Regenwetter kann dem Landwirt Fritz Auch-Schwarz (Mitte) die Stimmung nicht vermiesen. Bauprojekte rund um die Echterdinger Felder hingegen schon. Foto: Leonie Schüler

Der Flächenfraß auf den Fildern bereitet den örtlichen Landwirten große Sorgen. Dass das Verkehrskreuz vor Ort laut Bürgermeisterin Eva Noller der Nabel von Baden-Württemberg ist, tröstet die Bauern nur wenig.

Echterdingen - Für Fritz Auch-Schwarz, den Obmann der Echterdinger Landwirte, hätte es der Wettergott bei der Felderrundfahrt am Donnerstag nicht besser meinen können. „So ein schönes Wetter“, sagte er und wischte sich Regentropfen von der Stirn. Denn der Bauer und seine Kollegen haben sehnlich auf die natürliche Bewässerung ihrer Ackerböden gewartet. Die Teilnehmer der Felderrundfahrt – Vertreter von der örtlichen Politik und Wirtschaft – spannten ihre Regenschirme auf und nahmen’s gelassen.

Das Thema, das Fritz Auch-Schwarz am meisten unter den Nägeln brannte, ist der Verlust von immer mehr Filderboden an verschieden-ste Baumaßnahmen. Vom Traktoranhänger aus zeigte er auf die B 27, deren geplante Verbreiterung an den Feldern nagen wird, sowie auf den Flughafen, an dessen Westende ein weiteres Gewerbegebiet entstehen könnte. Mit dem Tempo, in dem gebaut und geplant wird, werde – in Anlehnung an die amerikanische Wirtschaftsregion Silicon Valley – über kurz oder lang ein „Silicon Filder“ entstehen, befürchtete der Landwirt. „Noch 30 bis 40 Jahre, dann ist die Landwirtschaft in L.-E. erledigt. Irgendwann haben wir überhaupt keine Fläche mehr, wo wir unsere Produkte anbauen können.“ Für die örtlichen Bauern sei es schon jetzt schwierig, von ihrer Arbeit ihre Familien zu ernähren.

Bürgermeisterin verteidigt Baupläne

Die Erste Bürgermeisterin Eva Noller, die mit im Traktor-Anhänger saß, betonte, dass die Landwirtschaft zu Leinfelden-Echterdingen gehöre und sehr wichtig sei. „Trotzdem sind wir an einem Ort, wo es den Landesflughafen gibt und die Landesmesse. Hier ist eine Verkehrsdrehscheibe, und die wird noch mehr kommen. Hier ist wirklich der Nabel von Baden-Württemberg, das kann man nicht wegdiskutieren.“ Die Stadt müsse steuernd eingreifen, damit die Flächen auf gute Weise gestaltet werden – zum Beispiel mit sozialem Wohnungsbau. „Wir brauchen Wohnungen. Wenn die Stadt Stuttgart da nichts macht, müssen wir es umso mehr machen“, sagte Noller. „Der soziale Friede wird uns sonst um die Ohren fliegen.“ Die Bürgermeisterin ergänzte, dass keine Einfamilienhäuser gebaut werden sollen, die viel Fläche schlucken, sondern „dicht und kompakt mit guten Nachbarschaften“.

Fritz Auch-Schwarz stimmte zu, dass „bisschen was“ gebaut werden müsse, „aber es sollte langsam mal intelligenter gestaltet werden. In der Vergangenheit hat die Stadt verdammt viel versäumt.“ Der Bauer kritisierte, dass Streuobstwiesen und Wiesen geschützt seien, Ackerland aber nicht. „Jede Kommune will sich regionale Produkte auf die Fahne schreiben, aber in zehn Jahren können wir dann das Filderkraut aus Ungarn einfliegen lassen.“

Zum Schluss stimmte Auch-Schwarz nachdenkliche Töne an. Man solle nicht nur danach streben, immer größer zu werden. „Wir Menschen sind so klein, das sieht man bei jeder Naturkatastrophe. Wir sollten demütiger werden.“