Horst Messing aus Filderstadt sammelt alte Briefe und Ansichtskarten. Seine Tochter Stefanie Campagna entdeckte darunter einen Feldpostbrief, der sie besonders berührte. Foto: Leonie Schüler

Feldpostbriefe, die der 21-jährige Soldat Wilhelm Wahler im Ersten Weltkrieg an seine Familie im Remstal schickte, haben mehr als hundert Jahre später dessen Tochter erreicht. Zufall oder Schicksal – in jedem Fall eine unglaubliche Geschichte.

Filderstadt/Fellbach - Lautenbach, 8. März 1915: Wie geht es denn auch immer bei Euch? Was für Wetter habt Ihr denn? Ich muss oft an Euch denken, besonders heute Nacht wieder, wenn ich bei grimmiger Kälte und undurchsichtigen Schneewehen am Gewehr Wache halte, damit uns die Franzosen, die keine 1000 Meter weg sind, nicht überrumpeln, so muss ich oft denken, wie schön Ihr es habt, wo Ihr Euch gemütlich ausschlafen könnt, ohne feindlichen Geschossen ausgesetzt zu sein. Auch ich schätze jetzt erst, wie viel schöner mein Leben vorher war. Man darf nicht kecklich an die Vergangenheit denken, sonst übermannt einen Wehmut. Ich will lieber gar nicht davon reden, es ist auch für mich besser. Ich kann nur sagen, die können sich glücklich schätzen, die das nicht mitmachen müssen, denn da muss man manche harte Entbehrung, ohne zu murren, ertragen.