felitec bis zu 200 Fahrzeuge um

Felix Liehr erzählt von einem Kunden, der bei der Suche nach einem Verladesystem verzweifelt ist: „Der Mann ist groß und sein Rollstuhl sehr schwer. Daran sind andere Verladesysteme gescheitert, jetzt bekommt er gerade unser System eingebaut“, sagt Liehr, der sechs Monteure in der Werkstatt beschäftigt. 18 Brownie-Plus-Bestellungen gibt es bereits, „das ist in unserem Segment sehr gut.“

Bis zu 200 Autos rüstet Liehr mit seinem Team um. Mehr sollen es gar nicht werden, denn der Firmenchef möchte nah dran bleiben an den Menschen, die zu ihm kommen: „Der persönliche Kontakt zu den Kunden ist uns sehr wichtig.“ Dazu gehört die genaue Beratung, bei der ein Teststand zum Einsatz kommt, den es nur sechsmal in Deutschland gibt. Genau wird geprüft, welche Bewegungen möglich sind, welche Kräfte die Kunden noch haben.

Gibt es Kunden, denen Felix Liehr nicht weiterhelfen konnte? „Man muss sich natürlich fragen, wie weit man bei der Umrüstung gehen will, wie weit man der Technologie vertraut“, sagt er und hat noch viele Ideen parat. „Ich weiß gar nicht, ob meine Zeit noch für alle reicht“, sagt der Tüftler.